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Krieg und Frieden

Krieg und Frieden

Titel: Krieg und Frieden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lew Tolstoi
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dunklen Gestalten russischer Gefangener. Dann ritten sie wieder zur Brücke hinab, an der Schildwache vorbei, welche kein Wort sagte, und endlich in die Schlucht hinein, wo die Kosaken warteten.
    »Nun, adieu! Sage Denissow, bei Tagesanbruch, beim ersten Schuß geht es los!«
    Petja ergriff ihn am Arm. »Nein«, rief er, »Sie sind solch ein Held! Ach, wie schön! wie schön! Wie ich Sie liebe!«
    »Gut, gut«, erwiderte Dolochow, aber Petja ließ seinen Arm nicht los und in der Dunkelheit sah Dolochow, daß Petja sich zu ihm herüberbog und ihn küssen wollte. Dolochow küßte ihn, lachte und verschwand in der Dunkelheit.

238
    Petja traf Denissow in dem Vorhaus der Hütte an, wo er ihn mit Unruhe und Ärger über sich selbst erwartete.
    »Gott sei Dank!« rief er. »Der Teufel soll dich holen, deinetwegen konnte ich nicht schlafen! Nun, Gott sei Dank, lege dich schlafen. Wir können bis zum Morgen noch etwas schlummern.«
    »Nein«, sagte Petja, »ich will nicht, sonst werde ich die Zeit verschlafen.«
    Petja lag einige Zeit in der Hütte und hing seinen freudigen Erinnerungen nach. Als er bemerkte, daß Denissow eingeschlafen war, ging er hinaus. Draußen war es noch ganz dunkel, aber der Regen hatte aufgehört. Man sah die schwarzen Gestalten der Kosaken, die auf Wache standen, und ihre Pferde. Hinter einer Hütte standen zwei Fuhren, bei denen Pferde standen, und am Abhang flackerte ein erlöschendes Feuer. Petja hörte leises Gespräch in der Dunkelheit, die Pferde wieherten und stampften mit den Füßen, in der Nähe schnarchte jemand, er setzte sich und schlummerte ein. Ein Kosak weckte ihn. »Es wird schon hell!« flüsterte er. Die vor kurzem noch unsichtbaren Pferde wurden jetzt deutlich erkennbar, und durch die kahlen Zweige brach ein schwaches Licht herein. Aus der Hütte trat Denissow heraus und rief Petja zu, Befehl zum Sammeln zu geben. Rasch wurden die Pferde im Dunkel herausgeführt, die Steigbügel angezogen, und dann sammelten sich die Leute in ihren Abteilungen. Denissow stand vor der Hütte und gab die letzten Befehle. Die Infanterie ging voraus, den Weg entlang und verschwand darauf im Nebel. Der Esaul instruierte seine Kosaken. Petja hielt sein Pferd am Zügel und erwartete mit Ungeduld den Befehl, aufzusteigen.
    »Ist alles fertig?« rief Denissow. »Bringt die Pferde her!«
    Die Pferde wurden gebracht, und sie stiegen auf.
    »Denissow, werden Sie mir nicht etwas anvertrauen?« sagte Petja. Denissow schien seinen Kameraden ganz vergessen zu haben.
    »Ich bitte dich nur um eins«, sagte er streng, »mir zu gehorchen und dich in nichts einzumischen.« Dann sprach Denissow kein Wort mehr. Als sie an den Waldsaum kamen, wurde es auf dem Feld schon merklich heller. Denissow flüsterte etwas mit dem Esaul, und die Kosaken ritten an Petja und Denissow vorüber. Als sie alle verschwunden waren, ritt Denissow am Berge hin. Petja ritt neben Denissow, ein Fieber überlief ihn, das sich immer mehr verstärkte. Immer heller wurde es und nur der Nebel verbarg noch die Gegenstände in der Ferne. Als sie hinabgeritten waren, blickte Denissow rückwärts und nickte mit dem Kopf einem Kosaken zu, der neben ihm stand.
    »Das Signal!« sagte er.
    Der Kosak erhob den Arm und gleich darauf ertönte ein Schuß. In demselben Augenblick hörte man die Hufschläge der vorwärtsgaloppierenden Pferde, Geschrei und Schüsse von verschiedenen Seiten. Bei dem ersten Schuß trieb Petja sein Pferd an, rief »Hurra« und ließ ihm die Zügel schießen. Ohne auf Denissow zu hören, der ihm etwas zurief, galoppierte er vorwärts, nach der Brücke zu. Vor ihm auf dem Wege ritten die Kosaken. An der Brücke stieß er auf einen zurückgebliebenen Kosaken und galoppierte weiter. Vor ihm liefen einige Leute, wahrscheinlich Franzosen, von der rechten Seite des Waldes nach der linken. Der eine fiel vor den Füßen von Petjas Pferd.
    Bei einer Hütte drängten sich die Kosaken zusammen, Petja konnte nicht erkennen, was sie dort machten. Aus der Mitte der Menge hörte man schreckliches Schreien. Petja galoppierte dorthin, und das erste, was er sah, war ein Franzose mit bleichem Gesicht und zitternder Kinnlade, der eine auf ihn gerichtete Lanze am Schafte festhielt.
    »Hurra!... Kinder!...« rief Petja und galoppierte weiter die Straße entlang.
    Vorn hörte man Schüsse. Die Kosaken und Husaren sowie die russischen Gefangenen, die auf beiden Seiten des Weges hinliefen, schrien laut einander etwas zu. Ein junger Franzose, ohne Mütze, im

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