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Krieger der Stille

Krieger der Stille

Titel: Krieger der Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Bordage
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Brüdern, den Hexern, jenseits der Grenze zurück, wo sie die ganze Nacht tranken und lachten.
    Als Étincelle am nächsten Morgen erwachte, öffnete sie das Lichtfenster, das auf den Balkon aus Blattwerk hinausging und sprach zu den jungen Zauberern, die sich unten im Hof versammelt hatten.
    »Denjenigen, der mir das Herz einer Silberhindin bringt, den will ich zum Gatten nehmen …«

    Ihre Verehrer dachten nicht einmal nach. Alle liefen in den Wald, in den Händen scharfe Messer mit blitzenden Klingen. Als der große Zauberer Gudevure beim ersten Gesang der geschwätzigen Drossel die schreckliche Nachricht erfuhr, eilte er ins Zimmer seiner Tochter.
    »Was hast du getan, Unglückselige?«, sagte er voller Zorn. »Du rufst zum Vergießen unschuldigen Blutes auf. Jetzt bricht eine Zeit des Fluches an!« Aber es war zu spät. Die jungen Zauberer ließen sich nicht mehr aufhalten. Blind geworden, weil sie dem Feechen gefallen wollten, richteten sie unter den Silberhindinnen ein Massaker an und schnitten ihnen die Herzen aus ihren Leibern.
    Und so kam es, wie das Gesetz es befahl. Die Gottheiten der Zwischenwelten und die Engel verließen das Land Albar. So verlor es seinen magischen Schutz: Die Ewige Kaskade versiegte, auf dem Kristall des Felsens wuchsen keine Früchte mehr, der See der Barmherzigkeit verwandelte sich in eine Salzwüste, die Waldtiere wurden zu Raubtieren und töteten und fraßen die Kinder.
    Auf diesen Augenblick hatten die Ager seit langen Jahren gewartet. Sie versammelten ihre Streitmacht an der Grenze, um das Land Albar zu erobern. Der große Magier Gudevure sprach zu seinem Volk: »Weil meine Tochter Étincelle, aber vor allem auch ich, der ich ihr Vater und euer Anführer bin, einen Fehler gemacht haben, halten die Gottheiten und die Engel nicht mehr ihre schützenden Hände über uns. Die himmlischen Wesen sind aus unseren Wäldern geflohen … Die geschwätzige Drossel hat mir berichtet, dass die Ager bald in unser Land eindringen und uns töten werden. Wir haben nicht mehr die Kraft, sie zu bekämpfen und sind bis in alle Ewigkeit verflucht. Im Gesetz heißt es, dass nur das reinigende Wasser, das Wasser des Verzeihens uns retten könnte, doch der See der Barmherzigkeit ist ausgetrocknet und zu Salz geworden, und die Ewige Kaskade ist versiegt …«
    Bei dieser traurigen Rede fingen Iradielle und alle Feen an zu weinen. Sie weinten die bitteren Tränen der Reue. Und der Tränen waren so viele, dass sie zu einem Bach wurden und der Bach zu einem Fluss anschwoll und der Fluss sich zu einem Ozean auswuchs, einem unendlichen Meer, in dem die viele, viele Männer zählende Streitkraft der Ager ertrank. Inmitten dieses Ozeans blieb eine Insel, auf die sich das magische Volk flüchtete. Der Himmel sandte Lichtstrahlen hernieder und brachte die Magier und die Feen
in ein weit entferntes Land, in dem sie noch einmal ein neues Leben im Einklang mit den magischen Gesetzen beginnen konnten.
    Was nun diese Insel betrifft, so gibt es Menschen, die behaupten, dass sie heute von den Nachkommen der Ager streng bewacht wird, jener Ager, die dem Ertrinken entgingen, und dass man sich ihr auf keinen Fall nähern dürfe …
    Von Kwen Daël erzählte selpdikische Legende, Übersetzer: Messaodyne Jhû-Piet
     
    Es gibt Gelehrte, die einen Zusammenhang zwischen dieser Legende und den Monagern (Mon der Ager) – jenen, den Ozean der Feen von Albar bevölkernden marinen Säugetieren – vermuten. Andere wiederum sehen eine gewisse Analogie mit einer Legende der sadumbischen Imas vom Planeten Zwei-Jahreszeiten. [Anm.d.Ü.]

    V om obersten Punkt des breiten Rundwegs, der sich in Serpentinen am äußeren Befestigungswall des Klosters emporschlängelte, betrachtete Filp Asmussa den Ozean der Feen von Albar. Im eintönigen Grau des hereinbrechenden Morgens hoben sich die von Schaum gekrönten Wellen vor dem tintenblauen Nachthimmel als weiße, flüchtige Tupfer ab. Große, regenschwere Wolken zogen auf. Ein kräftiger Wind schob sie unablässig auf die zerklüftete Küste der felsigen Halbinsel zu. Brandungswellen schlugen tosend auf den Sandstrand auf, der sich östlich des Klosters erstreckte, und hinterließen beim Rückzug weiße Schaumschlieren.
    Die feuchte Luft roch stark nach Jod. Filp Asmussa sah die Flotte der morgendlichen Fischer in ihren Aquakugeln nicht. Selbst bei bewegter See gingen die selpdikischen Fischer ihrem Beruf nach. Erst wenn ein gefährlicher Sturm aufzog, ließen sie ihre Aquakugeln im

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