Krieger des Feuers - Sanderson, B: Krieger des Feuers - The Well of Ascension, Mistborn 2
Kräfte alltäglich gewirkt.
Doch diese Unsterblichkeit war nur ein Trick, dachte Sazed. Nur
ein raffiniertes Zusammenspiel von ferrochemischen und allomantischen Kräften. Der Oberste Herrscher war ein ganz gewöhnlicher Mensch gewesen – allerdings einer, in dem ungewöhnliche Kräfte und Möglichkeiten zusammengekommen waren.
Wie aber war es ihm gelungen, die Kolosse zu beherrschen? Da war noch etwas an dem Obersten Herrscher gewesen. Etwas, das über seine eigenen Kräfte hinausging. Er hatte bei der Quelle der Erhebung etwas getan – etwas, das die Welt für immer verändert hatte. Vielleicht rührte seine Macht über die Kolosse daher.
Sazeds Aufseher beachteten die gelegentlichen Kämpfe vor den Lagerfeuern nicht. Im ganzen Lager schien es keinen einzigen weiblichen Koloss zu geben – vorausgesetzt, man konnte sie überhaupt von den männlichen unterscheiden. Sazed bemerkte eine Koloss-Leiche, die vergessen in der Nähe eines der Feuer lag. Ihr war die blaue Haut abgezogen worden.
Wie kann eine solche Gesellschaft existieren?, fragte er sich entsetzt. In seinen Büchern stand, dass die Kolosse sich rasch vermehrten und geschwind alterten – ein glücklicher Umstand in Anbetracht der vielen Toten, die er bereits gesehen hatte. Dennoch schien es ihm, dass diese Rasse zu viele ihrer Mitglieder tötete, um Bestand haben zu können.
Doch sie bestand noch. Leider. Der Bewahrer in ihm glaubte fest daran, dass nichts verlorengehen durfte und jede Gesellschaft der Erinnerung wert war. Doch die Brutalität im Lager der Kolosse – die verwundeten Gestalten, die herumsaßen und die Wunden an ihren Körpern ignorierten, die ausgebalgten Leichen entlang des Pfades, die plötzlichen Ausbrüche von Wut und die darauffolgenden Morde – stellten seinen Glauben auf eine harte Probe.
Seine Aufseher führten ihn um einen kleinen Hügel herum, und Sazed erstarrte, als er dahinter etwas völlig Unerwartetes sah.
Ein Zelt.
Der Anführer der Kolosse deutete darauf und sagte: »Geh.«
Sazed runzelte die Stirn. Vor dem Zelt befanden sich etliche Menschen; sie trugen Speere und wirkten wie königliche Wachen.
Das Zelt selbst war groß, und dahinter waren kastenartige Wagen in einer Reihe geparkt.
»Geh!«, rief der Koloss noch einmal.
Sazed gehorchte. Hinter ihm warf einer der Kolosse nachlässig Sazeds Gepäck den menschlichen Wächtern zu. Die Metallreifen klimperten, als der Ranzen auf den aschebedeckten Boden traf, und Sazed zuckte zusammen. Die Soldaten beobachteten den Rückzug der Kolosse argwöhnisch, dann hob einer das Gepäck auf. Ein anderer richtete den Speer auf Sazed.
Sazed hob die Hände. »Ich bin Sazed, ein Bewahrer aus Terris, früherer Haushofmeister, jetzt Lehrer. Ich bin nicht euer Feind.«
»Mag sein«, meinte der Wächter, der die zurückweichenden Kolosse nicht aus den Augen ließ, »aber du musst trotzdem mitkommen. «
»Darf ich mein Eigentum zurückhaben?«, fragte Sazed. Diese Talsenke schien frei von Kolossen zu sein; anscheinend hielten die menschlichen Soldaten Abstand zu ihnen.
Der Wächter wandte sich an seinen Gefährten, der gerade Sazeds Ranzen durchstöberte. Dann schaute er auf und zuckte die Achseln. »Keine Waffen. Ein paar Armreifen und Ringe, die etwas wert sein könnten.«
»Nichts davon besteht aus wertvollen Metallen«, sagte Sazed. »Das sind die Werkzeuge der Bewahrer und für jeden außer mir selbst nur von geringer Bedeutung.«
Der zweite Wächter zuckte noch einmal die Schultern und übergab den Beutel dem anderen Mann. Beide schienen aus dem Zentralen Dominium zu stammen; sie hatten dunkle Haare, helle Haut und die Statur und Größe von Menschen, die in ihrer Kindheit richtig ernährt worden waren. Der erste Wächter war der Ältere der beiden und hatte offensichtlich das Kommando inne. Er nahm seinem Gefährten das Gepäckstück ab. »Wir werden sehen, was Seine Majestät dazu sagt.«
Aha, dachte Sazed. »Dann sollten wir jetzt mit ihm sprechen.«
Der Wächter drehte sich um, schob die Zeltklappe beiseite und bedeutete Sazed einzutreten. Sazed schritt aus dem Licht
der roten Sonne in einen schmucklosen, spärlich eingerichteten Raum. Das Hauptgemach war groß, und es befanden sich einige weitere Wachen darin. Inzwischen hatte Sazed etwa zwei Dutzend von ihnen gesehen.
Der Oberwächter steckte den Kopf in einen Raum hinter der Rückwand. Kurz darauf winkte er Sazed herbei und hielt ihm die Leinwandtür auf.
Sazed betrat die zweite Kammer. Der Mann, der sich in
Weitere Kostenlose Bücher