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Krieger der Stille

Krieger der Stille

Titel: Krieger der Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Bordage
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Gunst, die ihm bisher verwehrt worden war. Und die physische Nähe zu diesem außergewöhnlichen Mann erfüllte ihn mit geradezu religiöser Inbrunst. Er hatte die absurde Hoffnung, plötzlich vor ihm zu stehen.
    Aber Filp starrte vergebens die ausgetretenen Stufen an, der Mahdi zeigte sich nicht. Er zuckte mit den Schultern, schalt sich seiner Naivität und lehnte sich an eines der Fenstersimse. Der Stein fühlte sich porös und kalt an. Sein Blick schweifte über das graue, von Wind und Regen aufgepeitschte Meer der Feen von Albar. Filp versuchte, die legendäre Insel der Monager auszumachen, dieser gefährlichen Seemonster, über die die selpdikischen Fischer mit abergläubischer Angst sprachen. Aber trotz der Höhe seines Aussichtspunkts oder weil schlechtes Wetter herrschte, oder weil diese Insel eben nur in der Fantasie der Menschen existierte, konnte er nichts als das aufgewühlte Meer und die dunklen drohenden Wolken darüber sehen.
    Die Stimme des Ritters Szabbo riss in abrupt aus seinen Betrachtungen: »Die Weisen des Gremiums erwarten Euch, Krieger! Befleißigt Euch ihnen gegenüber größter
Ehrerbietung. Den meisten Eurer Kommilitonen wird niemals ein solche Gunst zuteil. Folgt mir!«
    Hinter der Tür erstreckte sich ein dunkler Gang mit gewölbter Decke, die so niedrig war, dass die Haare des Ritters die Rundbögen streiften. Sie betraten einen kleinen, unmöblierten Raum mit vom Grünschimmel befallenen Wänden und einem einzigen Fenster. Die offen stehende Tür schlug in regelmäßigen Abständen laut gegen den Rahmen.
    »Tretet jetzt ein, Krieger Asmussa!«, befahl Szabbo.
    Filp grüßte den Ritter ehrerbietig. Dieser erwiderte den Gruß mit einer leichten Verbeugung und zog sich kommentarlos zurück.
    Filp ging langsam in den Audienzsaal des Entscheidungsgremiums. Er war rund. Licht fiel durch die Luftfenster herein. Der Saal war bernsteinfarben getönt und das Licht warf einen golden Glanz auf Möbel und Wände. Magnetische Teppiche mit changierenden Emulsionen bedeckten den Holzfußboden. An die Decke wurden holografische Bilder projiziert, die die Gesichter aller Mahdis seit Gründung des Ordens zeigten und zwischen den Porträts das Emblem der Ritterschaft, den Pantharden.
    Das Leben und die symbolische Bedeutung des Pantharden war einziges Thema der drei ersten Kurse aller Anwärter auf die Ritterschaft. Der Panthard war ein Raubtier der tropischen Wälder des Planeten Nouhenneland, ein sehr scheues Geschöpf, imstande, auch den ausgeklügelsten Fallen zu entgehen und deshalb schwer zu jagen. Doch wenn er in die Enge getrieben wurde, kämpfte er erbarmungslos um sein Leben. Die Einheimischen behaupteten, sollte der Panthard jemals aussterben, wäre das ein Zeichen für das Zeitenende.

    Nun sah Filp den Panthard an der Decke dargestellt: ein geschmeidiger Körper mit feuerrotem, von purpurnen und schwarzen Streifen durchzogenem Fell bedeckt, große grüne undurchdringliche Augen und fünfzig Zentimeter lange Reißzähne.
    Auf einem Podium in der Mitte des Saals standen vier Stühle. Auf jedem dieser Stühle saß ein mit einer weißen Toga bekleideter Greis. Die Schädel dieser Männer waren rasiert und voller brauner Altersflecken, ihre Gesichter mit einer pergamentartigen faltigen Haut überzogen, ihre Augen wässrig, farblos. Die Alten, wie sie gern genannt wurden, versuchten jetzt, den Krieger mit ihren Blicken zu durchbohren.
    Im Raum roch es nach Staub und Schimmel, ein Geruch, der Filp an die geräumigen Dachböden des elterlichen Palastes in Rahabezan erinnerte.
    Er schritt bis zu dem halbkreisförmigen Geländer vor dem Podium und grüßte – trotz seiner inneren Anspannung, die ihn zittern ließ – langsam und zeremoniell wie vorgeschrieben, die vier Weisen.
    Kaum hatte er das Ritual absolviert, traf ihn eine Stimme wie ein Peitschenhieb.
    »Krieger Filp Asmussa, der Mahdi Seqoram hat uns beauftragt, Euch vorzuladen, um Euch davon in Kenntnis zu setzen, dass er im Hinblick auf Euch gewisse Sorgen hegt«, verkündete einer der Weisen, ohne sich zu rühren. Seine Stimme klang wie das künstliche Organ eines Roboters.
    Ein eisernes Band legte sich um Filps Brust und machte ihm das Atmen schwer.
    »Als Erstes«, fuhr der Weise fort, »legt der Mahdi Wert darauf, Euch zu dem brillanten Gelingen Eurer Mission
auf Roter-Punkt zu beglückwünschen, eine Mission, die alles andere als einfach war, wie er zugibt. Auch wenn sie sich teilweise als überflüssig erwiesen hat, denn die Tochter

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