Krieger der Stille
Sofrène! Die grauen Männer! Sie sind da! Sie …« Die Stimme erstarb in einem Röcheln.
»Das war Joab-Ty, unser Nachbar«, sagte Isalica. Sie war totenblass geworden. »Mein Gott, was wollen die von uns?«
»Sie sind nicht Ihretwegen, sondern meinetwegen gekommen«, sagte Tixu. »Sie haben mich gefunden, und ich glaubte, sie abgeschüttelt zu haben. Sagen Sie ihnen, dass ich Sie gezwungen habe mir zu helfen. Ich danke Ihnen für alles, leben Sie wohl.«
Er kletterte, die Füße zuerst, ich das Einstiegsrohr. Dann verschwand er ganz im Bauch der alten Maschine. Die Lichtkugel erlosch, und er konnte kaum noch etwas sehen.
Tastend fand er den Programmator, eine Tastatur mit runden Knöpfen, der direkt an die Memodisk der Desintegration angeschlossen war, ohne die Möglichkeit irgendeiner Kontrolle. Die Maschine konnte nur einen Teil seines Körpers rematerialisieren oder die Angaben durcheinander bringen. Er hatte einmal auf einem während seines Praktikums auf Oursse gezeigten Videoholo gesehen, was passierte, wenn nur ein partieller Transfer stattgefunden hatte: Unförmige, nicht wiederzuerkennende, geradezu monströse Körper, waren das Resultat gewesen. Aber er musste dieses Risiko eingehen.
Er drückte auf den Knopf, um das Programm zu aktivieren und wartete, dass die Instruktionen auf dem noch schwarzen Armaturenbrett aufleuchteten. Leider hatte er nur eine vage Erinnerung an die Weltraumkoordinaten von Selp Dik, weil er es versäumt hatte, sich vorher in einem Reisebüro oder einem geostellarischen Institut zu informieren.
Jetzt hörte er die Pritiv-Söldner im Haus, Schritte, Stimmen, Türenschlagen. Die Schwestern standen eng aneinandergeklammert, wie versteinert mitten auf dem Dachboden.
Das Armaturenbrett leuchtete noch immer nicht. Fieberhaft tastete Tixu darunter und stellte fest, dass es nicht an den Partikelfilter angeschlossen war. Wahrscheinlich eine Vorsichtsmaßnahme Geofo Anidolls, weil seine Töchter als kleine Mädchen in der Maschine spielten. Nicht auszudenken, was dann hätte passieren können …
Tixu fand das fehlende Kabel nicht. Schweiß rann ihm von der Stirn bis in die Augen, sein Tasten wurde unsicher, ungeschickt. Dann riss er brutal ein unter dem Liegeplatz hängendes Kabel heraus und hoffte, dass es für die
Inbetriebnahme des Geräts keine Bedeutung habe. Mit Nägeln und Zähnen entfernte er hastig an beiden Enden die Isolierung und schloss es provisorisch an den Programmator und den Filter an. Sofort leuchtete das Armaturenbrett auf. Er betete, dass sein stümperhaftes Flickwerk den Energieschock aushalten möge. Er war in Schweiß gebadet und schon hörte er die Schreie seiner Verfolger.
Die Kabine war jetzt in ein diffuses grünes Licht getaucht. Er tippte die ungefähren Koordinaten Selp Diks ein. Ein letzter Zweifel überfiel ihn: Und wenn ich mich nun geirrt habe?
Während seines Praktikums hatte er die Koordinaten aller Planeten der Konföderation auswendig lernen müssen. Aber das war lange her, so lange … In einer anderen Welt, einer anderen Zeit …
Er ließ sich auf die Liege sinken. Der Würfel war gefallen.
Er hörte ein Rauschen, dann Knacken und Knistern, und schließlich begann alles zu beben. Er glaubte, dass dieser alte verrostete Haufen Eisen gleich explodierte … Und vielleicht war es genau das, was passierte …
Die schwarze runde Sonde glitt auf die bebende Kugel zu. Die Söldner stürmten auf den Dachboden. Die Strahlen der Laserlampen erfassten Isalica und Sofrène, die vor Entsetzen wie erstarrt waren. Die beiden Schwestern leisteten keinen Widerstand, als die Söldner ihnen Magnetbänder um den Hals legten.
Einer der Söldner kletterte auf die Leiter und wollte die Luke entriegeln. Es gelang ihm nicht, der Deremat vibrierte zu stark. Da zerschlug er mit der bloßen Hand das Glas und stürzte sich wie ein Verrückter in die Maschine.
Eine Minute später tauchte er triumphierend wieder auf und schwenkte eine blaue Wolljacke, eine schwarze Samthose, Unterwäsche aus weißer Baumwolle und ein Paar marquisatinische Stiefel.
»Er hat sich auf Selp Dik programmiert. Die Koordinaten sind noch sichtbar … Doch ich kann mir kaum vorstellen, dass dieses alte Ding ihn transferiert hat. Seine Kraft reicht sicher nicht einmal bis zum Jatchaï-Wortling-Platz.«
»Selp Dik?«, sagte eine metallisch klingende Stimme. »Dann hatte die junge Frau von der InTra also recht.«
Der Scaythe löste sich aus den Schatten und trat hervor. »Schade.
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