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Krieger der Stille

Krieger der Stille

Titel: Krieger der Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Bordage
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keinen Sinn für Humor hat.«
    Unbändige Wut kochte in Filp hoch, doch mit Hilfe seiner mentalen Kontrolle gelang es ihm, sie zu unterdrücken.
    Gien kam zurück und machte dem Geplänkel ein Ende. »Es stimmt, Frol«, sagte er enttäuscht. »Die Weisen des Entscheidungsgremiums haben ihn einbestellt.«
    Erste, schwere Tropfen fielen vom Himmel, und ein heftiger Wind kam auf.
    »Oh, Seine Hoheit muss ja ziemlich wichtig sein, wenn die Alten höchstpersönlich geruhen, ihn zu empfangen«, knurrte Frol. »Also, worauf wartest du noch? Sollen wir
deinen Hintern da reinschieben? Ein Vertreter des Gremiums kommt gleich und holt dich ab.«
    Das ließ sich Filp nicht zweimal sagen. Er war froh, diesen hämischen Blicken nicht mehr ausgesetzt zu sein. Er betrat ein dunkles Vestibül mit einer einzigen schmalen Fensteröffnung, durch die pfeifend der Wind hereinblies. Er setzte sich auf eine feuchte Steinbank, den ausgetretenen Stufen einer verwinkelten Treppe gegenüber. Boden und Wände sahen wie von Lepra zerfressen aus. Und aus unzähligen Mauerspalten wehte feiner Staub.
    Wie lange Filp dort saß, konnte er nicht sagen. Er hörte das erstickte Lachen der Trapiten draußen vor der Tür, das Heulen des Windes und das ferne Rauschen der Brandung. Es war das erste Mal, dass er vor dem Gremium erscheinen musste. Bisher hatte er als Schüler und Krieger nur mit Hilfskräften der Verwaltung zu tun gehabt, außer als er für diese Mission auf Roter-Punkt abkommandiert worden war. Da hatten sich zwei Sekretäre mit ihm unterhalten.
    Jetzt fragte sich Filp zum hundersten Mal, was sich hinter dieser Vorladung verbarg, denn wann immer ein Mitglied des Ordens in den Turm der Mahdis befohlen wurde, sah man ihn nie wieder. Meistens wurden diese Leute des Klosters verwiesen oder verbannt, je nach Stellung.
    Wie neuerdings immer, wenn er sich selbst überlassen war, wurde er von finsteren Gedanken heimgesucht. Er sah die Gesichter seiner Eltern, Brüder und Schwestern vor sich, und ein schreckliches Gefühl der Einsamkeit überkam ihn. Er hatte niemanden mehr, dem er sich anvertrauen konnte. Erst jetzt, da ihm seine Familie genommen worden war, wurde ihm bewusst, wie viel sie ihm bedeutet hatte. Seine Augen füllten sich mit Tränen; zum
ersten Mal seit er vom Tode der Seinen erfahren hatte, lies er es zu, um sie zu trauern.
    Eine kleine Tür unter der Treppe wurde geöffnet und heraus trat ein Ritter, den Filp zwei oder drei Mal gesehen hatte. Er war sehr groß, und hatte dichtes blondes Haar, das seinen Kopf umspielte. Der Mann strahlte eine ungeheure Kraft aus, und sein muskulöser Körper schien seine eng sitzende Kutte fast sprengen zu wollen.
    Seine dunkelblauen Augen auf Filp gerichtet und ohne zu grüßen sagte er mürrisch: »Krieger Asmussa? Ich bin der Ritter Godegezil Szabbo, der Vertreter der Garde des Entscheidungsgremiums. Folgt mir bitte.«
    Filp wischte sich schnell mit dem Ärmel über die Augen, ordnete seine Kleidung und strich ein paar widerspenstige Haarsträhnen zurück. Dann folgte er dem blonden Ritter. Sie stiegen die schmale Wendeltreppe empor. Fahles Licht fiel durch die Schießscharten. Die Sohlen ihrer Ledersandalen machten auf den abgetretenen Stufen klackende Geräusche. Abgesehen von dem fernen Dröhnen der Brandung waren dies die einzigen Laute in der Grabesstille des Turms. Filps Blick wanderte automatisch zu den Füßen seines Führers. Sie waren vom jahrelangen Exerzieren auf dem harten Sand der Halbinsel mit Schwielen bedeckt. Manchmal unterbrachen die schrillen Schreie der Meeresvögel ihren monotonen Aufstieg.
    Schließlich erreichten sie einen zugigen, gefliesten Treppenabsatz. In eine der Wände waren drei nicht verglaste achteckige Fenster eingelassen, die einen herrlichen Blick über das Meer und die Halbinsel boten, die das Kloster mit dem einzigen Kontinent Selp Dik verband. Filp konnte sogar die winzigen Dächer der etwa vierzig Kilometer entfernt liegenden Hafenstadt Houhatte erkennen.

    »Wartet hier!«, befahl der Ritter Szabbo. »Ich erkundige mich bei einem der Vertreter des Gremiums, ob die Weisen bereit sind, Euch zu empfangen.«
    Er verschwand durch eine den Fenstern gegenüberliegende große Tür.
    Die Wendeltreppe führte, immer schmaler werdend, weiter nach oben, in geheime Regionen. Nur ein paar Stufen trennten ihn noch von den Gemächern Mahdi Seqorams, des Großmeisters des Ordens, stellte Filp fest, und wurde ganz aufgeregt. Er hoffte, ihn wenigstens einmal zu sehen, eine

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