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Krieger der Stille

Krieger der Stille

Titel: Krieger der Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Bordage
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maskierten Männer im Saal auf sich ziehen.
    Bilo Maïtrelly beugte sich zu ihm und flüsterte: »Zorn ist ein schlechter Ratgeber, mein junger Freund. Und sieh dich nicht ständig um! Die Pritiv-Mörder können uns hier nichts anhaben. Sie würden sofort von der Menge zu Tode getrampelt werden. Sie warten, bis sie wissen, wer der Käufer des Mädchens ist. Und mehr können auch wir im Moment nicht tun.«
    »Sie … Sie wissen, was ich denke?«, stammelte Tixu verblüfft.
    Ein kaltes Lächeln umspielte Bilo Maïtrellys Lippen, und seine Augen funkelten ironisch, als er sagte: »Meine Informanten
haben mich über die Absichten der Pritiv-Mörder in Kenntnis gesetzt. Und deine Wut, sie stand dir ins Gesicht geschrieben. Man kann so einfach darin lesen, wie in einem antiken Buch aus Papier. Der Sklavenmarkt ist für dich eine abscheuliche Einrichtung, nicht wahr? Aber was ist hier nicht abscheulich?«
    »Zweihundertfünfzigtausend!«, schrie jemand.
    »Dreihunderttausend!«, rief ein anderer.
    »Dreihundertdreißig!«
    »Ich helfe dir, diese Frau zu befreien, weil sie dir viel zu bedeuten scheint«, sprach der Françao weiter. »Übrigens helfe ich dir nicht nur deswegen. Auch die Camorre interessiert sich für sie. Ich muss nur noch die anderen Françaos davon überzeugen, dass sie über Informationen verfügt, die unser Überleben sichern. Sonst würden sie mir nie verzeihen, eine der Grundregeln der Camorre gebrochen zu haben: niemals gewaltsam einen auf dem Sklavenmarkt versteigerten Menschen zu befreien. Diese Regel habe ich bisher immer respektiert. Sonst funktioniert das Geschäft nicht. Doch bei der Gelegenheit könnten wir diesem widerwärtigen Fettsack Glaktus das Handwerk legen. Das wird nicht einfach sein. Denn seine Killer sind nichts als degenerierte wilde Bestien.«
    Tixu senkte den Blick. Bilo Maïtrelly hatte recht. Was war hier nicht abscheulich? Sogar er hatte ein paar Sekunden lang den Françao töten wollen. Und jetzt hätte er ihn am liebsten vor Dankbarkeit umarmt. Er war glücklich und erleichtert, fast euphorisch, weil er mit der Unterstützung des Orangers rechnen konnte. War sein – Tixus – Verhalten nicht auch abscheulich?
    »Nicht nur Glaktus’ Männer sind unsere Feinde«, sagte er schnell, um sein Unbehagen zu kaschieren, »auch diese
weiß maskierten Männer und dieser grüne Kapuzenmann … Ich halte sie für sehr gefährlich, weil sie vielleicht bereits Ihre Gedanken gelesen haben und somit Ihre Pläne kennen …«
    »Ach, das ist doch eine ausgezeichnete Gelegenheit, uns mit diesen Typen anzulegen, diesen Karnevalsmasken und diesem grünen Phantom«, entgegnete der Françao mit einem gewissen Fatalismus.
    »Fünfhunderttausend!«, krächzte ein Mann.
    Nur noch zwei Bieter waren übrig geblieben. Die anderen hatten aufgegeben, resigniert und enttäuscht. Ein stämmiger Mann mit dickem Bauch und rotem aufgedunsenem Gesicht bot noch mit. Er trug einen gefütterten Mantel, der rosa und perlgrau unter dem Licht der Scheinwerfer funkelte. Auf seinem Schädel thronte ein schwarzes, mit Gemmen verziertes Barett, dessen Eleganz seinen groben Gesichtszügen Hohn sprach. Umgeben war er von einem Dutzend riesiger breitschultriger blonder Kerle mit dichten Bärten und struppigen Haaren, die wie Büffel aussahen und seltsame braune Wämser trugen.
    »Ich habe keine Ahnung, woher dieser Godappi kommt«, flüsterte Bilo Maïtrelly. »Den sehe ich zum ersten Mal. Aber seine Leibgarde, das sind Germinane aus Alemanien. Halbwilde mit der Kraft von Stieren. Es könnte sein, dass der Dicke aus Neorop stammt. Erkundigst du dich bitte, Zorthias?«
    Bisher hatte der Prouge stumm hinter seinem Herrn gesessen. Jetzt sah man ihn – sein üppiges rotes Haar glich einer Wolke – durch die Menge gleiten und hinter einer Geheimtür verschwinden.
    »Das Memodiskettenzentrum verfügt sicherlich über alle notwendigen Informationen, was diesen neuen
Kunden betrifft. Den anderen Bieter, den kenne ich bereits …«
    Eine beklemmende Stille herrschte jetzt im Saal, denn die beiden letzten Bieter lieferten sich einen gnadenlosen Kampf. Noch einmal warfen die Enttäuschten einen letzten begehrlichen Blick auf die schöne Syracuserin, so als wollten sie die junge Frau wenigstens mit ihren Augen besitzen.
    »Siebenhunderttausend!«
    Die armen Teufel, die Bettler und Drogenabhängigen verdrehten die Augen. Sie konnten sich nicht einmal vorstellen, dass ein Mann allein über eine derart große Summe verfügte.

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