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Krieg um den Mond (German Edition)

Krieg um den Mond (German Edition)

Titel: Krieg um den Mond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Seibel
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verfolgten im Licht der Notstromaggregate, wie der Hurrikan ständig an Stärke zunahm.
    „Also?“, bohrte Mitch weiter, „was glaubst du?“
    „Ich bin sehr wenig gläubig, und, was Zufälle betrifft, erst recht. Das hier stinkt zum Himmel.“
    Mitch nickte. „Die größte Scheiße ist, dass wir hier herumsitzen und nicht wirklich etwas tun können. Ich hasse es, nur Zuschauer zu sein.“
    „Wir machen unseren Job und sorgen für die Informationen. Mehr tun können nur die Behörden und die Armee.“
    „Hast du mitbekommen, ob sie etwas tun?“
    „Wie denn? Bin ich Hellseher? Ich weiß nicht mehr als du.“
    Harrison war unüberhörbar aggressiv, aber Mitch musste reden. Seine Gedanken kreisten unentwegt um seine Eltern und das Herumsitzen machte ihn verrückt.
    „Die am meisten betroffenen Gebiete müssten evakuiert werden.“
    „Und wie stellst du dir das vor? Soll die Armee Zettel verteilen?“
    Mitch stellte sich gar nichts vor. Er fühlte sich schrecklich hilflos. Da saßen sie vor ihren Bildschirmen, die Notstromaggregate erlaubten ihnen, Kelvin weiterhin zu berechnen - und dann war’s das schon. Dagegen kämpften die Leute draußen mit den Folgen des Stromausfalls, fluchten auf das schreckliche Wetter - und ahnten nicht, welches Monster auf sie zukam.
     
    Gegen Mittag hielt es Mitch nicht mehr aus. „Ich muss zu meinen Eltern. Sie sitzen in ihrem Blockhaus und haben keinen blassen Schimmer vom Hurrikan.“
    „Wir haben einen Job. Du kannst nicht einfach verschwinden.“
    „Ja und? Was soll ich hier tun? Höher stufen können wir den Hurrikan nicht mehr. Er ist schon oben angekommen. Schlimmer kann der Kurs auch nicht mehr werden und warnen können wir sowieso niemand. Also?“
    Harrison zögerte, aber er verstand Mitch. Er wusste, wie sehr Mitch seine Eltern liebte, und er konnte wirklich nichts mehr tun. „Okay. Verschwinde! Ich halte die Stellung.“ Er warf Mitch seinen Schlüsselbund zu.
    „Nimm meinen Wagen. Mit deiner Gurke wirst du nicht weit kommen.“
    „Danke. Du hast was gut bei mir.“
    „Ist schon okay. Bring ihn heil zurück, sonst reißt mir meine Frau den Kopf ab.“
    Mitch verzichtete auf den Fahrstuhl. Es war zu riskant, weil das Notstromaggregat nicht immer alles schaffte, und er hatte es eilig. Als er ins Freie trat, riss ihn eine Windböe fast von den Beinen. Der mitgelieferte Schwall Wasser durchnässte Mitch auf dem ersten Meter. Harrison hatte seinen Parkplatz in der Nähe des Hauseingangs. Dort stand sein Jeep Grand Cheerokee völlig unbeeindruckt von dem Wetter. Triefend vor Nässe setzte sich Mitch hinter das Steuer.
    „Zum Glück hat nicht jeder einen energiesparenden Kleinwagen“, murmelte Mitch, der sich erst vor kurzem einen Honda zugelegt hatte. Mit dem hätte er heute sehr energiesparend fliegen können.
    Es dauerte Stunden, bis Mitch die breite Ausfallstraße erreichte. Der Verkehr war völlig zum Erliegen gekommen. Die eine Hälfte der Bevölkerung versuchte verzweifelt, trotz des Wetters zur Arbeit zu kommen, während die andere Hälfte genauso verzweifelt den Weg nach Hause suchte. Die Ampeln und die Straßenbeleuchtung waren aus. Die dicken Wolken dimmten das Tageslicht auf die Werte einer späten Dämmerung. Die Scheibenwischer kämpften auf höchster Stufe gegen die Wassermassen, die wie in einer Autowaschanlage auf die Scheibe niedergingen.
    Mitch setzte seine Hoffnung auf die Ausfallstraße, aber er hatte sich getäuscht. Statt mit den gewohnten 80 Meilen wälzte sich die Autoschlange im Schritttempo voran. Erst kurz vor der Ausfahrt, die in die ländliche Gegend seiner Eltern führte, wurde es geringfügig besser. Auf der Landstraße ging es endlich schneller, weil hier kaum jemand fuhr - allerdings nur die ersten zehn Meilen. Dann versperrten umgefallene Bäume die Straße. Vorsichtig umkurvte Mitch sie. Den letzten überwand er nur, indem er mit Schwung über die dünneren Äste der Baumkrone preschte. Sie verursachten ein hässliches Geräusch, als sie an der Karosserie entlang kratzten. Er würde Harrison eine neue Lackierung spendieren müssen.
    Nach viel zu langer Zeit bugsierte Mitch den Jeep um die letzte Straßenbiegung. Von hier aus hätte man einen wunderschönen Blick auf den See und das Blockhaus gehabt - vorausgesetzt man könnte weiter sehen als bis zur eigenen Stoßstange.
    Mitch hatte gehofft, wenigsten einen Lichtschimmer zu erkennen. Nichts. Nur Baumstämme. Mitch ließ den Wagen stehen. Ab hier musste er klettern. Es war, als

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