Krieger des Feuers - Sanderson, B: Krieger des Feuers - The Well of Ascension, Mistborn 2
zurückzugeben, aber das wird eine nützliche Ablenkung für Cetts Armee sein. Sollen sie doch ein wenig schwitzen. Das verschafft uns bloß mehr Zeit.«
Die Männer nickten, und Weher wirkte erleichtert.
Ich tue, was ich kann, und treffe Entscheidungen so, wie sie meiner Meinung nach getroffen werden müssen, dachte Elant.
Und dann trage ich die Verantwortung dafür.
Er konnte Gedanken mit den besten Philosophen austauschen und besaß ein beeindruckendes Gedächtnis. Es war fast so gut wie mein eigenes. Aber er war nicht streitlüstern.
Kapitel 22
C haos und Beständigkeit – der Nebel war beides. Das Land war zu einem Reich zusammengefasst, innerhalb des Reiches gab es ein Dutzend verstreut liegende Königreiche, und innerhalb dieser lagen Städte, Dörfer und Plantagen. Und über ihnen allen, in ihnen allen und um sie alle herum war der Nebel. Er war beständiger als die Sonne, denn die Wolken vermochten ihn nicht zu verbergen. Er war mächtiger als die Stürme, denn er überdauerte jedes Wüten des Wetters. Er war immer da. Wechselhaft, aber ewig.
Der Tag war ein ungeduldiges Seufzen in Erwartung der Nacht. Wenn die Dunkelheit endlich kam, stellte Vin jedoch fest, dass der Nebel sie nicht mehr so sehr beruhigte wie früher.
Nichts schien mehr sicher zu sein. Einst war die Nacht ihre Zuflucht gewesen; nun ertappte Vin sich dabei, wie sie rasche Blicke hinter sich warf und nach geisterhaften Umrissen Ausschau hielt. Einst war Elant ihr Friede gewesen, doch nun wandelte er sich. Einst hatte sie alles schützen können, was ihr wichtig war – doch nun befürchtete sie immer stärker, dass sie die Kräfte, die sich gegen Luthadel wandten, nicht mehr aufzuhalten vermochte.
Nichts ängstigte sie mehr als ihre eigene Unfähigkeit. In ihrer Kindheit hatte sie es als gegeben hingenommen, dass sie die Dinge nicht ändern konnte, doch Kelsier hatte ihr den Stolz auf sich selbst geschenkt.
Wenn sie Elant nicht schützen konnte, wozu war sie dann überhaupt noch zu gebrauchen?
Es gibt noch einiges, was ich tun kann, dachte sie entschieden. Still kauerte sie sich auf einem Sims zusammen. Die Quasten ihres Nebelmantels hingen herab und flatterten leicht im Wind. In einiger Entfernung unter ihr brannten die Fackeln vor der Festung Wager und erhellten zwei von Hamms Wächtern. Achtsam standen sie im Nebel und zeigten beeindruckende Gewissenhaftigkeit.
Die Wachen konnten Vin nicht erkennen; ihr Blick reichte keineswegs zwanzig Fuß durch den Nebel. Sie waren keine Allomanten. Neben dem inneren Kern der Mannschaft standen Elant kaum ein halbes Dutzend Nebelinge zur Verfügung, was ihn in allomantischer Hinsicht schwach machte, wenn man ihn mit den anderen neuen Königen im Letzten Reich verglich. Vin musste diesen Nachteil mit ihrer Person ausgleichen.
Die Fackeln flackerten, als die Türen geöffnet wurden und eine Gestalt den Palast verließ. Hamms Stimme drang leise durch den Nebel, als er die Wachen grüßte. Ein Grund – vielleicht der Hauptgrund –, aus dem die Wachen so eifrig und gewissenhaft waren, lag in Hamms Person. Tief in seinem Innersten mochte er zwar etwas von einem Anarchisten an sich haben, aber er konnte ein sehr guter Anführer sein, wenn er nur eine kleine Gruppe zu befehligen hatte. Auch wenn seine Soldaten nicht gerade die diszipliniertesten waren, die Vin je gesehen hatte, so waren sie ihm doch treu ergeben.
Hamm sprach eine Weile mit den Männern, dann winkte er ihnen zum Abschied zu und schritt hinaus in den Nebel. In dem kleinen Hof zwischen Festung und Mauer befanden sich einige Wachtposten und Patrouillen, die Hamm nacheinander aufsuchen würde. Furchtlos ging er in den Nebel und vertraute lieber dem schwachen Sternenschimmer, als sich mit einer Fackel selbst zu blenden. Er verhielt sich wie ein typischer Dieb.
Vin lächelte, sprang leise auf den Boden und huschte hinter Hamm her. Er ging weiter, bemerkte ihre Gegenwart nicht. Wie
ist es wohl, wenn man nur eine einzige allomantische Gabe hat?, dachte Vin. Wenn man sich stärker machen kann, aber genauso schwache Ohren hat wie jeder andere Mensch? Sie nutzte ihre Fähigkeiten erst sei zwei Jahren, doch sie verließ sich schon sehr auf sie.
Hamm schritt weiter, und Vin folgte ihm leise, bis sie in den Hinterhalt gerieten. Vin versteifte sich und fachte ihre Bronze an.
OreSeur heulte plötzlich auf und sprang von einem Kistenstapel auf Hamm zu. Der Kandra war ein dunkler Umriss in der Nacht, und sein unmenschliches Jaulen ängstigte
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