Krieger der Schatten - Traumlos im Bann der Nacht (German Edition)
immer in den Eingeweiden, nur den wirklichen Grund seiner Furcht durfte sie so schnell nicht erfahren.
Jada antwortete nicht gleich, immer noch war ihr Blick auf die Decke gerichtet. Diese absolut übertriebene Sorge war nicht nur allein ihrem kurzzeitigen Verschwinden geschuldet. Eine Zeit lang fand sie es sogar lustig, dass ihre Familie sich so hingebungsvoll um sie sorgte. Aber schon bald nistete sich der Gedanke ein, dass die viel zu übertriebene Fürsorge von einem anderen, bedeutungsvolleren Ursprung herrührte.
„Gute Nacht, Istvan. Bis morgen früh.“
„Ja, dir auch eine gute Nacht.“
„Ach, und Jada, ich nehme an, dass auch deine Träume sich irgendwann aufklären.“
Wie bitte?
Der Satz hallte in einem Echo durch Jada, sodass sie die Augen weit aufriss.
Vor Entsetzen schoss sie aus der liegenden in eine sitzende Position und funkelte ihren Bruder an.
Verdammt! Wieso wusste er von dem Traum? Hatte sie in ihren Träumen laut gesprochen?
„Istvan, woher ...“ Er unterbrach sie mit einer Handbewegung.
„Jada, mach dir keine Gedanken und jetzt schlaf!“ Schon während er das sagte, ließ er sich in die Kissen fallen und legte den Unterarm über seine Augen.
Ganz toll, gedanklich beglückwünschte sie sich.
Noch ein Geheimnis, auf das sie keine Antwort bekommen würde.
Woher, verdammt noch mal, kannte Istvan ihre Träume? Es blieb ja nur eine Erklärung: Sie musste im Schlaf alles in die Welt hinausposaunt haben.
Sie richtete den Blick wieder an die Decke und ihre Gedanken überschlugen sich, als ihr Verstand verarbeitete, was sie in den letzten Stunden alles erlebt hatte.
In dieser Nacht schlief Jada unruhig.
In den Phasen zwischen Wachen und Schlaf verfluchte sie die Rastlosigkeit, die sie beherrschte.
Immer wieder war sie aufgewacht und von einem flüchtigen, traumlosen Nebelschleier in den nächsten geglitten. Seit so unendlich vielen Monaten war er nicht in ihre nächtliche Welt gekommen.
Die Morgendämmerung setzte gerade ein, als die sich öffnende Zimmertür diese kräftezehrende Nacht beendete.
Jada sah zum Sofa, auf dem Istvan noch immer leise vor sich hinschnarchte. Die dicke Decke bis über das Gesicht gezogen, hob und senkte sich seine Brust. Er lag auf dem Rücken, seine Knie hingen über die Lehne. Seine Arme hatte er über der Brust verschränkt. Alles in allem sah diese Haltung mehr als nur ungemütlich aus.
Jada deutete ihrer Mutter an, die das Zimmer betreten hatte, leise zu sein, sie wollte Istvan nicht wecken. Aber sie spürte auch, dass ihr der gestrige Tag in den Knochen steckte. Sie war unglaublich müde und fühlte sich, als wäre in der Nacht eine Dampfwalze über sie hinweggerollt.
„Aufstehen! Dein erster Schultag! Du möchtest doch bestimmt nicht gleich am ersten Tag zu spät kommen, oder?“, flüsterte Eliza mit einem aufgeregten Lächeln im Gesicht. Ihre Augen funkelten wie die eines kleinen Kindes, das sich die Nase an der Scheibe eines Bonbongeschäftes platt drückte.
„Ja, Mama, ich steh gleich auf!“
Plötzlich riss sie die Augen auf.
Ja aber hallo! Ihr erster Schultag in einer richtigen Schule.
Oh Gott!
Sie war hellwach und sprang aus dem Bett.
Istvan war sofort auf den Füßen und sah sie erschrocken an, bevor sein Blick wachsam und gehetzt zugleich durch den Raum glitt.
Aber so schnell er aufgesprungen war, ließ er sich auch wieder mit einem Seufzen auf das Sofa fallen.
Als sein Kopf auf das Kissen traf, stöhnte er erneut auf.
„Guten Morgen, Istvan. Ich denke, dass wir uns beeilen sollten. Ich will nicht an meinem ersten Tag zu spät kommen. Was würde das denn für einen Eindruck hinterlassen? Ach, und Entschuldigung, ich wollte dich nicht so wecken.“
Doch ihre Euphorie schwand sehr schnell und allmählich bahnte Angst sich einen Weg in ihren Magen, der flau wurde, wenn sie nur daran dachte, in eine so große Schule zu gehen. Die letzten Jahre war sie in Budapest privat unterrichtet worden.
Ihre Eile, auf dem schnellsten Weg in die Schule zu kommen, verflog.
Es beruhigte sie auch nicht, dass Imre und Istvan ebenfalls in ihre Schule gingen.
Aus dem Augenwinkel sah Istvan die plötzliche Unruhe, die Jada überfiel, als er den Kopf leicht in ihre Richtung drehte, weil die Stille ihm seltsam vorkam. Sie stand noch immer vor dem Bett und fummelte nervös an dem Zipfel ihrer Decke herum.
Fieberhaft, weil sein Gehirn noch schlief, suchte er nach einer Ablenkung.
Mit einem sardonischen Lächeln, das seine geraden, weißen
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