Krieger der Stille
Menge Decken und Kissen auf einem Haufen lagen. Dieses Durcheinander passte so gar nicht in das sonst sehr ordentliche Haus, und es war Stry Wortling bei seiner flüchtigen Inspektion der Räume völlig entgangen. Die Söldner zerrten einen leblosen Körper darunter hervor, den der Regent sofort erkannte; es war der Körper seines alten Freundes. Sri Alexu schien zu schlafen. Der Kardinal – ein dicker Mann mit rotem Gesicht – warf ständig nervöse Blicke auf seine Gedankenhüter, die wie Statuen hinter ihm standen.
Die Söldner trugen den Leichnam in die Eingangshalle. Und einer der Männer entnahm einem Beutel, den er am Gürtel trug, ein Gerät, das wie eine Birne aussah. Dann richtete er den Desintegrator auf das bleiche Gesicht Sri Alexus, worauf der runde Lauf der Waffe einen grell leuchtenden grünen Lichtstrahl ausspie.
Gesicht, Glieder und Kleidung des Syracusers verbogen sich und schrumpften zusammen, wie ein Blatt Papier, das von Flammen verzehrt wird. Von Sri Alexus Körper war bald nichts mehr übrig als eine amorphe graue Masse, die schnell zu einem Häufchen dunklen Staubs zerfiel. Der beißende Geruch verbrannten Fleisches verbreitete sich in der Luft.
Währenddessen durchsuchten die anderen Söldner das gesamte Erdgeschoss. Sie stapelten alte Bücher und Schriften von unschätzbarem Wert, 4-D-Filme aus der prä-naflinischen Periode und holografische Dokumente auf einem niedrigen Tisch.
»Sollen wir auch die Räume im ersten Stock überprüfen, Exzellenz?«, fragte der Söldner in Schwarz.
Stry Wortling krümmte sich in Todesangst zusammen, und ein klebriger Film aus kaltem Schweiß bedeckte seinen Körper wie ein Leichentuch.
»Das ist nicht nötig«, antwortete Pamynx nach einer Weile, die dem Regenten wie eine Ewigkeit erschienen war. »Da oben befinden sich nur die Schlafzimmer und der Deremat-Raum. Und es gehört nicht zu den Angewohnheiten der Syracuser, Arbeit und Muße miteinander zu verbinden, nicht wahr, Eure Eminenz?«
»Gewiss, gewiss«, stammelte der Kardinal, dem die Anwesenheit der Söldner sichtlich unangenehm war und den der bestialische Gestank störte.
»Gut. Dann zerstört auch diese Überbleibsel des Aberglaubens, damit sie dasselbe Schicksal wie ihren Besitzer ereilt. Diese Dinge müssen für immer vernichtet werden, nicht wahr, Eure Eminenz?«
Der Kardinal wurde aschfahl vor Wut und Empörung darüber, wie Pamynx ihn ständig zum Zeugen machte und ihm einen Teil der Verantwortung für diesen abscheulichen Mord auf bürdete. Er hatte das Gefühl, dass der Konnetabel ein perverses Vergnügen daran fand, doch er aktivierte seine mentale Kontrolle bis zum Maximum, um sich seine Aversion gegen diese Leute nicht anmerken zu lassen. Denn der Muffi Barrofill XXIV., Seine Unfehlbarkeit, hatte ihn mit einer geheimen Mission betraut, die, wenn sie auch unangenehme – um nicht zu sagen widerwärtige – Aspekte beinhaltete, erfüllt werden musste. Und das zum Ruhme der Kirche des Kreuzes. Und natürlich vor allem in Hinblick auf seine eigene Karriere innerhalb der Geistlichkeit.
»Natürlich, natürlich«, murmelte der Kardinal. »Möge das Kreuz immer seine heilige schützende Hand über uns halten …«
Einer der Gedankenleser setzte sich mental mit dem Konnetabel in Verbindung.
»Exzellenz, ich habe eine Person in der ersten Etage aufgespürt.«
»Idiot! Glauben Sie, ich brauche Sie, um das zu wissen? Warum habe ich den Söldnern wohl verboten, den ersten Stock zu durchsuchen? Stry Wortling, der Regent des Marquisats hält sich dort versteckt. Ich habe ihn beinahe erwartet, denn ich wusste, dass er heimlich den Palast verlassen hat. Ich wusste auch, dass er sich mit Sri Alexu treffen wollte. Jemand aus seiner Entourage hat mir mitgeteilt, dass der Regent argwöhnisch ist.«
»Aber warum habt Ihr ihn dann nicht schon vor Beginn der Asma eliminiert, Exzellenz?«
»Noch so ein dämlicher Vorschlag, und ich schicke Sie in die Matrizen-Tanks auf Hyponeros zurück. Der gewaltsame Tod einer der Herrscher wird sofort von der Kongregation untersucht. Dieses Risiko wäre viel zu groß gewesen.«
»Und was unternehmen wir jetzt?«
»Im Moment gar nichts. Sie können inzwischen in sein Denken eindringen, damit wir erfahren, was er wirklich über unser Projekt weiß. Unterdessen rede ich weiter mit dem Kardinal.«
»Sehr wohl, Exzellenz.«
»Ehm … Exzellenz«, begann der Kardinal vorsichtig und wählte mit Bedacht seine Worte, um auf das Problem hinzuweisen, das dem
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