Krieger der Stille
Asmussas Drohungen reagierte, legte der Krieger die junge Frau vorsichtig auf den Sockel des Deremats, richtete sich auf und warf dem Oranger einen hasserfüllten Blick zu.
Long-Shu Pae hielt die Zeit für reif, einzuschreiten. Er stellte sich zwischen den Krieger und Tixu.
»Hört auf, ständig Euer Mundwerk aufzureißen, Krieger! Ihr könntet diesem jungen Mann etwas mehr Respekt erweisen. Habt Ihr vergessen, dass es er und seine Freunde waren, die die ganze Arbeit in Rajiatha-Na geleistet haben?«
»Aus dem Weg! Ihr seid nichts als ein Verbannter. Sonst könnte ich mich ebenfalls mit Euch anlegen.«
»Wenn Ihr Zwiesprache mit Eurer Seele haltet, dritter Sohn des Seigneurs Asmussa«, sagte der Ritter gelassen, »müsstet Ihr erkennen, dass Ihr nichts als das Produkt
einer Ideologie seid. Ein Klon! In der Zeit erstarrt und bereits tot!«
Doch die Worte prallten an Filp Asmussa ab. Er stand da wie ein sprungbereites Raubtier.
Long-Shu Pae begriff, dass nichts den blinden Fanatismus des Kriegers erschüttern konnte. Also wandte er sich an Tixu: »Tun Sie, was er sagt. Er wurde von dem Orden mit einer Mission betraut. Und nichts wird ihn von seinem Ziel abbringen. Gehen Sie auf den Flur. Wenn ich den Deremat programmiert habe, komme ich zu Ihnen.«
»Aber … ich kann sie nicht verlassen«, protestierte Tixu und deutete mit zitterndem Zeigefinger auf die Syracuserin. »Ich … ich habe auch eine Mission … meine Mission.«
Long-Shu Pae sah ihn lange an, dann flüsterte er: »Ich verlange nicht, dass Sie die junge Frau verlassen sollen. Auch Hindernisse, die das Schicksal errichtet, sind nicht unüberwindbar. Es wird eine Lösung geben. Aber später. Jetzt würden Sie getötet werden. Von allen Tugenden ist die Geduld eine der ehrenwertesten. Wenn es Ihre rota individua, Ihr Schicksal ist, Aphykit wieder zu begegnen, werden Sie sie wiedersehen …«
Er legte seine Hand auf Tixus Schulter und schob ihn sanft, aber bestimmt zur Tür. Tixu warf der Syracuserin einen letzten Blick zu. Sie erwiderte ihn mit fiebrigen Augen. Schon immer hatte er an eine Art Vorherbestimmung geglaubt, vor allem wenn er sein Versagen während seines Aufenthalts auf Zwei-Jahreszeiten vor sich rechtfertigte, wo der Alkohol und die Nässe aus ihm einen Mann mit quasi pathologischer Willensschwäche gemacht hatten. Und jetzt musste er sich wieder mit seinem Schicksal abfinden, seiner Mittelmäßigkeit. Tixu, der arme Sterbliche,
fiel nach seinem Flug mit den Göttern hart auf den Boden zurück.
Als die beiden durch die Tür schritten, hob die Syracuserin den Arm und rief: »Wartet!«
Sie sprang auf, ohne dass Filp Asmussa reagieren konnte, und lief, nur mit ihrem schmutzigen Hemd bekleidet, auf die beiden Männer zu.
»Lasst mich einen Moment mit ihm allein, Ritter. Sagt Eurem Freund, dass ich gleich zu ihm komme.«
Long-Shu Pae erfüllte sofort ihre Bitte und ging zu dem sprachlosen Filp Asmussa.
Die Syracuserin sah Tixu lange unverwandt an. Ein strahlendes Lächeln erhellte ihr abgekämpftes Gesicht.
»Ich bin Aphykit, die Tochter Sir Alexus«, sagte sie, und ihre Stimme klang wie ein feines, melodisches Murmeln. »Sie haben mir zweimal das Leben gerettet. Einmal auf Zwei-Jahreszeiten. Ein zweites Mal hier, am Rande der Wüste. Doch jetzt muss ich mich nach Selp Dik begeben, weil ich dort nach dem Willen meines Vaters mit dem Mahdi Seqoram sprechen muss. Wie Sie sehen, habe ich Sie nicht angelogen, als ich von Ihnen auf Zwei-Jahreszeiten einen Transfer erbettelte. Doch ich habe Sie verachtet, und deswegen bitte ich Sie um … ich …«
Ihr schwindelte und sie schwankte. Tixu umfasste ihre Taille und presste sie an sich. Sie ließ sich auf seine Schulter sinken. Er atmete den Duft ihres Körpers, spürte die zarte Berührung ihres Haars an seinem Hals, fühlte ihre Brüste an seinem Oberkörper.
Sie richtete sich wieder auf, sah ihn an und sagte leise keuchend: »Doch ehe wir uns trennen, möchte ich Ihnen ein Geschenk machen …«
Aphykits Atem streifte seine Lippen, er atmete die Luft
aus ihrem Mund. Ihm schien es die köstlichste Luft, die er jemals geatmet hatte.
»Das kostbarste Geschenk … Der Klang … die Antra … Weil Sie mir geholfen haben, werden sich diese Leute für immer an Ihre Fersen heften … Sie werden Jagd auf Sie machen … Die Scaythen … Die Antra wird Sie beschützen … vor den forschenden Gedanken … vor dem Tod …«
Aphykits Augen verschleierten sich.
»Schnell … Ich beherrsche
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