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Krieger der Stille

Krieger der Stille

Titel: Krieger der Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Bordage
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beantworten. Doch er wusste, dass er nach der entscheidenden Schlacht, in der der Orden bald den Feinden der Konföderation gegenübertreten würde, und an der er unbedingt teilnehmen wollte, um die Seinen zu rächen, eine Entscheidung treffen musste.
    Diesen Gewissenskonflikt hatte er seinem Lehrmeister, dem Ritter Ruiff Loane, offenbart, dessen Assistent er ebenfalls war. Und Loane hatte ihm geantwortet, dass nur er – Filp – nach Prüfung seines Gewissens den richtigen Weg, den Weg des Xui, finden könne, den er dann gehen müsse. Vor diesen tragischen Ereignissen hatte Filp nie in Betracht gezogen, das Kloster zu verlassen. Er hätte sich nicht vorstellen können, diese hohe Mauer aus gelben und weißen, von Flechten überwachsenen Granitsteinen nie mehr zu sehen, oder die salzige Meeresluft nie mehr zu riechen. Das alles war Teil des Ordens, mit dem er sich bereits identifizierte. Wie würde er die schrillen Schreie der gelb gekleideten Männer und das raue Trompeten der Silberkammtölpel vermissen und die morgendlichen und abendlichen Übungen!
    Paradoxerweise war diese nahezu physische Beziehung,
die er zu dem Kloster entwickelt hatte, ausgerechnet durch die aufrührerischen Worte dieses Verbannten auf Roter-Punkt infrage gestellt worden. Der Ritter Long-Shu Pae hatte Zweifel in ihm gesät. Denn hinterher hatte er feststellen müssen, dass die Heftigkeit, mit der er die Gedanken Long-Shu Paes von sich gewiesen hatte – so als wolle er ein Feuer löschen, das seine Seele zu verzehren drohe –, leider sehr aufschlussreich hinsichtlich der Schwachstellen seines Charakters waren. In seiner Naivität hatte er geglaubt, durch die langwierige Ausbildung zum Ritter vor Seelenqualen geschützt zu sein, die er nur andern, schwachen Kriegern zubilligte. Doch er musste sich der Erkenntnis stellen: Nur ein paar Sätze von Long-Shu Pae hatten genügt, um sein Gedankengebäude, das seine Lehrer Stein auf Stein errichtet hatten, zum Einsturz zu bringen – ja, sogar dessen Fundamente und seine Überzeugungen zu untergraben. Die Warnungen zweier Mitglieder des Entscheidungsgremiums vor seiner Abreise hatten sich gegen die gefährlichen Ansichten des verbannten Ritters als ineffizient erwiesen, umso mehr, weil Long-Shu Pae entschieden dazu beigetragen hatte, die Mission erfolgreich zu beenden. Die Überzeugungen des Kriegers Filp Asmussa waren zutiefst erschüttert worden.
    Jetzt warf er sich seinen Hochmut und seine Verachtung gegenüber dem ehemaligen Ritter vor, und er stellte fest, dass er viel mehr von dieser Begegnung hätte profitieren können. Die Beherrschung des Klangs und des Geistigen, Long-Shu Paes insgeheim erworbene Kenntnisse aus dem Archiv des Klosters, hatten für ihn seitdem mehr Gewicht als die seiner Lehrer bekommen.
    In einer der nun häufigen schlaflosen, von finsteren Gedanken
überschatteten Nächte hatte er nach der Außentreppe gesucht, die zu der Krypta führte, wo Long-Shu Pae einst seinen geistigen Hunger gestillt hatte. Doch er hatte weder Kraft noch Mut genug gehabt, seinen Plan durchzuführen. In den dunklen Gängen des Klosters hatte ihn eine Art innerer Schwindel überfallen. Da war er schnell umgekehrt und hatte sich in seine spartanische Zelle geflüchtet und auf seinem Bett unter der rauen Wolldecke vor Aufregung gezittert.
    Das von dem verbannten Ritter gesäte Samenkorn der Heterodoxie begann in der Seele Filps zu keimen. Er befand sich im Zwiespalt: Nichts wünschte er sich so sehr, als endlich die Ritterwürde zu erlangen, deshalb musste er unbedingt diesen aufkeimenden Zweifel ausmerzen.
    Jedenfalls hatte ihm das sein Beichtvater, Choud Al Bah, dringend geraten. Filp hatte ihn als Paten und Tutor gewählt, weil dieser alte, erfahrene Ritter ihn vor allem wegen der faszinierenden Ausstrahlung seiner grünen Augen beeindruckte und weil er das wenig ruhmreiche Amt des Hauptverwalters ausübte.
    Also ertrug Filp seine Seelenqualen geduldig. Er hoffte, schon bald eine Lösung für seinen inneren Zwiespalt zu finden.
    Jetzt lenkte er seine Gedanken auf Aphykit, die Tochter Sri Alexus, die er vom Planeten Roter-Punkt hierhergebracht hatte. Noch immer war sie schwach und wurde vom Fieber geschüttelt. Doch ihre Krankheit beeinträchtigte ihre Schönheit nicht. Im Gegenteil, in Filps Augen wurde sie dadurch noch begehrenswerter. Da er mit dem Ritter, der die Krankenstation leitete, Nobeer O’An, befreundet war, konnte er die junge Frau entgegen der strikten Regel, die jeglichen

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