Krieger der Stille
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Wenn der Himmel es eines Tages zuließ, dass er, List Wortling, der einzige Sohn von Abasky Wortling, Seigneur der Welten des Wort-Mahort würde, dann würde er an seinem Hof eine von Kunst und Schönheit geprägte Etikette etablieren.
Die unsichtbaren Luftlifte setzten die Delegation des Marquisats samt ihrer imposanten Eskorte auf einem kleinen kreisförmigen Platz ab, von dem strahlenförmig geradlinige,
hell erleuchtete Alleen abgingen. Die Umrisse des Parks verschwanden in der zweiten Nacht, der Nacht der Ruhe und der Erholung und der unterschiedlichsten Vergnügungen.
»Wie angenehm es ist, hier spazieren zu gehen«, erklärte Jasp Harnet, der Dayt-General. »Und wie schade, dass wir nicht dasselbe Klima auf unserem Planeten haben.«
»Unser Marquisat hat andere Annehmlichkeiten zu bieten, auch wenn das Klima, wie ich zugebe, etwas rauer ist«, entgegnete Stry Wortling. »Aber wir haben sechs Jahreszeiten, und jede besitzt ihren ganz eigenen Zauber.«
List ging hinter der Gruppe der Dayts und Botschafter, die sich um den Regenten scharten, her. Der Dayt-General, ein kleiner kahlköpfiger Mann, der immer mit einer grauen Kutte bekleidet war, langweilte ihn unsäglich. Eine sanfte Brise, »Liebkosung« genannt, durchzog die laue Luft mit ihren feinen Düften. Am dunkelblauen Himmel glänzten ferne Sterne. Drei der fünf nächtlichen Satelliten mit ihren orangeroten Schweifen waren am Horizont sichtbar geworden. Ein Schwarm von Lichtkugeln schwebte über dem Park und beleuchtete flüchtig die Alleen, deren Belag aus Steinsalz für einen kurzen Augenblick funkelnd auf blitzte, bis sie weiterschweiften und ihr Licht über die weitläufigen Weiden ergossen.
An einer Wegkreuzung traf die Delegation des Marquisats auf eine andere. Stry Wortling erkannte den Seigneur Dons Asmussa, den Herrscher von Sbarao und den Elf Ringen, sofort an seiner charakteristischen Gestalt.
Die beiden Eskorten und die Garden stellten sich am Rand der Alleen auf, während sich der Seigneur von Sbarao und der Regent des Marquisats auf traditionelle Weise begrüßten: Sie legten ihre Hände auf Augenhöhe aneinander
und verneigten sich dreimal, wie es das Protokoll vorschrieb.
Auf Dons Asmussas weit geschnittenem schwarzen Cape funkelten kostbare Edelsteine: Rubine, Smaragde und Saphire. Eine fein ziselierte Krone aus Altgold schmückte sein Haupt. Sein üppiges braunes Haar war in der Mitte gescheitelt, eingeölt und zu zwei Zöpfen geflochten.
Für List war dieser Mann ein Paradebeispiel schlechten Geschmacks.
»Regent Stry Wortling! Es ist mir immer eine Ehre und ein Vergnügen, Euch zu sehen!«, erklärte Dons Asmussa mit Donnerstimme. »Wenn ich mich recht erinnere, haben wir uns zum letzten Mal vor fünf Jahren anlässlich der Asma auf Dalomip getroffen. Damals hat es derart geregnet, dass wir alle froh waren, als wir wieder in unsere eigenen Welten zurückkehren konnten.«
Seine launigen Worte wurden von seiner Delegation pflichtschuldig mit einem Lachen quittiert.
»In der Tat, Seigneur Asmussa, weder Ihr noch ich sind für ein feuchtkaltes Klima geschaffen, nicht wahr?«, entgegnete Stry Wortling. »Aber lassen wir die Erinnerungen ruhen. Ich bin sehr froh, mit Euch ein wenig vor dem offiziellen Beginn der Asma plaudern zu können. Es gibt da gewisse … Zufälle, die mir zu denken geben und über die ich mit Euch sprechen möchte.«
Der Regent wusste, dass Dons Asmussa trotz seines bizarren, ja nahezu vulgären Aussehens – das alle Bewohner des Planeten Elf Ringe kennzeichnete – ein sehr erfahrener Staatsmann war. Denn es war ihm gelungen, seine Dynastie, die ihren Aufstieg einer Verschwörung verdankte, fest zu etablieren, ohne mit den Gesetzen der Konföderation in Konflikt zu geraten. Die ehemaligen Sklaven des
Ersten Rings, jene, die einst seinen Urahn auf den Thron von Sbarao gesetzt hatten, waren bei sieben Putschversuchen erfolglos geblieben. Außerdem hatte er viele Attentate überlebt; und beim letzten hatte er durch eine Leuchtbombe einen Arm verloren. Doch an allen Kämpfen war er gewachsen und hatte weiter an Autorität gewonnen.
Jetzt bildeten die Garden einen Kreis um die beiden Herrscher. Stry Wortling warf einen Blick in die Runde und fragte sich, ob darunter nicht vielleicht Leute waren, die geheime Lautverstärker in den Ohrmuscheln trugen oder von den Lippen ablesen konnten.
»Wenn Ihr nichts dagegen habt, unterhalten wir uns mittels unseres Codeurs«, sagte Stry Wortling
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