Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Krieger der Stille

Krieger der Stille

Titel: Krieger der Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Bordage
Vom Netzwerk:
ungeheure Zufriedenheit hatte sich auf seinem fetten Gesicht ausgebreitet. Er grinste dümmlich und spielte ständig mit der öligen Schmachtlocke, die ihm in die Stirn fiel.
    Beim Anblick dieses widerwärtigen Fettsacks erinnerte sich Aphykit plötzlich an die unverschämten Blicke, mit denen er sie wie ein Stück Fleisch taxiert hatte. Und obwohl dieser Blick sie noch immer demütigte, war sie außerstande, ihm ihre Verachtung zu zeigen, denn sie war sich selbst fremd geworden, zu einem apathischen, resignierten Wesen geschrumpft. Am liebsten hätte sie ihren Körper verlassen und sich mit dem Nichts verschmolzen. Sie wollte vergessen, sie wollte sterben.
    Trotzdem registrierte sie vereinzelte freundliche Impulse in dieser tausendköpfigen Meute ihr gegenüber. Diese wohlwollenden Impulse waren diffus, kaum spürbar, aber trotzdem wirklich, wie friedliche Inseln inmitten eines feindlich gesinnten Ozeans. Und weiter hinten erkannte sie einen finsteren Abgrund, die Präsenz Unheil bringender Wesen. Wahrscheinlich war einer dieser scaythischen mentalen Mörder anwesend, eine dieser verabscheuungswürdigen Kreaturen, von denen ihr Vater erzählt hatte. Die Gedanken, die dieser Scaythe aussandte, umkreisten sie und versuchten, ihre durch das Antra des Lebens errichtete Sperre der Stille zu durchdringen. Sie erinnerte sich, dass das Antra autonom war und sich jedesmal manifestierte, wenn man seiner bedurfte. Dann
geschah das, was ihr Vater als stummes Murmeln bezeichnet hatte, ein nicht wahrnehmbares Rauschen der Quelle. Doch jetzt bedauerte sie es, dass dieser lebensspendende Klang sie vor den tödlichen Wellen des scaythischen Mörders schützte. Warum wollte diese Kraft ihren zur Schau gestellten Körper am Leben erhalten, ihren vom Virus zerfressenen und durch die schamlosen Blicke beschmutzten Körper?
    »Ich wiederhole, es handelt sich um eine reinrassige Menschenware«, sagte der Auktionator. »Eine jungfräuliche und sehr schöne Syracuserin. Wer bietet als Erster?«
    Viele Hände schnellten in die Höhe.
    »Ich biete zwei Standardeinheiten!«, rief jemand mit rauer Stimme.
    Im ganzen Saal brach Gelächter aus. Wie eine Woge breitete es sich aus, brach sich an den Wänden und erfasste auch Glaktus, dessen Massen von krampfartigen Zuckungen geschüttelt wurden. Sogar der Auktionator in seiner Loge hatte Mühe, ernst zu bleiben.
    »Wer … wer bietet mehr?«, sagte er und verlieh seinem Gesicht einen seiner Stellung gemäßen würdevollen Ausdruck.
    »Zehntausend Einheiten!«, schrie jemand anderer.
    Den Auktionator schien dieses Angebot zufriedenzustellen, denn er hob seinen Hammer und stieß ein anerkennendes Brummen aus. Noch schwebte der Hammer in der Luft.
    »Zwanzigtausend!«, rief ein Bürger in einer schwarzen, mit Edelsteinen besetzten Robe. Ihn hatte die Schönheit der Syracuserin offensichtlich in Ekstase versetzt.
    Noch immer konnte Aphykit es nicht fassen, dass sie es war, die auf diese Weise versteigert wurde. Besonders ein
ganz in Weiß gekleideter Mann fiel ihr auf. Er saß neben einem Glatzkopf mit Adlernase und vollen Lippen, der einen melierten Anzug trug. Hinter ihm stand ihre in gelbe Uniformen gezwängte Leibgarde und schirmte sie wie ein Schutzwall ab.
    »Fünfzigtausend!«, rief ein Tattergreis.
    »Sechzigtausend!«
    Die Gebote erreichten schwindelnde Höhen, und bei jedem neuen Gebot grinste Glaktus breiter. Was für ein Glücksfall, dass diese Syracuserin ihnen ohne Schwierigkeiten in die Falle gegangen war. Natürlich würde er Kirah dem Schlauen nicht einen Kelikeli – was der kleinsten Währungseinheit der Prouger entsprach – zahlen. Um den kleinen Anführer und seine Bande würden sich schon morgen seine Leute kümmern.
    In dem Moment erlangte Aphykit einen Teil ihrer Erinnerung zurück: Der junge weiß gekleidete Mann war der Reisebüroangestellte, den sie auf Zwei-Jahreszeiten beschwatzt hatte, ihr für die Reise einen Rabatt zu gewähren. Obwohl er jetzt viel gepflegter aussah, erkannte sie ihn sofort wieder. Sein kastanienbraunes Haar war gekämmt, seine Wangen rasiert, und in seinen graublauen Augen brannte ein neues Feuer. Sie war derart überrascht, ihn zu sehen, dass diese Überraschung kurz ihre Benommenheit vertrieb und sie sich fragte, welche ungewöhnlichen Umstände ihn ausgerechnet hierher – zehn Meter von ihrem Käfig entfernt – geführt haben mochten. Sandte er dieses Wohlwollen aus, das sie vorhin gespürt hatte?
    Aphykit wurde bewusst, dass er sie

Weitere Kostenlose Bücher