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Krieger der Stille

Krieger der Stille

Titel: Krieger der Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Bordage
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etwas, das ich nicht begreife«, murmelte Long-Shu Pae. »Seht Ihr den jungen, ganz in Weiß gekleideten Mann, der neben dem kahlköpfigen Françao sitzt? Sein Benehmen lässt vermuten, dass er das Bindeglied
zwischen den Söldnern, dem Scaythen und Sri Alexus Tochter ist … Von ihm geht eine extrem große innere Spannung aus. Die Anspannung eines Mannes, der bereit ist, alles aufs Spiel zu setzen, um die Angst in seinem Innern nicht mehr spüren zu müssen …«
    Der Ritter schwieg kurz und sprach dann, ohne sich um die neugierigen Bettler zu kümmern, mit halblauter Stimme weiter: »Ich habe diesen Mann noch nie gesehen. Woher kommt er? In welcher Beziehung steht er zu Métarelly? Ist er vielleicht das Sandkorn … der Sand im Getriebe …«
    Filp Asmussa hörte nicht mehr zu. Er befolgte buchstabengetreu den Rat Long-Shu Paes: Er sparte seine Kraft fürs Handeln auf. Schließlich war er ein Mann der Tat. Diese Empfehlung schien ihm als einziges sinnvoll und mit diesem wirren Gerede konnte er nichts anfangen.

NEUNTES KAPITEL
    Glaktus: Gattungs-/Eigenname, männlich. Bezeichnung für einen Mann, der unter krankhafter Fettsucht leidet. Im übertragenen Sinn auch Bezeichnung für ein Individuum, das seinesgleichen schamlos ausbeutet, auf ihre Kosten also »fett« wird. Geschichtlicher Hintergrund des Wortes »Glaktus«: Der unter Adipositas leidende Glaktus sei ein Sklavenhändler auf dem Planeten Roter-Punkt gewesen. Er habe Naïa Phykit in Matana – der alten Stadt der Prougen – gefangen genommen und sie auf dem Sklavenmarkt verkauft. Doch dann sei Sri Lumpa vom Himmel herabgestiegen, habe Feuer gespien und Naïa Phykit nach einem mörderischen Kampf befreit. Während dieses als Schlacht von Rajiatha-Na in die Annalen eingegangenen Kampfes habe der fette Glaktus sein Leben verloren. Seitdem ist das Wort »Glaktus« in der Umgangssprache auf Roter-Punkt gebräuchlich. Das war am Ende des großen Ang-Reichs.
    Universallexikon origineller Wörter und Ausdrücke,
Akademie der lebenden Sprachen

    A phykit hatte das seltsame Gefühl, zwischen den Luftwänden des Käfigs zu schweben, in den der fette Menschenhändler sie hatte sperren lassen.
    Der Luftdruck war derart reguliert, dass sie sich trotz ihrer Erschöpfung und des beginnenden Fiebers mühelos aufrecht halten konnte. Doch bewegen konnte sie sich nur im Zeitlupentempo, wie in einer zähen Masse. Ein unsichtbarer Ring um ihre Brust schnürte sie ein und behinderte ihre Atmung.
    Bekleidet war sie mit einem sackartigen, bis zu den Hüften geschlitzten Hemd aus ungebleichter Baumwolle, das ihr bis zu den Knien reichte. Noch hatte sie sich nicht daran gewöhnt, ohne ihren Colancor zu leben; schon den kleinsten Lufthauch fand sie schwer erträglich.
    Aphykit hatte keine Ahnung, wo sie sich befand. Die Luftwände ihres Käfigs waren undurchsichtig und tauchten das Innere in ein grünliches Halbdunkel. Nur wie aus weiter Ferne hörte sie ein leises Brausen. Klare, logische Gedanken konnte sie nicht mehr fassen; kaum tauchte einer auf, verlor er sich in einem ihren Geist verhüllenden Nebel. Manchmal sah sie, Blitzen gleich, klar umrissene Bilder vor ihrem inneren Auge, wie Traumfetzen, Fragmente aus einem anderen Leben …
    Erst da wurde ihr der Zusammenhang zwischen ihrem merkwürdigen Zustand und der violetten Flüssigkeit klar,
die ihr ein finster aussehender Mann in die linke Armbeuge injiziert hatte. Unablässig starrte sie auf den winzigen roten Punkt, wo sich die Nadel in die Vene gebohrt hatte. Diese Injektion hatte einen heftigen Abscheu in ihr ausgelöst. Ihr Körper hatte sich mit aller Kraft gegen das Eindringen dieser Kanüle, gegen das injizierte Gift gewehrt. Sie wusste es nicht, aber sie ahnte, dass man ihr Gift injizierte. Sie hatte einen langen verzweifelten Schrei ausgestoßen – und sich erinnert …
     
    Sie hat sich in Matana verlaufen, vollständig die Orientierung verloren. Müde und gereizt sitzt sie an eine kleine Mauer gelehnt auf einer Terrasse, auf die Grünes Feuer seine letzten Strahlen wirft. Sie versucht, wieder zu Atem zu kommen und ihre Gedanken zu ordnen, denn sie muss einen Weg aus diesem immer dunkler werdenden Labyrinth der prougischen Stadt finden. Plötzlich entdeckt sie die charakteristische Wölbung eines der monumentalen Stadttore in nur geringer Entfernung. Diese Entdeckung bedeutet das Ende ihres Albtraums. Erleichtert lässt sie nur kurz in ihrer Wachsamkeit nach, versucht nicht mehr, die um sie schwirrenden

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