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Krieg und Frieden

Krieg und Frieden

Titel: Krieg und Frieden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lew Tolstoi
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blauen Mantel, verteidigte sich mit dem Bajonett gegen die Husaren. Als Petja näherkam, war der Franzose schon gefallen.
    »Wieder zu spät gekommen«, dachte Petja, dann wandte er sich dorthin, woher die häufigen Schüsse kamen. Die Schüsse knallten im Hof jenes Gehöftes, wo er gestern abend mit Dolochow gewesen war. Die Franzosen schossen hinter dem Zaun hervor auf die Kosaken, die auf dem Wege vorwärts eilten. Als Petja an die Pforte kam, sah er im Pulverdampf Dolochow mit bleichem Gesicht, welcher den Leuten etwas zuschrie.
    »Die Infanterie abwarten!« rief er, während er Petja entgegenritt.
    »Warten? ... Hurra!... rief Petja, und ohne einen Augenblick zu zögern, galoppierte er auf die Stelle zu, woher die Schüsse gehört wurden und wo der Pulverdampf am dichtesten war.
    Eine Salve ertönte, man hörte, wie die Kugeln pfiffen und anschlugen. Die Kosaken und Dolochow ritten im Galopp Petja nach an die Pforte des Hofes. In dem dichten Pulverrauch warfen die Franzosen die Gewehre weg und liefen den Kosaken entgegen, andere flohen den Berg hinab, dem Teich zu. Petja ritt an dem Gehöft entlang, und anstatt die Zügel einzuhalten, trieb er sein Pferd an und ritt immer weiter in derselben Richtung. Das Pferd stolperte, und Petja fiel schwer herab auf die feuchte Erde. Die Kosaken sahen, wie seine Arme und Beine zitterten und zuckten, obgleich sein Kopf sich nicht rührte. Eine Kugel hatte ihn in den Kopf getroffen.
    Ein französischer Offizier kam aus einem Hause heraus, mit einem Tuch am Degen, und erklärte, sie wollen sich ergeben. Nachdem Dolochow mit ihm gesprochen hatte, stieg er vom Pferde und ging auf Petja zu, der unbeweglich, mit ausgestreckten Armen auf der Erde lag.
    »Fertig!« sagte er mit finsterer Miene und ging Denissow entgegen.
    »Ist er tot?« rief Denissow.
    »Fertig!« wiederholte Dolochow, als ob dieses Wort ihm besonderes Vergnügen machte. Dann ging er rasch zu den Gefangenen, welche die Kosaken eilig umzingelten. Denissow ritt zu Petja, stieg vom Pferde und wandte mit zitternden Händen das mit Blut und Schlamm bedeckte, bleiche Gesicht Petjas um. Verwundert über die Laute, welche wie Hundegebell klangen, mit denen sich Denissow rasch abwandte und sich am Zaum festhielt, blickten sich die Kosaken nach ihm um. Unter den befreiten russischen Gefangenen befand sich auch Peter Besuchow.

239
    Über die Gefangenen, unter welchen sich Peter befand, war von französischer Seite keine neue Verfügung mehr getroffen worden. Am 22. Oktober waren sie nicht mehr von denselben Truppen und Wagen begleitet, mit welchen sie aus Moskau ausmarschiert waren. Die Hälfte der Wagen mit Zwiebäcken, die mit ihnen fuhren, waren von den Kosaken abgeschnitten worden, die andere Hälfte fuhr weiter. Die Kavalleristen, die zu Fuß vorangingen, waren alle verschwunden, die Artillerie, die während der ersten Tagesmärsche an der Spitze des Zuges zu sehen war, war jetzt von den großen Wagenzügen des Marschalls Junot ersetzt. Hinter den Gefangenen fuhren Wagen mit Ausrüstungsgegenständen für die Kavallerie.
    Von Wjäsma an marschierten die französischen Truppen, anstatt wie früher in drei Kolonnen, nur noch in einem einzigen Haufen. Jene Anzeichen von Unordnung, welche Peter auf dem ersten Rastplatz von Moskau her bemerkt hatte, erreichten jetzt den höchsten Grad. Längs des Wegs zu beiden Seiten lagen tote Tiere, abgerissene, ermüdete Leute von verschiedenen Korps vermischten sich fortwährend und blieben zum Teil hier zurück. Mehrmals war falscher Alarm entstanden, die Soldaten schossen und liefen durcheinander, ordneten sich aber wieder unter gegenseitigen Schimpfworten. Die drei Abteilungen, die zugleich marschierten, das Kavalleriedepot, die Gefangenen und der Wagenzug Junots, bildeten noch besondere Gruppen, welche aber rasch schmolzen. Von den hundertundzwanzig Wagen waren nur noch die vordersten übrig, von Junots Wagen gingen auch einige Fuhren verloren. Drei Wagen wurden von ermüdeten Soldaten geplündert, und Peter hörte, daß ein Soldat auf Befehl des Marschalls erschossen wurde, weil man bei ihm einen silbernen Löffel gefunden hatte, der dem Marschall gehörte. Von den dreihundertunddreißig russischen Gefangenen, die aus Moskau ausmarschiert waren, blieben weniger als hundert übrig, sie waren den Truppen am meisten lästig. Daß man Sättel und Junots Löffel bewachte, das war ihnen begreiflich, aber warum die hungrigen und erfrorenen Soldaten auf Wache stehen sollten, um hungrige und

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