Krieger des Feuers - Sanderson, B: Krieger des Feuers - The Well of Ascension, Mistborn 2
die Kontrolle über die Stadt erlangen wollt?«
»Pah!«, meinte Jastes und machte eine abwertende Handbewegung »Elant kontrolliert die Stadt doch gar nicht. Er ist nur ein Statthalter, der darauf wartet, dass jemand Mächtigeres vorbeikommt. Er ist ein guter Mensch und ein unschuldiger Idealist. Er wird seinen Thron an die eine oder andere Armee verlieren, und ich mache ihm ein besseres Angebot als Straff und Cett – so viel steht fest.«
Cett? Straff? In welche Schwierigkeiten hat sich der junge Wager da bloß gebracht? Sazed schüttelte den Kopf. »Irgendwie bezweifle ich, dass man zu diesem ›besseren Angebot‹ Kolosse braucht, Euer Majestät.«
Jastes runzelte die Stirn. »Du bist allerdings nicht auf den Mund gefallen, Terriser. Du und dein ganzes Volk – ihr seid ein Zeichen dafür, was mit dieser Welt nicht stimmt. Früher habe
ich das Volk von Terris respektiert. Es ist keine Schande, ein guter Diener zu sein.«
»Es ist aber auch kein Anlass zum Stolz«, sagte Sazed. »Ich möchte Euch allerdings um Entschuldigung für meine Haltung bitten. Sie ist kein Ausdruck der Unabhängigkeitsbestrebungen von Terris. Ich war schon immer sehr frei in meinen Bemerkungen und habe nie den besten Haushofmeister abgegeben.« Oder den besten Bewahrer, fügte er für sich selbst hinzu.
»Pah«, meinte Jastes nur und lief wieder hin und her.
»Euer Majestät«, fuhr Sazed fort, »ich muss meine Reise nach Luthadel fortsetzen. Es sind … Ereignisse eingetreten, um die ich mich kümmern muss. Denkt über mein Volk, wie Ihr wollt, aber Ihr müsst wissen, dass wir grundehrlich sind. Die Arbeit, die ich zu tun habe, hat nichts mit Politik und Krieg und auch nichts mit Thronen und Armeen zu tun. Sie ist wichtig für die gesamte Menschheit.«
»Gelehrte sagen so etwas immer«, wandte Jastes ein. »Elant hat das auch andauernd behauptet.«
»Wie dem auch sei«, beharrte Sazed, »ich muss weiterziehen. Im Tausch für meine Freiheit biete ich Euch an, eine Botschaft von Euch an Seine Majestät, den König Elant zu überbringen, wenn Ihr es wünscht.«
»Ich könnte jederzeit einen eigenen Boten zu ihm schicken!«
»Dann hättet Ihr einen Mann weniger, der Euch vor den Kolossen schützt.«
Jastes zögerte kurz.
Also fürchtet er sich doch vor ihnen. Gut. Wenigstens ist er nicht verrückt.
»Ich werde gehen, Euer Majestät«, sagte Sazed. »Ich möchte nicht überheblich erscheinen, aber ich sehe, dass Ihr nicht die Möglichkeit habt, Gefangene unterzubringen. Entweder lasst Ihr mich gehen, oder Ihr übergebt mich den Kolossen. Ich würde es an Eurer Stelle aber vermeiden, dass sie sich daran gewöhnen, Menschen umzubringen.«
Jastes sah ihn eindringlich an. »Also gut«, meinte er. »Dann
überbringe eine Nachricht für mich. Sage Elant, es ist mir egal, ob er weiß, dass ich komme. Es ist mir sogar egal, wenn du ihm verrätst, wie viele wir sind. Aber wenn du das tust, solltest du genau sein! Ich habe über zwanzigtausend Kolosse in dieser Armee. Er kann mich nicht besiegen. Und die anderen Armeen kann er auch nicht besiegen. Aber ich könnte sie ihm vom Leibe halten. Sag ihm, er soll vernünftig sein. Wenn er das Atium herausrückt, darf er meinetwegen sogar Luthadel behalten. Wir können Nachbarn sein. Sogar Verbündete.«
Verbündete, von denen der eine bankrott und der andere von Sinnen ist, dachte Sazed. »In Ordnung, Euer Majestät. Ich werde mit Elant reden. Allerdings muss ich vorher meine Besitztümer zurückerlangen.«
Verärgert machte der König eine Handbewegung. Sazed zog sich zurück und wartete still, als der Hauptmann der Wache wieder die Gemächer des Königs betrat und seine Befehle erhielt. Als Sazed darauf wartete, dass sich die Soldaten fertig machten – sein Ranzen wurde ihm glücklicherweise zurückgegeben –, dachte er über das nach, was Jastes vorhin gesagt hatte. Cett oder Straff. Wie viele Streitmächte arbeiteten noch daran, Elant die Stadt wegzunehmen?
Wenn Sazed in Luthadel einen ruhigen Ort für seine Studien zu finden gehofft hatte, dann hatte er sich offenbar das falsche Ziel ausgesucht.
Erst einige Jahre später bemerkte ich allmählich die Zeichen. Ich kannte die Prophezeiungen – schließlich bin ich ein Weltenbringer aus Terris. Doch nicht alle von uns sind religiöse Menschen; einige – wie ich selbst – beschäftigen sich lieber mit anderen Themen. Doch während meiner Zeit mit Alendi interessierte ich mich mehr und mehr für die Vorahnungen. Er schien so gut zu den
Weitere Kostenlose Bücher