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Krieg und Frieden

Krieg und Frieden

Titel: Krieg und Frieden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lew Tolstoi
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Soldat und reichte Peter seinen hölzernen Löffel, nachdem er ihn sorgfältig abgeleckt hatte. Peter setzte sich ans Feuer und begann die Suppe zu essen, die in dem Kessel gekocht worden war und die ihm schmackhafter erschien als alles, was er jemals gegessen hatte. Während er gierig aß, betrachteten ihn die Soldaten schweigend.
    »Wohin gehst du, sag einmal?« fragte wieder einer der Soldaten.
    »Ich gehe nach Moschaisk.«
    »Du bist wahrscheinlich ein Herr?«
    »Ja.«
    »Und der Name?«
    »Peter Kirilowitsch.«
    »Nun, Peter Kirilowitsch, komm mit, wir werden dich führen!«
    In vollständiger Dunkelheit gingen die Soldaten mit Peter nach Moschaisk zu. Schon krähte der Hahn, als sie Moschaisk erreichten und einen steilen Berg vor der Stadt hinanstiegen. Peter hatte ganz vergessen, daß sein Gasthof unten am Berg lag und daß er schon daran vorübergegangen war. Er würde es nicht bemerkt haben in seinem verwirrten Zustand, wenn er nicht auf der halben Höhe des Berges auf seinen Stallmeister gestoßen wäre, der ihn in der Stadt gesucht hatte und jetzt in seinen Gasthof zurückkehrte. Er hatte Peter in der Dunkelheit an seinem weißen Hut erkannt.
    »Erlaucht, wohin wollen Sie?« sagte er, »wir waren schon in Verzweiflung. Und Sie kommen zu Fuß?«
    »Ach ja«, sagte Peter.
    »Nun, hast du die Deinigen gefunden?« fragte einer von Peters Begleitern.
    »Nun, lebe wohl, Peter Kirilowitsch!« sagten die anderen Stimmen.
    »Lebt wohl!« erwiderte Peter und ging mit seinem Stallmeister nach dem Gasthaus.
    »Ich sollte ihnen etwas geben«, dachte Peter, in die Tasche greifend, »doch nein, es ist nicht nötig«, sagte ihm eine andere Stimme.
    In den Zimmern des Gasthauses war kein Raum, alle waren besetzt. Peter ging in den Hof, legte sich in seine Kutsche und schlief sogleich ein.

184
    AM 30. August kehrte Peter nach Moskau zurück; Schon an der äußersten Vorstadt begegnete ihm ein Adjutant des Grafen Rostoptschin.
    »Wir suchen Sie überall!« sagte der Adjutant. »Der Graf muß Sie durchaus sprechen und bittet Sie, sogleich zu ihm zu fahren, wegen einer wichtigen Angelegenheit.«
    Ohne nach Hause zu fahren, nahm Peter eine Droschke und fuhr zum Oberkommandierenden.
    Graf Rostoptschin war an diesem Morgen eben in der Stadt angekommen aus seiner Villa vor der Stadt auf den Sperlingsbergen. Das Wohnzimmer des Grafen war voll von Beamten, welche auf sein Verlangen erschienen waren oder Befehle erwarteten. Die Reitergenerale Wassiltschikow und Platow hatten den Grafen schon gesprochen und ihm erklärt, es sei unmöglich, Moskau zu verteidigen, und es werde geräumt werden. Diese Nachricht wurde zwar den Einwohnern verheimlicht, aber die Beamten wußten, daß Moskau in die Hände des Feindes fallen werde, und alle kamen zum Gouverneur, um zu fragen, wie sie sich verhalten sollten. Während Peter in das Empfangszimmer eintrat, kam ein Kurier, der von der Armee gekommen war, vom Grafen heraus und antwortete auf die Fragen, die von allen Seiten an ihn gerichtet wurden, nur mit einem hoffnungslosen Achselzucken.
    Peter betrachtete mit müden Augen die verschiedenen alten und jungen, vornehmen und niedrigen Beamten im Vorzimmer. Alle schienen unzufrieden und unruhig zu sein. Sie begrüßten sich mit Peter und sprachen dann weiter unter sich.
    »Hier, das schreibt er!« sagte ein Beamter, auf ein bedrucktes Papier deutend, das er in den Händen hielt.
    »Das ist etwas anderes, für das Volk ist das notwendig!« erwiderte ein anderer.
    »Was ist das?« fragte Peter.
    »Eine neue Bekanntmachung!«
    Peter nahm sie und las:
    »Der Durchlauchtigste Fürst hat Moschaisk passiert, um sich schneller mit den Truppen zu vereinigen, die zu ihm stoßen. Er hat eine starke Stellung, welche der Feind nicht sogleich anzugreifen wagt. Von hier sind ihm achtundvierzig Kanonen mit Munition zugesandt worden, und der Durchlauchtigste sagt, er werde Moskau bis zum letzten Blutstropfen verteidigen und sich noch in den Straßen schlagen. Kümmert euch nicht darum, daß die Behörden ihre Tätigkeit eingestellt haben, wir werden mit den Bösewichtern allein fertig werden. Wenn es dazu kommt, so brauche ich tüchtige, junge Leute. Ich bin jetzt gesund, mir hat ein Auge geschmerzt, aber jetzt sehe ich auf beiden. Es ist gut mit dem Beil, nicht übel ist auch der Spieß, aber das beste ist die dreizinkige Gabel. Ein Franzose ist nicht schwerer als eine Getreidegarbe! Morgen nach der Messe ...«
    »Aber mir hat ein Offizier gesagt«, bemerkte Peter,

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