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Krieger des Feuers - Sanderson, B: Krieger des Feuers - The Well of Ascension, Mistborn 2

Krieger des Feuers - Sanderson, B: Krieger des Feuers - The Well of Ascension, Mistborn 2

Titel: Krieger des Feuers - Sanderson, B: Krieger des Feuers - The Well of Ascension, Mistborn 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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betrachtete die dunklen Türme, Zinnen und Säulen von Krediksheim. In ihrem Kopf hallten zwei Geräusche wider: das des Nebelgespenstes und der größere, mächtigere Laut.
    Er wurde immer fordernder.
    Sie ging voran und beachtete das Pochen in ihrem Kopf nicht, während sie sich Krediksheim näherte. Es war der Hügel der Tausend Türme, einstmals das Haus des Obersten Herrschers. Seit über einem Jahr stand es leer, aber keine Vagabunden hatten sich hier niedergelassen. Es war zu unheimlich. Zu schrecklich. Es erinnerte zu stark an ihn.
    Der Oberste Herrscher war ein Ungeheuer gewesen. Vin erinnerte sich noch gut an die Nacht vor über einem Jahr, als sie zu diesem Ort gekommen war, um ihn zu töten. Um das zu tun, wozu Kelsier sie ausgebildet hatte. Sie war durch diesen Hof geschritten, durch den sie auch nun ging, und hatte die Wachen bei der Tür vor ihr passiert.
    Sie hatte diese Wachen nicht getötet. Kelsier hätte sich den Weg hinein freigekämpft. Doch Vin hatte sie überredet, sie einzulassen und sich der Rebellion anzuschließen. Das hatte ihr das Leben gerettet, denn einer der Männer, ein Soldat namens Goradel, hatte Elant zum Kerker des Palastes geführt und bei Vins Befreiung geholfen.
    In gewisser Weise war das Letzte Reich gestürzt worden, gerade weil sie nicht so wie Kelsier gehandelt hatte.
    Doch durfte sie zukünftige Entscheidungen auf solche Umstände stützen? Im Rückblick wirkte alles zu märchenhaft. Wie eine hübsche kleine Geschichte, die man Kindern erzählte, um ihnen eine Lektion zu erteilen.
    Als Kind hatte Vin nie solche Geschichten gehört. Aber sie hatte überlebt, während viele andere gestorben waren. Für jede Lektion wie die, welche Goradel ihr gegeben hatte, schien es ein ganzes Dutzend zu geben, die tragisch endeten.
    Und dann war da noch Kelsier. Am Ende hatte er Recht gehabt. Seine Lektion war ganz anders gewesen als die aus den
Kindergeschichten. Kelsier war tollkühn und sogar erregt gewesen, als er diejenigen tötete, die ihm im Weg standen. Er war unbarmherzig gewesen. Er hatte den Blick auf das übergeordnete Gute gerichtet. Immer hatte er den Sturz des Letzten Reiches und die Errichtung eines Königreiches im Sinn gehabt, wie Elant es später ins Leben gerufen hatte.
    Er hatte Erfolg gehabt. Warum konnte sie nicht so töten, wie er es getan hatte? Schließlich erfüllte sie damit nur ihre Pflicht und sollte eigentlich keine Schuldgefühle haben. Sie hatte immer Angst vor den Gefahren gehabt, in die Kelsier sich begeben hatte. Aber war nicht gerade dieser Mut der Grund für Kelsiers Erfolg gewesen?
    Sie drang in die tunnelartigen Korridore des Palastes ein; ihre Füße und der Nebelmantel hinterließen Spuren im Staub. Der Nebel blieb wie immer draußen. Er drang nicht in Gebäude ein – falls er es doch einmal tat, blieb er nicht lange darin. Mit dem Nebel ließ sie auch das Gespenst hinter sich.
    Sie musste eine Entscheidung treffen. Diese Entscheidung gefiel ihr nicht, aber sie war daran gewöhnt, Dinge zu tun, die ihr nicht behagten. So war das Leben nun einmal. Sie hatte nicht gegen den Obersten Herrscher kämpfen wollen, aber sie hatte es getan.
    Bald wurde es sogar für die Augen einer Nebelgeborenen zu dunkel, und sie musste eine Lampe anzünden. Als sie das tat, stellte sie überrascht fest, dass ihre Fußspuren nicht die einzigen im Staub waren. Anscheinend hatte schon jemand anderes diese Korridore heimgesucht. Doch wer immer es sein mochte, sie begegnete niemandem, als sie die Flure durchwanderte.
    Kurz darauf betrat sie das Gemach. Sie war nicht sicher, was sie zu Krediksheim und vor allem zu der verborgenen Kammer in seinem Inneren hingezogen hatte. Doch es schien, als verspürte sie in der letzten Zeit eine gewisse Verwandtschaft mit dem Obersten Herrscher. Ihre ziellosen Spaziergänge hatten sie hierhergeführt – an einen Ort, den sie seit der Nacht, in den sie
den einzigen ihr je bekannten Gott getötet hatte, nicht mehr betreten hatte.
    Er hatte viel Zeit in diesem geheimen Gemach verbracht, das er offenbar errichtet hatte, damit es ihn an seine Heimat erinnerte. Die Kammer besaß ein Kuppeldach, die Wände waren mit silbernen Bildern bedeckt und der Boden steckte voller metallischer Einlegearbeiten. Sie beachtete diese nicht, sondern ging auf die Struktur in der Mitte des Raumes zu – zu dem kleinen Steingebäude innerhalb des größeren Gemachs.
    Hier waren Kelsier und seine Frau vor vielen Jahren gefangen genommen worden, als Kelsier einen

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