Krieg um den Mond (German Edition)
Winkler?“
„Ja.“
„Können Sie frei sprechen?“
„Einen Moment.“
Olaf und Anne gingen hinaus, wo sie niemand hören konnte. Olaf hielt sein Ohr ganz nahe an Annes Handy, so dass er mithören konnte. Ihre Haare dufteten angenehm.
„Sie sind über alles informiert, was seit Ihrem Aufenthalt in der Schweiz geschehen ist?“, fragte Kowalev.
„Ich denke schon, aber ich weiß natürlich nicht, ob etwas fehlt.“
„In Ordnung. Sie wissen, dass die Amerikaner die Mond-Mission trotz der Sabotage gestartet haben?“
„Ja. Die waren sehr kreativ. Das muss man ihnen lassen. Ich weiß, das sie die Teile bei der ISS zusammengebaut haben und heute morgen von dort gestartet sind.“
„Gut. Was Sie noch nicht wissen: Die Chinesen haben vor einer Stunde auch eine Rakete gestartet. Unsere Ortungen ergeben, dass es sich um eine kleine Rakete handelt. Zu klein für eine Mondlandung.“
„Das klingt nicht gut.“
„Überhaupt nicht. Wir vermuten, dass die Chinesen nur das Ziel haben, die amerikanische Rakete abzuschießen.“
„Kann man das verhindern?“
„Ausgeschlossen. Auch die Amerikaner werden keine Möglichkeiten haben.“
„Und was sollen wir tun?“
„Informieren Sie so schnell wie möglich Dr. Bardouin. Er ist in der ESA in einem wichtigen Meeting und ich kann ihn dort nicht erreichen. Er soll Kontakt zur ESO aufnehmen. Sie sollen ihre Teleskope auf die Raketen richten. Nach unseren Berechnungen müssten sie eine gute Sicht haben. Vielleicht können wir den Vorgang dokumentieren.“
„Wir sind schon unterwegs. Danke für die Info.“
Anne und Olaf sahen sich an. Das war eine äußerst gefährliche Entwicklung. Zum ersten Mal kam offene Gewalt ins Spiel. An einen schönen Abend war nicht mehr zu denken. Sie beeilten sich, zurück zum Parkplatz zu kommen. Auf der Straße trafen sie ein junges Pärchen, das außer Schmusen offensichtlich nichts zu tun hatte. Anne drückte ihnen kurzerhand die Eintrittskarten in die Hand.
„Gönnen Sie sich etwas Nettes. Danach können Sie ja weiter machen.“ Ehe die beiden antworten konnten, war Anne schon weiter und versuchte Olafs Vorsprung einzuholen.
Die Fahrt zur ESA erinnerte Anne an die Autofahrt ins Sternenstädtchen. Olaf schien alle Verkehrsregeln vergessen zu haben. Der einzige Unterschied bestand darin, dass Olaf während der rasenden Fahrt nicht auch noch telefonierte. Anne hoffte inständig, dass sie nicht von einer Radarfalle erwischt wurden. Das würde teuer werden. Sehr teuer.
Der Pförtner der ESA hatte keine Chance mit seiner Beschwerde. Olaf ließ seinen Wagen einfach vor dem Eingang stehen und ignorierte den schimpfenden Mann. Mit ihren Ausweisen gelangten sie problemlos durch die Personenschleuse ins Innere des Gebäudes. Natürlich wussten sie, wo das Direktorium tagte. Ohne anzuklopfen, stürmten sie in den Raum. Zahlreiche Augenpaare blickten ihnen entgegen, einige nur verwundert über die Störung, andere unverhohlen abweisend.
Bevor Protest aufkommen konnte oder irgendjemand zu einer Reaktion fähig war, hatte Olaf bereits den großen Konferenztisch umrundet und Dr. Bardouin erreicht. Anne beobachtete das ganze Geschehen vom Eingang aus. Olaf flüsterte Dr. Bardouin wenige Sätze ins Ohr.
Der wandte sich kurz darauf an die Direktoriumsmitglieder, die den unerwarteten Überfall verständnislos verfolgten.
„Meine Damen und Herren, bitte entschuldigen Sie das unkonventionelle Auftreten von Dr. Bürki. Es ist tatsächlich berechtigt. Die Angelegenheit ist äußerst wichtig und duldet keinen Aufschub. Ich muss mich sofort darum kümmern.“
Die Fassungslosigkeit im Raum war mit Händen greifbar. Gleich würde eine Woge der Entrüstung losbrechen, aber bevor die ersten ihrer Empörung oder Verwunderung Luft machen konnten, ergänzte Dr. Bardouin: „Dr. Bürki wird Ihnen alles erklären. Dann werden Sie verstehen. Eine Bitte noch: Glauben Sie ihm! Es ist wahr.“
Mit eiligen Schritten verließ Dr. Bardouin den Raum und ließ Olaf alleine mit seiner Aufgabe zurück.
Dr. Bardouin bedeutete Anne, mit ihm zu kommen. Selbst im Weggehen konnte sie durch die geschlossene Tür hören, wie Olaf mit Fragen bombardiert wurde. Alle schienen gleichzeitig auf ihn einzureden. Er würde es nicht leicht haben.
Anne hatte keine Zeit darüber nachzudenken. Sie bekam von Dr. Bardouin eine eigene, nicht unbedingt leichte Aufgabe: „Gehen Sie in die Steuerzentrale und nehmen Sie sich unsere Programme zur Kursberechnung vor. Der Kurs der
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