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Krieg um den Mond (German Edition)

Krieg um den Mond (German Edition)

Titel: Krieg um den Mond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Seibel
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Geheimhaltungsstufe. Und von wem sollte er die Informationen haben, wenn nicht von Ihnen?“
    Zu dem Knoten in Gordons Magen gesellte sich ein Knoten in seinen Stimmbändern. Gordon brachte kein Wort heraus. So musste sich ein Rind fühlen, kurz bevor es geschlachtet und zu Hamburgern verarbeitet wurde.
    Wincent war voll in Fahrt und wollte die Schlachtung bis zu Ende durchziehen. „Ich stelle also fest, dass SIE “ - dieses „Sie“ kam wie eine Pistolenkugel auf Gordon zugeflogen - „dass SIE mit Schuld daran sind, dass wir Milliarden verloren haben. Ich stelle fest, dass SIE die Angelegenheiten in Ihrer Familie nicht im Griff haben. Ich stelle fest, dass SIE die moralischen Werte unserer Firma untergraben: Sie besetzen willkürlich Positionen, Sie setzen zuverlässige Mitarbeiter unter Druck, Sie haben Sex mit Abhängigen.“
    Jede einzelne Feststellung hätte zu einer Vollstreckung ausgereicht. Unter diesem Kugelhagel an Anschuldigungen sackte Gordon zusammen. Das Fatale war: Alles traf zu. Gordon wartete auf das endgültige Urteil - das er im Prinzip schon kannte.
    Wie auf ein Zeichen öffnete sich die Tür.
    „Dieses unehrenhafte Verhalten werde ich in unserer Institution nicht dulden. Mr. Spencer, bitte begleiten Sie Mr. Forell hinaus.“
    Es gab keine Verabschiedung, keinen Dank für geleistete Überstunden, keine Ehrung für vollendete Projekte. So hatte sich Gordon seinen Abgang nicht vorgestellt. Im Fahrstuhl stellte er fest, dass sich auf Spencers Gesicht ein Zug der Zufriedenheit breitmachte.
    Die folgende Prozedur war Gordon bekannt. Er hatte sie oft genug selbst in Gang gesetzt. Ein Pappkarton stand sogar schon fertig vorbereitet in seinem Büro. Irgendeine „hilfreiche“ Hand hatte ihn bereits auf dem Schreibtisch platziert.
    Mit wenigen Handgriffen packte Gordon seine persönlichen Sachen ein. Die Kleidung zum Wechseln und das Reisebett würde ihm nachgeschickt werden. Gordon sah sich ein letztes Mal um. Er war fertig. Oder doch nicht? Ein Schrecken durchzuckte ihn.
    Die Whisky-Flasche hinter den Ordnern!
    Er hatte die geleerte Flasche längst wieder durch eine volle ersetzt. Sollte er die hier lassen? Man würde sie finden und dann? Nach allem, was ihm jetzt anhing, würde er größte Probleme haben, einen vernünftigen Job zu finden. Einen gleichwertigen konnte er sowieso vergessen. Wenn man ihm dann noch Alkohol am Arbeitsplatz nachsagte, bedeutete das sein endgültiges Aus.
    Ich müsste nur die Hand ausstrecken, zugreifen und sie in den Karton stecken. Fünf Sekunden. Unbeobachtete Sekunden.
    Gordon sah Spencer an. Konnte man ihn irgendwie ablenken? Gordon ging blitzschnell seine Optionen durch. Spencer schien zu merken, dass etwas nicht stimmte. Das Grinsen auf seinem Gesicht wurde breiter. Spencer schien das Ganze zu genießen.
    „Nun? Fertig?“, fragte er.
    Nur fünf Sekunden.
    Gordon wusste, dass er nicht eine halbe von diesen fünf bekommen würde. Er seufzte und holte die Flasche hinter den Ordnern hervor. Verloren hatte er sowieso. Dann wollte er ihnen nicht auch noch den Whisky lassen. Vor den aufmerksamen Augen von Spencer verstaute er ihn bei den anderen Sachen in seinem Karton.
    Spencer grinste noch breiter als vorher. Gordon würde seinen restlichen Besitz verwetten, dass Spencer diese Beobachtung nicht für sich behalten würde.
    Gordon griff den Karton, blieb noch einmal vor dem großen Modell der Rakete stehen und ließ sich dann von Spencer nach draußen geleiten. Diese Türen würden sich nie wieder für ihn öffnen.
     
    ~~~~~

42. Point Loma, San Diego, Kalifornien
     
    Die Vorbereitungen für das Auslaufen waren abgeschlossen. Der Flugzeugträger USS Ronald Reagan stand voll ausgerüstet und bewaffnet mit seinen 90 Flugzeugen und Hubschraubern bereit. Auf seinem riesigen Deck war die gesamte Besatzung aus über 3000 Seeleuten und fast 2500 Flugpersonal angetreten und richtete ihre Blicke auf den Präsidenten.
    Um den Flugzeugträger herum gruppierten sich die zahlreichen Begleitschiffe, auf denen sich die Besatzungen an der Reling aufgereiht präsentierten.
    Bereits auf dem Meer, aber noch in Sichtweite lagen die Flugzeugträger USS Nimitz und USS John C. Stennis mit ihren Begleitschiffen, die ebenfalls in San Diego beheimatet waren. Zusammen bildeten sie einen Teil der Pazifik-Flotte.,
    Die Vorbereitung zum Auslaufen geschah unter reger Anteilnahme der Öffentlichkeit. Die Marine hatte im Hafen ein Volksfest arrangiert, das der Größe der Flugzeugträger angemessen

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