Krieg um den Mond (German Edition)
Sicherheitsdienst, der speziell dafür zuständig war, Mitarbeiter nach draußen zu begleiten, die gefeuert worden waren. Das war übel. Sehr übel.
Mirjam sagte kein Wort. Sie bedachte Gordon nur mit einem giftigen Blick.
Der Weg zum Fahrstuhl schien Gordon heute kürzer als sonst. Auch schien der Fahrstuhl schneller zu fahren. Viel zu schnell für seinen Geschmack. Als er das Büro von Wincent betrat, war sein Gehirn immer noch leer. Wincent blieb hinter seinem mächtigen Schreibtisch sitzen, was er sonst selten tat.
„Wie ist der Stand Ihrer Planungen?“, kam Wincent sofort zur Sache.
Diese Frage hatte Gordon befürchtet. Was sagt man, wenn man nichts zu sagen hat? Oberstes Gebot: Bloß keine Unsicherheit anmerken lassen! „Die neuen Planungen sind noch nicht fertig. Wir arbeiten daran.“
„Ich habe eine Bestandsaufnahme von Cape Canaveral vorliegen. Danach dürfte es keine Basis für irgendwelche neuen Planungen geben.“
Wincent hatte es klar auf den Punkt gebracht. Aber er, Gordon, war doch nicht schuld daran. „Die Chinesen ...“
„Sie brauchen mir nicht zu erklären, was die Chinesen gemacht haben“, fuhr Wincent dazwischen. „Sie können mir glauben, dass ich voll im Bild bin. Was ich mich frage, ist, ob wir noch Verwendung für Ihr Projekt haben.“
Sag doch gleich, ob du noch Verwendung für mich hast.
„Kurzfristig sicher nicht“, gab Gordon zu. „Aber wir werden wieder aufbauen müssen. Amerika wird sein Raumfahrtprogramm niemals aufgeben.“
Wincent nickte. „Niemals!“
„Und dafür werden erfahrene Männer gebraucht“, setzte Gordon nach.
Wincent nickte wieder. „So ist es. Ich hege allerdings Zweifel, ob Sie dazugehören werden.“
Jetzt war es heraus. Die Chancen standen denkbar schlecht, aber Gordon wollte nicht kampflos weichen. „Welche Fehler werfen Sie mir vor? Wer kann ähnliche Erfahrungen wie ich vorweisen?“
Wincent schob Gordon ein Blatt herüber. Den Ausdruck einer E-Mail. „Lesen Sie!“
Gordon überflog den Inhalt. In seinem Magen verknotete sich etwas.
„Das ist heute an alle Ihre Projektmitarbeiter gegangen und zusätzlich an zahlreiche Führungskräfte der NASA. Was sagen Sie dazu?“
Gordon dachte fieberhaft nach. Die E-Mail schilderte detailliert sein geheimes Verhältnis zu Mirjam, ihre Schwangerschaft, die Erpressung von Teresa und einiges mehr. Gordon konnte es nicht fassen. Wer konnte das alles wissen? Er hatte Mühe, einigermaßen Haltung zu bewahren. Sollte er leugnen? Mirjam hatte es schon erwischt. Er musste auf ein anderes Schlachtfeld ausweichen.
„Das ist doch klar. Hier versucht jemand mich auszubooten. Wir haben in den letzten Monaten auch von anderen manipulierten E-Mails gehört.“ Das war die rettende Idee. Gordon schöpfte einen Funken Hoffnung.
„Ich weiß, worauf Sie anspielen. Gehen Sie davon aus, dass ich alles gecheckt habe. Diese E-Mail stammt definitiv nicht von einem Mitarbeiter der NASA, der sie anschwärzen will. Sie stammt auch nicht von den Chinesen. Die NSA hat sie genauestens überprüft und kann mit Sicherheit sagen, dass sie europäische Handschrift trägt und aus Europa stammt. Den tatsächlichen Absender kennen wir nicht, aber das dürfte wohl reichen.“
Wincent machte eine Pause, in der er Gordon beobachtete. Der erinnerte sich an eine Äußerung von Dr. Bardouin.
Sollte der ...?
Weiter kam er nicht mit seinen Überlegungen, denn sein Chef war noch nicht fertig.
„Sie erinnern sich, dass Dr. Bardouin erstaunlich gut über unseren Fund Bescheid wusste? Viel zu gut?“
Natürlich erinnerte Gordon sich.
„Das heißt, es muss eine undichte Stelle geben.“
„Die muss es geben, aber dafür bin ich nicht verantwortlich“, wiegelte Gordon ab. Alles wollte er sich nun wirklich nicht in die Schuhe schieben lassen. „Das ist Sache unserer Security-Abteilung und der NSA.“
„Wirklich?“
Gordon hatte nicht den Schimmer einer Ahnung, worauf Wincent hinaus wollte, also schwieg er.
„Die NSA hat herausgefunden, dass ein gewisser Michael Forell das komplette Video unserer Entdeckung ins Internet gestellt hat. Kennen Sie den?“
Mein Sohn! Wie kann das passiert sein? Wie kommt Michael an das Video?
Gordon hatte keine Antworten.
„Ihrem Gesichtsausdruck entnehme ich, dass Sie Michael Forell kennen.“ Die Stimme von Wincent gewann bedrohlich an Schärfe. „Ihr eigener Sohn hat wesentlich dazu beigetragen, dass die anderen über unsere Entdeckung bestens informiert sind. Trotz höchster
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