Krieg und Frieden
nach diesem Alphabet mit Ziffern die Worte: »L'empereur Napoléon«, und erhielt als Summe dieser Zahlen 666, also war Napoleon dieses Tier, von welchem die Apokalypse prophezeite. Wenn man nach demselben Alphabet die Worte »Quarante deux« schreibt, das heißt, die Grenze, welche dem Tier bestimmt war, Großes und Lästerungen zu reden, so ist die Summe dieser Zahlen, welche Quarante deux vorstellen, wieder 666. Hieraus folgt, daß das Ende der Gewalt Napoleons im Jahre 1812 eintritt, in welchem der Kaiser zweiundvierzig Jahre alt wurde.
Peter war höchst erstaunt über diese Prophezeiung und legte sich oft die Frage vor, wer der Gewalt des Tieres, das heißt Napoleons, Grenzen gesteckt habe, und auf Grund ähnlicher Zusammenstellungen von Worten und Ziffern bemühte er sich, Antwort auf diese Frage zu erhalten. Als Antwort auf diese Frage schrieb Peter wieder französisch: »L'empereur Alexandre, la nation russe« und zählte die Buchstaben, aber die Summe war viel größer oder kleiner als 666. Einmal schrieb er mit dieser Berechnung seinen Namen: »Comte Pierre Besuhoff«, aber die Summe kam nicht heraus. Er änderte die Orthographie, schrieb ein z anstatt eines s, fügte »de« hinzu und dann auch den Artikel »le«, aber immer erhielt er nicht das erwartete Resultat. Dann fiel ihm ein, wenn die gesuchte Antwort auf seinen eigenen Namen passen würde, so müßte dieser durchaus auch eine Andeutung seiner Nationalität enthalten. Er schrieb: »Le Russe Besuhof«, zählte die Ziffern zusammen und erhielt 671. Nur fünf waren zuviel. Fünf bedeutete e, dasselbe e, welches im Artikel vor dem Worte »L'empereur« ausgeworfen war. Nachdem er dieses e ebenso, wenn auch der Regel widersprechend, ausgeworfen hatte, erhielt Peter die gesuchte Antwort: »L'Russe Besuhof.«
Diese Entdeckung brachte ihn in große Erregung. Auf welche Weise er mit jenen großen Ereignissen verbunden war, welche in der Apokalypse vorhergesagt wurden, wußte er nicht, aber er zweifelte keinen Augenblick an dieser Verbindung. Seine Liebe zu Natalie, der Antichrist, der Kriegszug Napoleons, der Komet, die Zahl 666, L'empereur Napoleon und L'Russe Besuhof, alles das zusammen mußte ihn aus dieser verzauberten, nichtigen moskauischen Welt herausführen, in der er sich gefangen fühlte, und ihn großen Taten und großem Glück entgegenführen.
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Am Abend vor dem Sonntag, an dem das große Gebet gelesen wurde, versprach Peter Rostows, ihnen vom Grafen Rostoptschin, mit dem er bekannt war, den Kaiserlichen Aufruf und die letzten Nachrichten vom Kriegsschauplatz zu überbringen. An dem Morgen, als er den Grafen Rostoptschin besuchte, traf Peter einen Kurier, der eben von der Armee angekommen war und den er von den Moskauer Bällen her kannte.
»Können Sie mich nicht etwas erleichtern?« sagte der Kurier. »Ich habe eine ganze Tasche voll Briefe an Verwandte.« Darunter befand sich auch ein Brief von Nikolai Rostow an seinen Vater. Peter nahm ihn an sich. Graf Rostoptschin gab Peter den Kaiserlichen Aufruf an Moskau, welcher eben gedruckt worden war, und die letzten Befehle an die Armee, sowie sein neuestes Plakat. Als Peter die Armeebefehle durchsah, fand er auf einem derselben unter den Nachrichten über Verwundete und Gefallene auch die Ordensverleihung an Nikolai Rostow für bewiesene Tapferkeit bei Ostrowna, sowie auch die Ernennung des Fürsten Andree zum Oberst eines Jägerregiments in demselben Armeebefehl. Obgleich er die Erinnerung an Bolkonsky nicht erneuern wollte, konnte Peter sich doch nicht den Wunsch versagen, die Familie durch seine Nachrichten von der Auszeichnung des Sohnes zu erfreuen. Deshalb sandte er den gedruckten Armeebefehl und den Brief sogleich an den Grafen Rostow ab, die übrigen Papiere wollte er zu Tisch mitbringen. Das Gespräch mit dem Grafen Rostoptschin, der Ton von geschäftiger Hast des Kuriers, welcher erzählte, wie schlecht die Sachen beim Heer standen, die Gerüchte von in Moskau gefangenen Spionen, von einem in Moskau zirkulierenden Papier, in welchem gesagt war, Napoleon habe verkündet, er werde im Herbst in beiden russischen Residenzen einziehen, die Gerüchte von der morgen erwarteten Ankunft des Kaisers – alles das erregte in Peter mit neuer Gewalt das Gefühl aufgeregter Spannung, welches ihn seit dem Erscheinen des Kometen und besonders seit dem Anfang des Krieges nicht mehr verlassen hatte.
Peter hatte schon lange daran gedacht, in den Kriegsdienst einzutreten, und hätte das auch
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