Krieger der Schatten - Traumlos im Bann der Nacht (German Edition)
Angst, konnte ihr den Tag versauen. Auch der Blick in die lächerlichen Fratzen ihrer Tanten nicht. Dicke, fette Schminke verunstaltete die von Natur aus unschönen Gesichter der Schwestern ihrer Mutter.
Layla trug zu ihrer grässlichen blauen Augenbemalung einen knallroten Lippenstift.
Ava hatte sich die Wangen clownartig rot getüncht.
Aber Nura übertraf sie alle, ihr gebührte der absolute Meistertitel für Geschmacklosigkeit. Ihr schwarzer Lidschatten zog sich wie Kriegsbemalung bis zur Schläfe. Ihre Lippen waren tiefschwarze Schlauchboote, die sich bereits an dem Rand der Kaffeetasse verewigt hatten.
Es gab wohl keine Steigerung mehr, die diesen lächerlichen Aufzug übertreffen könnte.
Süffisant lächelnd setzte Jada sich zu ihrer Mutter und griff nach ihrem Kaffee.
Es fiel ihr schwer, nicht zu lachen, und obwohl Jada es vermied, in die Richtung ihrer Tanten zu sehen, prustete sie in die Tasse.
„Wo ist meine Schwester und was hast du mit ihr gemacht?“ Er hatte seine Fassung wiedergefunden und Überraschung spiegelte sich auf Isaacs Gesicht wider.
Jada zuckte nur die Schultern.
„Ich weiß nicht, wo sie ist. Gefalle ich dir nicht auch?“
Lange war es her, dass sie und Isaac ein normales Wort miteinander gesprochen hatten und er sie nicht mit diesem kalten, abschätzenden Blick ansah.
Doch sein Ausdruck in den Augen verdüsterte sich schlagartig und heftete sich auf eine Stelle ihres Armes. Jada wusste, was er dort sah, und legte ihre Hand über den blauen Fleck, der die Form seiner Hand hatte.
„Es tut mir so leid“, flüsterte Isaac ihr über den Tisch hinweg zu.
„Lass uns nicht mehr darüber reden, okay?“
„Mmh.“ Isaac verabscheute sich für sein Verhalten, der Dämon hatte so schnell die Führung übernommen. Noch bevor er ihn im Zaum halten konnte, war es aus ihm herausgebrochen und er hatte sich mit unsagbarer Wut auf Jada gestürzt. Er war in diesem Augenblick nicht mehr in der Lage gewesen, seine Wut zu kontrollieren. Es war in der letzten Zeit schon zu oft passiert, dass er von seiner dunklen, vernichtenden Seite überrannt wurde, und er fragte sich, wann ihn der Dämon vollends in Besitz nehmen würde und das Monster in ihm grausame, unaufhaltbare Schneisen der Zerstörung hinterlassen würde. Sein Dämon brauchte das Licht, das seine Seele erhellte, sonst wäre Isaac für immer verloren. Das Einzige, das ihm blieb, wenn es soweit war, war die endgültige Vernichtung.
Er würde wie ein wildes, tollwütiges Tier durch das Land streifen und alles mit sich in den Abgrund zerren, das ihm über den Weg lief.
Mit einer Handbewegung und um das Thema zu wechseln, deutete Jada auf den leeren Platz am Kopf des riesigen, massiven Holztisches und holte Isaac aus der finsteren, brutalen Welt seiner Gedanken zurück.
„Mama? Wo ist Papa?“
„Das hätte ich fast vergessen. Er hat schon früh das Haus verlassen, ich soll dir alles Gute zum ersten Schultag wünschen und er wird den ganzen Tag an dich denken.“
„Mmh. Danke.“ Das war mal wieder typisch, dass ihr Vater nicht da war.
Als Kind hatte sie ihre Mutter manchmal gefragt, wer der Onkel war, der sie besuchte.
Er war einfach nie zu Hause gewesen und das war auch heute noch so. Nur änderte auch ihre Enttäuschung, dass ihr Vater wieder einmal nicht da war, nichts daran, dass sie den großen Wunsch hatte, nur einmal in Ruhe frühstücken zu können.
Acht Leute, die aufgeregt durcheinander erzählten, brachten ihre ungewohnt gute morgendliche Laune ins Schwanken.
Ein stummer Schrei formte sich in ihrer Kehle, als Istvan fragte:
„Jada, wie sieht es aus? Können wir los?“
Oh Mann, Hektik am frühen Morgen.
Unglaublich.
Verdammt, sie hatte gerade einmal einen Schluck Kaffee genommen.
Die Junkie-Kaffeeader hatte bei Weitem noch nicht den Kick, den ein Süchtiger brauchte. Ganz zu schweigen von dem Pegel, den sie benötigte, um klarzukommen. Sie hätte sich das Zeug nur zu gern intravenös in die Adern gepumpt.
Ab jetzt würde sie jeden Morgen mit Imre und Istvan zur Schule fahren. Aber wenn es mit dem Kaffeekonsum weiter so bergab ging, dann wäre sie sehr schnell hochexplosiv.
„Komme sofort.“ Jada nahm noch einen letzten Bissen und einen Schluck von dem viel zu heißen Kaffee, bevor sie hastig aufstand.
Ihre Mutter erhob sich ebenfalls.
„Kinder. Ich hab euch Lunchpakete auf den Schrank gelegt, falls das Essen in der Schule nicht so gut ist. Jada, hier ist dein Kaffee. Papa hat dir neue Batterien für
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