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Krieger der Stille

Krieger der Stille

Titel: Krieger der Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Bordage
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nennen, der auf seinem Dachboden einen geheimen Deremat hat. Eines der ersten Modelle für große Entfernungen,
natürlich eine Antiquität, doch er funktioniert noch immer … Jedenfalls tat er das vor fünfzehn Jahren. Da hatten wir zum letzten Mal Kontakt. Damals wohnte er in Duptinat, der Hauptstadt, in der Straße Zur heiligen Goldschmiedekunst. Er selbst war Goldschmied und schuf Kunstwerke für die vielen Tempel der marquisatinischen Theogonie … Er war nach meinem Eintritt in den Orden mein erster weltlicher Gesprächspartner …«
    Der Ritter nahm seine Baumwollkappe ab, neigte den Kopf und deutete auf die Tonsur inmitten seines grauen Haars.
    »Sieht nicht besonders aus. Aber man gewöhnt sich daran … Der Mann heißt Geofo Anidoll. Er wohnt, wie gesagt, in der Straße Zur heiligen Goldschmiedekunst in Duptinat. Sagen Sie ihm, der Ritter Long-Shu Pae habe Sie geschickt … Er wird Ihnen zuhören … Long-Shu Pae … Adieu, und schöpfen Sie die ganze Kraft Ihrer Seele aus!«
    Tixu entschied sich sofort. Long-Shu Pae half ihm aufzustehen. Die Tür war nur angelehnt, so brauchte der Oranger den Code nicht noch einmal einzugeben. Noch schwindelig im Kopf ging er schwankend auf die schwarze Maschine zu.
     
    Der Ritter konnte problemlos Sar Bilo verlassen. Er traf in dem stillen Haus nur auf die beiden Frauen des Dritten Rings. Sie geleiteten ihn zu einer Geheimtür, die direkt auf die Straße führte. Die große Scheibe des Grünen Feuers stand bereits hoch am Himmel.
    Er beschloss, zur unterirdischen Basis der Camorre zu gehen, dorthin, wo der Kampf gegen die Pritiv-Mörder und die Scaythen von Hyponeros stattgefunden hatte. Etwas machte ihm Sorgen: Er fand es seltsam, dass der
Schrei, den Filp Asmussa ausgestoßen hatte – ein äußerst mittelmäßiger Schrei, den er als Lehrer im Kloster von Selp Dik nicht einmal bei einem Novizen geduldet hätte  –, bei dem Scaythen gewirkt hatte. Er wusste nicht, warum es zu dieser Reaktion gekommen war, aber der gesamte Verlauf des Kampfes hatte etwas Unwahrscheinliches. Sofort hatte er die außergewöhnliche mentale Kraft des Scaythen erkannt, doch dass dieses übermenschliche Potenzial dem plötzlichen unkontrollierten, ja schwachen Angriff des Kriegers unterlegen war, blieb ihm ein Rätsel. Vielleicht konnte er dieses Rätsel lösen, wenn er den Leichnam untersuchte – falls die Leute von der Camorre ihn inzwischen nicht von dem Dach der Basis entfernt hatten.
    Der Himmel erstrahlte jetzt in einem klaren, hellen Grün. Nur wenige Passanten kreuzten seinen Weg. Die Robotomaten waren fast mit der Straßenreinigung fertig. Er musste sich durch eine Gruppe von heruntergekommenen Prostituierten kämpfen, die ihm anzügliche Bemerkungen zuriefen.
    Der Weg war weit, weil er alle verbotenen Viertel durchqueren musste, ehe er schließlich in eine schmale gepflasterte Straße einbiegen konnte, die direkt zum Dach der Basis führte. Hohl hallten seine Schritte in der engen Gasse wider.
    Endlich stand er am Rand des großen Dachs aus Metall. Es roch nach getrocknetem Blut. Die Leichen lagen noch immer da, in einiger Entfernung. Vereinzelt entdeckte er abgetrennte Köpfe, die von großen roten summenden Schmeißfliegen umschwirrt wurden. Offensichtlich hatte noch niemand Alarm geschlagen. Er näherte sich den Toten und suchte nach der grünen Kutte. Er konnte sie nirgends entdecken.

    Plötzlich spürte er das Brennen eines Blicks im Nacken. Er drehte sich um. Fünf Meter hinter ihm stand der gesuchte Scaythe, jener Mann, den Filp Asmussa zu töten geglaubt hatte.
    Ein abgekartetes Spiel!, dachte Long-Shu Pae. Ihre Kriegsmaschinerie ist viel stärker als der Orden. Doch dieser Scaythe hatte die Rolle übernommen, das Entscheidungsgremium vom Gegenteil zu überzeugen. Die Scaythen haben uns manipuliert. Der Orden hat sein gesundes Misstrauen verloren. Das ist das Ende … das Ende.
    Reflexartig konzentrierte er sich auf das Xui und öffnete den Mund, um seinen Todesschrei auszustoßen. Ein entsetzlicher Schmerz durchbohrte sein Gehirn.
    Lebt der Mahdi Seqoram noch? O Götter, warum bin ich nicht in die Tiefe meiner Seele hinabgestiegen? Nicht bis ans Ende meiner Kräfte …
    Er hatte nicht einmal Zeit, mit den Händen seine Schläfen zu berühren. Er stürzte zu Boden. Sein Kopf schlug hart auf und zerplatzte wie eine reife Frucht.

ZWÖLFTES KAPITEL
    Ihr Kaiser, Könige, Herrscher und Despoten,
Ihr Spiegelbilder eurer Ahnen,
     
    Zu eurem Ruhm und zum Glanze eurer

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