Krieger des Feuers - Sanderson, B: Krieger des Feuers - The Well of Ascension, Mistborn 2
Allrianne fort. »Und ich konnte kein anständiges Bad nehmen, ohne mich vor den Blicken der Soldaten fürchten zu müssen! Auf der Reise konnte ich den lieben langen Tag nichts anderes tun, als in der Kutsche zu sitzen und auf und ab zu hüpfen, immer wieder. Bis Weherchen kam, konnte ich mich wochenlang mit niemandem unterhalten. Und dann hat Vater ihn davongejagt …«
»Warum ?«, fragte Hamm neugierig.
Weher hüstelte.
»Ich musste weglaufen, Euer Majestät«, sagte Allrianne. »Ihr müsst mir Asyl gewähren! Ich weiß Dinge, die Euch helfen können. Ich kenne ja das Lager meines Vaters. Ich wette, Ihr wisst nicht, dass er seinen Nachschub aus den Konservenfabriken in Haverfrex bekommt! Na, was sagt Ihr jetzt?«
»Äh … beeindruckend«, meinte Elant zögernd.
Allrianne nickte knapp.
»Ihr seid also hergekommen, um Weher wiederzusehen?«, fragte Elant.
Allrianne errötete leicht und warf einen Blick zur Seite. Als sie sprach, zeigte sie zumindest ein wenig Taktgefühl. »Ich musste ihn einfach wiedersehen, Euer Majestät. Er ist so bezaubernd, so … wundervoll. Mir ist klar, dass mein Vater einen Mann wie ihn nicht versteht.«
»Aha«, meinte Elant.
»Bitte, Euer Majestät«, fuhr Allrianne fort, »Ihr müsst mich aufnehmen. Jetzt, wo ich Vater verlassen habe, kann ich nirgendwo sonst hingehen.«
»Ihr könnt bleiben – zumindest fürs Erste«, entschied Elant und begrüßte Docksohn, der gerade durch die Tür des Atriums schritt, mit einem Kopfnicken. »Ihr hattet bestimmt eine schwierige Reise. Vielleicht wollt Ihr Euch etwas frischmachen?«
»Oh, das würde ich sehr gern, Euer Majestät!«
Elant warf Cadon, einem der Palastdiener, der zusammen mit anderen Dienstboten im hinteren Teil des Raumes stand, einen raschen Blick zu. Cadon nickte; es waren bereits Gemächer für die Besucherin vorbereitet. »Cadon wird Euch zu Euren Räumen bringen«, sagte Elant, während er aufstand. »Heute werden wir um sieben Uhr zu Abend essen, und dann könnt Ihr weiterreden.«
»Vielen Dank, Euer Majestät !«, rief Allrianne und sprang von ihrem Stuhl auf. Sie drückte Weher noch einmal und trat danach auf Elant zu; es hatte den Anschein, dass sie mit ihm dasselbe tun wollte. Doch zum Glück überlegte sie es sich noch einmal und ließ es zu, dass die Diener sie wegführten.
Elant setzte sich wieder. Weher seufzte schwer und lehnte sich zurück, als wäre er sehr erschöpft, während Docksohn herbeikam und den Platz des Mädchens einnahm.
»Das war … unerwartet«, bemerkte Weher.
Es entstand ein peinliches Schweigen. Die Bäume im Atrium schwankten leise unter der Brise, die vom Balkon hereinwehte. Dann lachte Hamm plötzlich laut und hart auf. Dieser Lärm wirkte ansteckend auf Elant, und trotz der Gefahr und der Tiefe des Problems fiel er in das Gelächter ein.
»Also ehrlich«, ärgerte sich Weher, was die beiden anderen nur zu noch heftigerem Lachen anstachelte. Vielleicht war es die ganze Widersinnigkeit der Situation, vielleicht auch die Notwendigkeit, Spannung abzubauen, zumindest lachte Elant so heftig, dass er beinahe vom Stuhl gefallen wäre. Hamm erging es kaum besser, und sogar Docksohn zeigte ein Lächeln.
»Ich sehe die Unbeschwertheit der Sache nicht ganz«, meinte Weher. »Die Tochter von Graf Cett – einem Mann, der augenblicklich unsere Heimatstadt belagert – hat gerade um Asyl bei uns nachgesucht. Falls Cett uns bisher nicht umbringen wollte, dann will er es jetzt bestimmt!«
»Ich weiß«, sagte Elant und holte tief Luft. »Ich weiß. Aber …«
»Wie du von diesem höfischen Sahnetörtchen umarmt worden
bist – der Anblick war zu köstlich«, meinte Hamm. »Ich kann mir einfach nichts Unpassenderes vorstellen, als wenn du von einer ungestümen jungen Frau gedrückt wirst!«
»Das verkompliziert die Dinge in der Tat noch mehr«, bemerkte Docksohn. »Allerdings bin ich es nicht gerade gewohnt, dass du uns ein Problem dieser Art bescherst, Weher. Ich hatte geglaubt, wir würden jetzt, da Kell nicht mehr unter uns weilt, ungeplante weibliche Anhänger meiden.«
»Es ist nicht meine Schuld«, betonte Weher. »Die Zuneigung dieses Mädchens ist völlig unangebracht.«
»Auf alle Fälle«, murmelte Hamm.
»Also gut«, sagte plötzlich eine neue Stimme. »Was war das für ein rosa Ding, an dem ich gerade in der Halle vorbeigekommen bin?«
Elant drehte sich um und sah, dass Vin mit vor der Brust verschränkten Armen in der Tür des Atriums stand. So leise! Warum bewegt sie sich
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