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Krieger der Stille

Krieger der Stille

Titel: Krieger der Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Bordage
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nun im Zenit, und Feuerpferd, sein Nachfolger, tauchte rot glühend am Horizont auf. Eine Wanduhr zeigte achtundzwanzig Uhr an. Tixu ging in Richtung Reisebüro. Die Ovalibusse waren leer.
    Je näher er seinem Ziel kam, umso lauter wurde eine innere Stimme, die ihm riet umzukehren. Er gebot ihr zu schweigen, denn noch sah er keine andere Lösung für sein Problem, als die von Babsée vorgeschlagene. Er brannte geradezu vor Ungeduld, so schnell wie möglich zum Planeten Selp Dik zu reisen, denn er hatte das Gefühl, eine nochmalige Verzögerung würde alle seine Hoffnungen zunichte machen. Die kleinen Parallelstraßen zu dem großen Boulevard, wo sich das Reisebüro befand, waren nahezu leer.
    Seine innere Stimme meldete sich wieder, schrill wie eine Sirene, die bei wachsender Gefahr immer lauter wird. Wieder brachte Tixu sie zum Schweigen, gleichzeitig verlangsamte er jedoch seine Schritte. Plötzlich schienen
ihm die Straßen nicht mehr so leer wie vorher zu sein. Er hatte das Gefühl, von unsichtbaren und bedrohlichen Wesen umgeben zu sein. Sein Herzschlag und seine Atmung beschleunigten sich.
    »Bleib stehen!«, befahl ihm die Stimme.
    Dieses Mal gehorchte er und presste sich gegen die raue Mauer eines Wohnhauses. Von dieser Stelle aus konnte er zwischen den Bäumen das blinkende Firmenschild des Reisebüros sehen. Noch hatte er sich nicht entschieden. Unbeweglich gegen die Hauswand gelehnt, schloss er automatisch die Augen. Und das Antra löschte sofort seine kontraproduktiven Gedanken aus seinem Gehirn. Die Alarmglocke schrillte weiterhin in seinem Körper und drohte, Panik in ihm auszulösen, aber er widerstand der wahnsinnigen Versuchung, die Augen zu öffnen und die Flucht zu ergreifen. Jede Faser seines Körpers wollte fliehen, doch das Antra befahl ihm, stehen zu bleiben. So hatte er das Gefühl, gespalten zu sein, in zwei Teile zu zerfallen, sich von sich selbst zu trennen.
    Dann erschienen Bilder von erstaunlicher Klarheit in seinem Refugium der Stille. Und obwohl er sich nicht von der Stelle gerührt hatte, befand er sich plötzlich in Babsées Reisebüro. Die Issigorin saß hinter ihrem Schreibtisch. Ihre scheinbare Ruhe stand im Widerspruch zu den gehetzten Blicken, die sie der Gestalt im grünen Kapuzenmantel zuwarf, die genau dort stand, wo Tixu vor ein paar Stunden gestanden hatte. Der Kopf des Scaythen war unter dem Stoff verborgen.
    Gleich einer selbst gelenkten Kamera glitt Tixu in den nächsten Raum und entdeckte Pritiv-Söldner, die sich hinter der Tür versteckt hatten. Er hörte auch alle Geräusche überdeutlich: Babsées stoßweises Atmen, das Klopfen
ihrer Finger auf die hölzerne Schreibtischplatte, das Aneinanderreiben ihrer Schenkel, weil sie ständig ihre Beine übereinander kreuzte …
    Die junge Frau wurde immer nervöser. Sie warf einen Blick auf die Uhr und sagte zu dem Gedankenleser:«Er muss gleich kommen …«
    Die metallene Stimme aus der Kapuze erwiderte: »Sind Sie sich dessen sicher? Wenn das so ist, verstehe ich nicht, warum ich seine Gegenwart nicht spüre … Ich weiß, dass Sie mich nicht angelogen haben. Seltsam! Vielleicht ist da Hexerei im Spiel.«
    »Gut möglich«, murmelte Babsée, sichtlich verstört. »Er will zum Planeten Selp Dik, zu den Rittern der Absolution …«
    »Diese verfluchten Häretiker bekommen bald das, was sie verdienen«, tönte der Scaythe mit blecherner Stimme. »Sollten Ihre Informationen sich bewahrheiten, Mademoiselle, besteht die Aussicht, dass Sie eher als vorgesehen nach Venicia versetzt werden.«
    Babsée lächelte. Es war ein zugleich zufriedenes und bitteres Lächeln, in ihren braunen Augen lag ein Ausdruck der Verzweiflung.
    Tixu hörte ein metallisches Knirschen in seiner Nähe und erlangte sofort sein sinnliches Wahrnehmungsvermögen zurück. Er öffnete die Augen und sah einen Pritiv-Söldner, der sein glänzendes Wurfgerät in etwa zwanzig Schritt Entfernung auf ihn richtete.
    Aus dem schmalen Schlitz seiner weißen Maske drang eine näselnde Stimme: »Keine Bewegung!«
    Adrenalin wurde in Tixus Kreislauf gepumpt. Er sah sich schnell um. Die nächste Kreuzung war etwa zehn Meter entfernt. Andere, durch den Befehl alarmierte Söldner
tauchten bereits aus den Nebenstraßen auf. Einzelne Spaziergänger blieben erschrocken stehen. Das Netz zog sich um ihn zu. Er hielt den Atem an, sammelte alle Kraft, sprintete auf die Kreuzung zu und hechtete in die erste schmale Passage zu seine Rechten. Eine sich drehende Scheibe prallte gegen

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