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Krieger der Stille

Krieger der Stille

Titel: Krieger der Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Bordage
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Räder der Kirche des Kreuzes gewöhnt. Schon kümmerte sie das Schicksal der Gemahlin ihres einst so geliebten Herrschers, des Seigneurs Abasky, nicht mehr. Aus blanker Angst hatten sie sich mit verblüffender Flexibilität der neuen Lage angepasst.
    Dame Armina lebte nicht mehr, aber damit war wenigstens ihrem Martyrium ein Ende gesetzt. Frieden lag auf ihrem geschundenen Gesicht. Großes Mitleid für diese ihm unbekannte Frau ergriff Tixu, der nur ahnen konnte, was sie hatte erleiden müssen. Von dieser Kirche war weder Milde noch Gnade zu erwarten. Sie konnte jetzt mit Hilfe der Scaythen blindwütig ihrem Fanatismus freien Lauf lassen. Schon an jeder Straßenecke stellte sie die Körper der Gefolterten zur Schau, alles Menschen, die es gewagt hatten, an andere Formen des Göttlichen zu glauben und diesem Glauben Ausdruck zu verleihen. Auf diese Weise ließ sie andere für den ihr innewohnenden Hass und Terror bezahlen. Tixu musste an den lächerlichen heruntergekommenen Missionar in der Taverne auf Zwei-Jahreszeiten denken, dessen Worte nur auf Hohn und Spott gestoßen waren.
    Ein Raunen ging durch die Menge auf dem Platz. Die fünfzig Meter hohe Bullovision-Leinwand leuchtete weißgolden, und die ersten Takte einer aplymphonischen Hymne ertönte zum Beginn der Übertragung. Als das holografische Bild des neuen Kaiserpalastes in Venicia in seiner barocken Pracht gezeigt wurde, brachen die Duptinatiner in Begeisterungsrufe aus. Was für ein Gegensatz zu ihrer
eigenen schmucklos strengen, aufs rein Funktionelle beschränkten und einfallslosen Architektur! Sie gerieten geradezu in Ekstase beim Anblick der unzähligen Türme und Erker, deren Dächer mit Platten aus rosa Optalium gedeckt waren, und der bläulichen, mit hunderten von Lichtskulpturen verzierten Fassade, und dem geometrisch angelegten ausgedehnten Park mit seiner üppigen Vegetation in schillernden Farben. Etwas derart Grandioses hatten sie noch nie gesehen. Dies war ihr erster Kontakt mit der syracusischen Kultur, und sie waren fasziniert, geblendet, voller Enthusiasmus …
    Seltsamerweise vergaßen sie bei der Übertragung, dass es eben diese Syracuser und deren Verbündete waren, denen sie die Besetzung ihres Planeten und das damit verbundene Elend verdankten. Tixu konnte es nicht fassen, wie schnell sich dieses Volk von seinen neuen Herren hatte verführen lassen, die sie noch vor ein paar Minuten am liebsten zur Hölle geschickt hätten.
    Und als sich der Krönungszug vor dem Palast formierte, wurde die Begeisterung noch größer. Voran schritt Barrofill XXIV., der Muffi der Kirche des Kreuzes. Der Muffi war ein verschrumpelter Greis, dessen dünne, krumme Beine in einem granatroten Colancor steckten. Darüber trug er ein weites violettes Messgewand und auf dem Kopf, über seinem verschlagenen Gesicht, eine mit alten Rubinen geschmückte Tiara. In der Rechten hielt er den geheiligten Krummstab des Unfehlbaren Hirten, das Symbol des obersten Vertreters der Kirche des Kreuzes und Herrschers über die armen Seelen der niederen Welten. Hinter ihm folgte die kleine, in Rot und Blasslila gekleidete Armee der Kardinäle, denen sich die finstere schwarze Schar der Generalvikare anschloss. Dann folgten die in
Weiß und Dunkelgelb gewandeten Missionsbischöfe und schließlich kam ein Schwarm blaugrauer Verwalter, Novizen und Ministranten.
    Dann war der Festzug der Höflinge zu sehen, dessen Teilnehmer streng nach Bedeutung und Alter der Adelsfamilien aufgereiht waren. Als die Duptinatiner so viel Eleganz und Raffinement in Schnitt, Farben und Accessoires – ein Luxus, der in diesem Übermaß fast lächerlich wirkte – sahen, fingen sie spontan an zu klatschen. Natürlich wäre diese Reaktion auf Syracusa völlig unangebracht gewesen, auf Marquisat aber war sie natürlich.
    Nach den Höflingen kamen die je nach ihren Funktionen in verschiedenfarbigen Kapuzenmänteln gekleidete Trupps der Scaythen von Hyponeros: weiß mit roten Bordüren für die Gedankenschützer, schwarz für die kirchlichen Inquisitoren, lindgrün für die weltlichen Gedankenleser. Die Kapuzen verhüllten ihre Gesichter. Zwischen jeder Formation marschierten Interlisten und Pritiv-Söldner, deren weiße Masken den sonderbaren Eindruck erweckten, es handele sich um ein und dasselbe ins Vielfache reproduzierte Wesen. Jetzt stöhnte die Menge auf, denn die Marquisatiner hatten bereits mit den äußerst gefährlichen Scaythen Bekanntschaft gemacht.
    Den Abschluss des feierlichen Festzugs

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