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Krieger der Stille

Krieger der Stille

Titel: Krieger der Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Bordage
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wandert prüfend über Aphykit. Die junge Frau ist derart verzweifelt, dass sie es apathisch geschehen lässt, als er seine tentakelartigen Arme austreckt, mit seinen Knochenfingern ihren Arm betastet und nach der Vene sucht.
    Das zunehmende Entsetzen vor diesen beiden Männern  – der eine gleicht einer Mumie, der andere einer aufgeschwemmten Wasserleiche – und vor dieser Spritze erfüllt sie mit einem solchen Ekel, dass ihr übel wird. Sie beißt sich auf die Unterlippe, bis sie blutet, um nicht laut aufzuschreien.
    Doch als die Nadel in die Vene sticht, kann sie sich nicht mehr zurückhalten und ein fürchterlicher Schrei entringt sich ihrer Kehle, dass beide Männer zurückschrecken. Glaktus fängt an zu zittern und stolpert zwei Schritte rückwärts, als hätte der Schrei ihn körperlich getroffen. Auch Aphykit zittert jetzt am ganzen Körper. Wie wahnsinnig zerkratzt sie mit ihren Nägeln das ausgezehrte Gesicht, den Hals, die Arme des schwarzen Mannes, der gerade noch die Nadel aus der Vene ziehen kann, ehe er die Flucht ergreift. Mit dem Handrücken wischt er sich die Blutstropfen vom Gesicht.

    »Scheiße! Zum Glück habe ich ihre Reaktion vorhergesehen«, sagt er zu Glaktus. »Ich habe der Droge noch einen Tranquilizer beigegeben. Sie wird jetzt schlafen. Das tut ihr gut, denn sie ist offenbar mit ihren Nerven am Ende.«
    »Hoffentlich hast du ihr nicht eine zu starke Dosis gegeben«, sagt der Sklavenhändler mürrisch.
    »Wie denn? Ich bin Experte auf meinem Gebiet«, protestiert der Mann.
    »Ach ja? Du bist ein derart ausgewiesener Experte, dass man dich mit Tritten in den Arsch aus der Ärztekammer der Konföderation gejagt und dich zum Raskatta erklärt hat …«
    »Vielleicht. Aber meine Kompetenz wurde nie in Zweifel gezogen. Allein meine … meine Genmanipulationen haben gewissen Leuten nicht gefallen, und …«
    Aphykit indessen gleitet schnell in einen Albtraum, in dem sich Horrorwesen nur so tummeln. Vom Fieber geschüttelt merkt sie nicht, dass sie aufgehoben, fortgetragen und gebadet wird …
     
    Erst in diesem Käfig war sie wieder aufgewacht, unfähig, ihre Gedanken zu ordnen. In den kurzen Augenblicken geistiger Klarheit spürte sie, wie das Gift durch ihre Venen strömte, ein dumpfes Brennen sich darin ausbreitete. Dieses Virus beraubte sie jeglichen Willens und reduzierte sie zu einem Zombie. Sie war nichts mehr als eine lebende Tote, das willenlose Werkzeug ihrer Peiniger und hatte jetzt nur noch einen Wunsch: ihrem Vater in jenen anderen Welten wieder zu begegnen.
    Plötzlich wich das grünliche Dämmerlicht in ihrem Käfig brutaler Helligkeit, so grell, dass sie die Augen schließen
musste. Mit unendlicher Langsamkeit hob sie die Hände und beschützte ihre Augen. Lautes Geschrei bohrte sich schmerzhaft in ihre Ohren. Sie stand im Mittelpunkt einer wahrhaftigen Sintflut aus Licht und Lärm; sie war das Objekt Hunderter begehrlicher Augen und lauter Kommentare.
    »Letztes Versteigerungsobjekt! Ruhe … Ruhe!«, schrie jemand.
    Aphykit entdeckte oben an der rechten Wand eine durchsichtige Loge, obwohl diese im Halbschatten lag. Darin saß eine mit einer roten Toga bekleidete Gestalt vor einem Pult und sprach in ein Kugelmikrofon.
    »Die Versteigerung beginnt erst, wenn Ruhe herrscht.«
    Das Geschrei ebbte zu einem dumpfen Gemurmel ab, dann zu leisem Flüstern.
    »Letztes Versteigerungsobjekt!«, wiederholte der Auktionator. »Eine junge Syracuserin in perfektem Zustand. Zertifizierte Jungfrau. Eigentum des Händlers Glaktus Quemil …«
    Als sein Name verkündet wurde, erhob sich Glaktus, drehte sich zum Publikum um und verbeugte sich linkisch. Die Menge hinter der magnetischen Wand quittierte seine Geste mit Pfiffen.
    »Reinrassige Menschenware, eine Schönheit …«
    Die Anpreisungen des Auktionators gingen im allgemeinen Tumult unter. Also schwieg er und wartete geduldig, bis wieder Ruhe eingetreten war.
    Allmählich hatten sich Aphykits Augen an das grelle Licht der Scheinwerfer gewöhnt. Jetzt konnte sie die Gesichter der Personen auf den ersten Rängen erkennen. Wichtige Persönlichkeiten, die bequem in Sesseln saßen und vom gemeinen Volk durch eine magnetische Wand getrennt
waren. Dann entdeckte sie Glaktus. Das fette Monstrum schmorte in seinem eigenen Schweiß vor sich hin. Auf seinem Wallegewand zeichneten sich unter den Achseln dunkle Flecke ab. Sein riesiger Hintern quoll über die Sitzflächen der drei Sessel, die nötig waren, um sein Gewicht zu tragen. Eine

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