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Krieg und Frieden

Krieg und Frieden

Titel: Krieg und Frieden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lew Tolstoi
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Rostoptschin, der mit finsterer Miene sich die Stirn rieb, während Peter eintrat.
    »Ach, guten Tag, großer Krieger!« sagte Rostoptschin. »Wir haben von Ihren ruhmwürdigen Taten gehört, aber darum handelt es sich jetzt nicht. Unter uns gesagt, mein Lieber, Sie sind Freimaurer?« fragte Graf Rostoptschin in strengem Tone.
    Peter schwieg.
    »Mir ist alles sehr wohl bekannt, mein Lieber, aber ich weiß, es gibt Freimaurer und Freimaurer! Ich hoffe, daß Sie nicht zu denen gehören, die unter dem Vorwand, das Menschengeschlecht zu retten, Rußland zugrunde richten wollen?«
    »Ja, ich bin Freimaurer«, erwiderte Peter.
    »Nun, sehen Sie, mein Lieber, es wird Ihnen nicht unbekannt sein, daß die Herren Speransky und Magnitzky verschickt worden sind, wohin sie gehören. Dasselbe geschah auch mit dem Herrn Klutscharew und anderen, die unter dem Vorwand der Errichtung des Tempels Salomonis den Tempel ihres Vaterlands zu zerstören suchten. Sie werden begreifen, daß ich dafür Gründe hatte, und daß ich den hiesigen Postdirektor nicht hätte nach Sibirien verschicken können, wenn er nicht ein gefährlicher Mensch wäre. Jetzt habe ich erfahren, daß Sie ihm Ihre Equipage gesandt hatten, um ihn aus der Stadt zu bringen, und daß Sie einmal von ihm Bücher zur Aufbewahrung angenommen haben. Ich liebe Sie und wünsche Ihnen nichts Böses, und da Sie halb so alt sind als ich, so rate ich Ihnen als Vater, jede Beziehung zu Leuten dieser Art abzubrechen und so schnell als möglich von hier abzureisen.«
    »Aber wessen ist denn Klutscharew schuldig?« fragte Peter.
    »Es ist meine Sache, das zu wissen, und nicht Ihre Sache, mich danach zu fragen!« rief Rostoptschin.
    »Wenn man ihn beschuldigen will, eine Proklamation Napoleons verbreitet zu haben, so ist das nicht erwiesen«, sagte Peter, ohne Rostoptschin anzusehen, »und diesen Wereschtschagin ...«
    »Nun ist's richtig!« rief Rostoptschin. »Wereschtschagin ist ein Verräter, der die verdiente Strafe erhalten wird«, sagte Rostoptschin, heftig auffahrend. »Aber ich habe Sie nicht gerufen, meine Sachen zu besprechen, sondern um Ihnen einen Rat zu erteilen, oder einen Befehl, wenn Sie wollen. Ich bitte Sie, jede Beziehung mit Herren wie Klutscharew abzubrechen und abzureisen! Ich strafe das Böse, wo ich es finde!« Wahrscheinlich bedachte er, daß er Besuchow anschrie, dem noch nichts vorzuwerfen war, und fügte in freundlichem Tone hinzu: »Wir sind am Vorabend allgemeinen Unglücks, und es ist mir unmöglich, gegen alle liebenswürdig zu sein, mit denen ich zu tun habe. Oft geht mir der Kopf in die Runde! Also, mein Bester, was werden Sie vornehmen? Sie persönlich?«
    »Nichts«, erwiderte Peter, der den Ausdruck seines gedankenvollen Gesichts nicht änderte.
    Des Grafen Züge verfinsterten sich. »Mein freundschaftlicher Rat ist: machen Sie, daß Sie schnell fortkommen! Wohl dem, der zu gehorchen versteht. Leben Sie wohl, mein Bester! Ach ja«, schrie er ihm durch die Tür nach, »ist es wahr, daß die Gräfin in die Klauen der Väter von der Gesellschaft Jesu gefallen ist?«
    Peter gab keine Antwort und verließ das Haus zornig, wie man ihn noch nie gesehen hatte.
    Als er nach Hause kam, dämmerte es bereits. Etwa acht verschiedene Leute erwarteten ihn, ein Sekretär eines Komitees, der Oberst seines Bataillons, der Haushofmeister und verschiedene Bittsteller, alle wollten von Peter Befehle haben. Peter begriff nichts davon, interessierte sich nicht für diese Sachen und gab auf alle Fragen nur Antworten, die ihn von diesen Leuten befreien sollten. Endlich allein geblieben, öffnete er den Brief seiner Frau. Als er am anderen Morgen erwachte, kam der Haushofmeister, um ihm zu melden, daß ein Polizeibeamter im Auftrage des Grafen Rostoptschin gekommen sei, um sich zu erkundigen, ob der Graf abgereist sei oder bald abreisen werde. Etwa zehn verschiedene Leute, welche mit Peter irgend etwas zu verhandeln hatten, erwarteten ihn im Salon. Peter kleidete sich hastig an, aber anstatt zu denjenigen zu gehen, die ihn erwarteten, ging er durch die Hintertür auf die Straße hinaus.
    Von dieser Zeit an bis zum Ende der Zerstörung Moskaus hat niemand von der Dienerschaft Peter wiedergesehen, ungeachtet aller Nachforschungen, und niemand wußte, wo er sich befand.

186
    Graf Rostow blieb mit seiner Familie bis zum 1. September in Moskau, bis zum Tag vor dem Einmarsch des Feindes.
    Nach dem Eintritt Petjas in das Kosakenregiment Obolensky und bis zu seiner Abreise nach

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