Krieg um den Mond (German Edition)
gegenüber unseren Verbündeten verkaufen können. Aber wie lange wollen Sie warten? Sehen Sie aus dem Fenster. Demnächst trifft es Los Angeles oder New York. Wer weiß, was sich diese Teufel als Nächstes ausdenken.“
Jeder wusste, wen der Verteidigungsminister meinte.
„Wie lange brauchen Sie, bis Sie den Weltsicherheitsrat überzeugt haben? Oder diese übersensiblen Europäer?“ Es war klar, dass diese Optionen für ihn nicht in Frage kamen.
„Was schlagen Sie vor?“
„Mr. President, wir sollten unsere Flotte mobilisieren.“
„Und was wollen Sie damit erreichen? Wollen Sie etwa China angreifen?“
„Wir werden ihnen drohen. Sie sollen uns vor ihrer Küste sehen und wissen: Das nächste Mal ist eine von ihren Städten dran, Beweise hin oder her. Wir haben lange genug gewartet.“
„Unsere Umfragewerte brechen dramatisch ein“, schaltete sich der Minister für Heimatschutz ein. „Die Leute wollen sehen, dass wir handeln. Sie werden hinter uns stehen.“
Der Präsident sah in die Runde. Er spürte, dass sie eine Entscheidung von ihm verlangten. Er dachte an seinen Vorsatz, niemals leichtfertig in einen Krieg zu ziehen. Aber war das nicht schon Krieg? Vor seinem inneren Auge zogen nochmals die Bilder der Zerstörung vorbei, Cape Canaveral, die Küstenstädte. Sie erreichten den nördlichen Teil Floridas, den es nicht so stark erwischt hatte. Die Highways nach Norden waren verstopft. Wer konnte, flüchtete aus dem Sonnenstaat. Die Bilder waren schlimmer als manche Kriegsbilder. Einfach nichts zu tun, war keine Lösung. Ein Präsident musste Handlungsfähigkeit beweisen.
„Machen Sie die Pazifikflotte mobil!“
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41. Houston, Texas
„Ratsch - Knister - Plopp.“
Gordon riss ein weiteres Blatt von seinem Block ab, knäuelte es zusammen und warf es in den Papierkorb, der vor seinem Schreibtisch an der gegenüberliegenden Wand stand. Besser gesagt, er wollte den Papierball hineinwerfen, traf aber nicht. Er prallte am Rand ab und landete auf dem Boden. Noch nicht einmal das schaffte er, geschweige denn, einen Gedanken für ein neues Konzept zu fixieren.
Hurrikan „Kelvin“ hatte den größten Teil ihres Raumfahrtprogramms zerstört, zwar nicht die Verwaltung, die Entwicklung und die Steuerungszentralen, aber entscheidende Teile der Startanlagen in Cape Canaveral. Damit hatte der Hurrikan auch Gordons Pläne und sein Projekt vernichtet.
„Nein! Nicht der Hurrikan. Die Chinesen waren es!“, korrigierte Gordon.
Der Hurrikan war zwar schlimm gewesen, aber mit den entsprechenden Vorbereitungen hätten sie es geschafft. Schließlich war es nicht der erste Hurrikan, der über Florida gezogen war. Aber eben diese Vorbereitungen waren ausgeblieben, weil die Chinesen die Stromversorgung manipuliert hatten. Sicher, in Cape Canaveral hatten sie, wie in allen wichtigen Einrichtungen, eigene Notstromaggregate. Aber die waren dafür ausgelegt, das Nötigste im Normalbetrieb aufrecht zu erhalten. Für einen Katastrophenfall, in dem man an allen Stellen gleichzeitig mit höchster Energie Schutzmaßnahmen installieren musste, reichten sie bei weitem nicht aus. Außerdem hatten ihnen die Leute gefehlt. Ihr ausgefeiltes Katastrophenmanagement konnte nur funktionieren, wenn man mit den Mitarbeitern kommunizieren konnte - was ohne Strom kaum möglich war.
„Ratsch - Knister - Plopp.“
Außer der Überschrift stand nichts auf dem Blatt, das dem Papierkorb entgegenflog und ihn genauso verfehlte, wie alle anderen vorher. Diese Leere entsprach exakt dem Zustand von Gordons Gehirns. Und wenn der Leiter keinen Plan hatte, ergab es sich zwangsläufig, dass auch die Mehrzahl seiner Projektmitarbeiter tatenlos herumsaß, wenn sie sich nicht - wie Teresa - krankgemeldet hatten. Es musste ein Gedanke her, koste es, was es wolle.
Gordon quälte sein Gehirn und hätte fast das Telefon überhört. Er blickte auf das Display. Richard Wincents Sekretärin war am anderen Ende der Leitung.
Was will die? Das routinemäßige Meeting ist erst in zwei Tagen.
Er möge bitte zum Generaldirektor kommen. Nein, Unterlagen bräuchte er nicht mitzubringen.
Gordon wusste, dass das selten etwas Gutes bedeutete. Andererseits - er warf einen Blick auf den Hügel aus Papierbällen rund um den Abfalleimer - hätte er auch keine sinnvollen Unterlagen mitnehmen können.
Auf dem Weg nach oben kam er an Mirjam vorbei, die an Teresas Schreibtisch saß und einen Pappkarton packte. Neben ihr stand Richard Spencer, der Hüne vom
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