Krieg um den Mond (German Edition)
Wincent für gewöhnlich ungehalten, weil sie seine Aussage in Frage stellten, aber Ellen konnte sich das erlauben.
„Das ist richtig. Nur diese Zeit haben wir nicht. Wir wissen, dass die Chinesen von unserem Fund erfahren haben und alles daran setzen, vor uns da oben zu sein. Und sie werden es genauso sehen wie ich: Das wäre eine nationale Katastrophe.“
Zustimmendes Gemurmel erfüllte den Raum.
„Das Problem ist: Den Vorsprung, den wir hatten, haben wir zum größten Teil verloren. Schuld daran sind die Chinesen. Was die Sache endgültig schwierig macht, ist, dass wir nicht wissen wie weit sie selbst sind. Vielleicht brauchen sie noch ein Jahr, aber vielleicht starten sie schon morgen. Das ist der Grund, warum wir keine vier Monate warten können. Jeder Tag ist kostbar.“
„Wenn die uns sabotieren, warum sabotieren wir nicht auch? Warum sollen wir uns das gefallen lassen?“, fiel Gordon dazwischen. Die ganze Angelegenheit rührte an seinen Stolz und die beifälligen Kommentare zeigten, dass es den anderen ähnlich ging.
„Leider können wir nicht mit gleicher Münze zurückzahlen. Es dürfte Ihnen in Erinnerung sein, wie alle wichtigen Handelsplattformen ausgefallen sind. Nicht nur der Online-Handel, auch jede Menge wichtige Lieferketten zwischen den Unternehmen sind unterbrochen worden. Unsere Industrie ist wesentlich stärker darauf angewiesen als die der Chinesen, weshalb unsere Angriffe nicht die entsprechende Wirkung haben. Das ist der Preis, den wir für unsere moderne Wirtschaft bezahlen.“
„Dann schlagen wir eben anders zurück. Werfen wir ihnen eine Bombe auf ihren Startplatz.“
Normalerweise hätte sich Gordon eine Rüge für diese Unterbrechung eingehandelt. Jetzt aber gingen die Wogen allgemein so hoch, dass Wincent Mühe hatte, alles wieder unter Kontrolle zu bringen. Er war froh, als wieder Ruhe eintrat, und dachte nicht mehr an den Verursacher.
„Meine Damen und Herren, ich bitte um Konzentration. Ob und wie wir gegen China vorgehen, ist nicht unser Thema. Das entscheiden der Präsident und das Pentagon. Unser Job ist es, so schnell wie möglich auf dem Mond zu sein. Wir müssen unbedingt die Umgebung um den Fundort erkunden und vor allem die Schraube endlich auf die Erde bringen. Um das zu erreichen haben wir uns um verschiedene Möglichkeiten bemüht. Gordon, bitte berichten Sie!“
Gordon genoss das Gefühl, wenn sich aller Augen auf ihn richteten und jeder gespannt auf seine Worte wartete.
„Die Angriffe haben uns sehr behindert“, begann er langsam, „aber trotzdem sind wir gut vorangekommen. Um das Ergebnis vorwegzunehmen: Ich bin zuversichtlich, dass ich es schaffen kann, diese Mission in vier Wochen startbereit zu haben.“
Er konnte es nicht lassen, ‘ich’ statt ‘wir’ zu sagen. Er riskierte es, weil er damit rechnete, dass das Erstaunen über diese kurze Frist überwiegen würde. Genauso war es.
Gordon ließ seine Worte wirken und hoffte auf die ungläubige Rückfrage, die unweigerlich kommen musste: „Und wie wollen Sie das erreichen?“
„Wir waren sehr kreativ. Von der ersten Mission existieren zwei Test-Rover. Die hatten wir gebaut, um verschiedene Situationen auf der Erde durchspielen zu können, falls es auf dem Mond Probleme geben sollte. Einen davon können wir so verwenden, wie er ist, um die weitere Umgebung zu erkunden. Wir verzichten auf das Setzen von Markierungen und gewinnen so die nötige Energie für die weiteren Fahrstrecken. Bei dem anderen Rover haben wir das Werkzeug für die Markierungen durch einen Greifarm ersetzt, der die Schraube aufnehmen kann. Das war im Grunde eine Kleinigkeit.
Das Lande- und Startmodul war von Anfang an als Einzelstück konzipiert. Deshalb hatte es mit den normalen Zulieferwegen wenig zu tun und war von der Sabotage durch die Chinesen so gut wie nicht betroffen. Diese Angriffe zielten auf die Rakete und waren leider so erfolgreich, dass wir auf deren Einsatz verzichten müssen. Der Ersatz hierfür war die eigentliche Herausforderung.“
Gordon machte eine Pause, um die Spannung zu erhöhen, denn alle wollten endlich die Lösung erfahren.
„Wie Sie wissen, bestand die ursprüngliche Planung darin, die komplette Mission mit unserer neu entwickelten Rakete für große Transporte auf den Weg zu bringen. Nachdem das nicht mehr geht, haben wir uns entschlossen die Mission aufzuteilen. Wir werden den Antriebsteil und das Lande- und Startmodul getrennt nach oben befördern und bei der Internationalen
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