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Krieger der Stille

Krieger der Stille

Titel: Krieger der Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Bordage
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sicheren, überdachten Hafen von Houhatte.
    Jetzt, bei Ebbe, trainierten die Krieger und die Aspiranten auf dem goldenen Sand des Strands im Osten unter der Anleitung einiger Ritter. Die Schüler waren nackt bis auf eine bronzefarbene Hose, während die Ritter ihre grauen abgenutzten Kutten trugen. Sie übten den Todesschrei und verteilten sich traditionsgemäß in kleinen Gruppen am Ende des Strands. Jede Gruppe eignete sich, je nach Belieben
ihres Lehrers, eine andere Technik an. Manchmal flatterten Gelbmöwen oder Silberkammtölpel durch das fürchterliche Schreien verstört, erschreckt auf.
    Von seinem etwa hundert Meter über der Szenerie liegenden Aussichtspunkt wirkten die Schüler auf Filp Asmussa wie ein Schwarm winziger disziplinierter Insekten.
    Wäre ich nicht unverhofft von den Weisen des Entscheidungsgremiums vorgeladen worden, wäre ich jetzt auch eines dieser Insekten da unten und müsste den Befehlen der Lehrer-Insekten aufs Wort gehorchen, dachte er.
    Die Schüler hatten vor dem Unterricht Steine aller Größen gesammelt und zu kleinen schwarz glänzenden Hügeln aufgetürmt. Das waren ihre Zielscheiben, die sie mit ihren vibrierenden Todesschreien bombardierten. Manchmal, wenn der Ton seine höchste Wirkungskraft entfaltete, zerbarst ein Stein in tausend Stücke. Dann freute sich der Urheber des Schreis. Sollte er seine Freude jedoch kundtun, wurde er sofort von seinem Lehrer zurechtgewiesen. Denn jede Überschwänglichkeit war der Konzentration abträglich.
    Filp Asmussa hätte gern an dieser morgendlichen Übung, auch prime matine genannt, teilgenommen, weil sie nach absoluter Konzentration verlangte und sie wahrscheinlich seine finsteren Gedanken verscheucht hätte.
    Nach seiner Rückkehr von Roter-Punkt hatten ihn sehr schlechte Nachrichten erreicht: Filp würde seinen Vater, Dons Asmussa, Seigneur von Sbarao und Herrscher der Elf Ringe, nicht wiedersehen. Er war in eine von der Angfamilie und deren Verbündeten gestellte Falle gegangen. Alle Seigneurs der Konföderation waren bereits tot. Auch seine Mutter, Dame Moniaj, würde er nicht wiedersehen, ebensowenig seine beiden Brüder, Gartip und Hesmir, und
seine drei Schwestern Veenidj, Bridij und Isabelj. Sie alle waren von den Pritiv-Mördern auf dem größten Platz in Rahabezan, der Hauptstadt Sbaraos und der Ringe enthauptet worden. Da die Bullovisionsprogramme und die Audiosender seit mehreren Tagen unterbrochen waren, hatten sie diese Informationen nur über das geheime Netz des Ordens auf Sbarao bekommen. Die Medien schwiegen. Folglich kursierten die widersprüchlichsten Gerüchte über die Ereignisse. Zwar hatte Filp keine offizielle Bestätigung für das Massaker an seiner Familie, aber im tiefsten Inneren wusste er, dass er sich keine Hoffnungen machen durfte: Das unsichtbare Band zu seinen Angehörigen war unwiderruflich zerschnitten worden.
    Sein persönlicher Beichtvater, der Ritter Choud Al Bah, auch verantwortlich für die Verwaltung des Klosters, hatte ihn informiert. Den verworrenen Berichten des Geheimnetzes war zu entnehmen, dass sich seine Familie gegen die Invasion ihres Planeten gewehrt habe und deshalb exekutiert worden sei. Ehe man seiner Mutter und seinen Schwestern – auch der erst zwölfjährigen Isabelj – die Köpfe abschlug, seien sie vor den Augen des Volks vergewaltigt worden, und seine Brüder habe man bei lebendigem Leibe gevierteilt, dann ihre Köpfe aufgespießt und öffentlich zur Schau gestellt. Außerdem seien viele höfische Würdenträger zum Tode durch das kreuzeanische Feuer verurteilt worden, und diese Hinrichtungen würden sich innerhalb weniger Tage auf beängstigende Weise häufen.
    Als Ritteranwärter war es Filp Asmussa allein durch die Kraft des mentalen Klangs gelungen, seiner Trauer und Verzweiflung über den Verlust seiner Familie Herr zu werden. Nachts besuchte sie ihn in seinen Träumen, und er fand etwas Ruhe. Doch wenn er schlaflos war, sah er
fürchterliche Bilder, vor allem die der geschändeten Körper seiner Mutter und seiner Schwestern. Isabalj war ein kleines fröhliches Mädchen mit goldenen Haaren und Augen gewesen. Dann verwandelte sich seine Trauer in Wut und Hass.
    Da er der einzige Thronerbe war, lebte er nun im Zwiespalt. Sollte er aus Pflichterfüllung gegenüber seinem Volk die Rückeroberung seines Planeten betreiben oder weiterhin Mitglied des Ordens bleiben und den ruhmreichen Weg eines Ritters beschreiten? Im Moment konnte er diese schicksalsschwere Frage nicht

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