Krieger des Feuers - Sanderson, B: Krieger des Feuers - The Well of Ascension, Mistborn 2
ersten Versuch unternommen hatte, den Obersten Herrscher auszurauben. Mare war daraufhin in den Gruben getötet worden. Aber Kelsier hatte überlebt.
In dieser Kammer hatte Vin zum ersten Mal einem Inquisitor gegenübergestanden und wäre beinahe von ihm umgebracht worden. Und hierher war sie Monate später zurückgekehrt in dem ersten Versuch, den Obersten Herrscher zu ermorden. Auch damals war sie unterlegen gewesen.
Sie betrat das kleine Gebäude innerhalb des Gemachs. Der Boden war von Elants Männern auf der Suche nach dem Atium aufgestemmt worden. Die Wände trugen noch ihren Schmuck, den der Oberste Herrscher hier zurückgelassen hatte. Vin hob ihre Lampe und betrachtete sie.
Es waren Teppiche und Pelze, und auch eine kleine hölzerne Flöte war dabei: Gegenstände aus seinem Volk, dem Volk von Terris, von vor etwa tausend Jahren. Warum hatte er diese neue Stadt Luthadel hier im Süden erbaut, wo doch seine Heimat und die Quelle der Erhebung im Norden lagen? Das hatte Vin nie begriffen.
Vielleicht hatte er diese Entscheidung fällen müssen. Auch Raschek, der Oberste Herrscher, war gezwungen gewesen, Entscheidungen zu treffen. Er hätte weiterhin ein kleiner Bauer sein können. Vermutlich hätte er ein frohes Leben in seinem Volk geführt.
Aber er hatte sich entschieden, mehr zu werden. Und dafür hatte er schreckliche Taten begangen. Doch konnte sie ihn wegen dieser Entscheidung tadeln? Er war zu dem geworden, was er seiner Meinung nach werden musste.
Ihre Entscheidung schien dagegen unbedeutend zu sein, aber sie wusste, dass alles andere – die Quelle der Erhebung, der Schutz Luthadels – erst dann in Angriff genommen werden konnte, wenn ihr klargeworden war, was sie wollte und wer sie war. Als sie in diesem Raum stand, in dem Raschek so viel Zeit verbracht hatte, und an die Quelle dachte, wurde das fordernde Pochen in ihrem Kopf lauter denn je.
Sie musste sich entscheiden. Elant war der Mann, mit dem sie zusammen sein wollte. Er bedeutete den Frieden. Das Glück. Zane aber war das, zu dem auch sie werden musste. Zum Besten aller Beteiligten.
Der Palast des Obersten Herrschers hielt für sie keine Hinweise oder Antworten bereit. Kurze Zeit später verließ sie ihn wieder. Sie fragte sich, warum sie überhaupt hergekommen war, und ging zurück in den Nebel.
Zane erwachte, als er hörte, wie in regelmäßigen Abständen gegen einen Zeltpfosten gepocht wurde. Er reagierte sofort.
Er verbrannte Stahl und Weißblech. Zane schluckte immer ein Stück von beidem, wenn er zu Bett ging. Er wusste, dass ihn diese Angewohnheit eines Tages umbringen würde, denn Metalle waren giftig, wenn sie zu lange im Körper verblieben.
Doch seiner Meinung nach war es besser, eines Tages zu sterben, als heute zu sterben.
Er schlüpfte aus seinem Schlafsack und warf sein Laken in Richtung der sich öffnenden Zeltklappe. In der Finsternis der Nacht konnte er kaum etwas sehen. Als er auf die Beine sprang, hörte er ein reißendes Geräusch. Die Zeltwände wurden aufgeschlitzt.
»Töte sie!«, schrie Gott.
Zane bückte sich hastig und ergriff eine Handvoll Münzen aus der Schüssel neben seinem Bett. Er hörte Rufe der Überraschung, als er herumwirbelte und die Münzen in allen Richtungen von sich warf.
Er drückte mit seiner Allomantie gegen sie. Leise Geräusche ertönten um ihn herum, als die Münzen gegen die Leinwand trafen und sie durchschlugen.
Männer schrieen auf.
Zane ging in die Hocke und wartete still, während das Zelt um ihn herum zusammenbrach. Jemand drosch rechts von ihm auf den Stoff ein. Er schoss ein paar Münzen in diese Richtung und hörte befriedigt ein schmerzerfülltes Aufstöhnen. Als die Zeltleinwand wie ein Laken auf ihm ruhte, vernahm er in der Stille davonhastende Schritte.
Er seufzte, entspannte sich und benutzte seinen Dolch, um den oberen Teil des Zeltes aufzuschneiden. Dann trat er hinaus in die neblige Nacht. Heute war er später als gewöhnlich schlafen gegangen; es war vermutlich schon Mitternacht. Also war es sowieso Zeit für ihn, aufzustehen.
Er schritt über das zusammengebrochene Zeltdach zu der Stelle, wo seine Pritsche unter ihm verborgen lag, und schnitt ein Loch in den Stoff, damit er die Phiole mit dem Metall hervorholen konnte, die er in einer Tasche unter dem Bett verborgen hielt. Er kippte die Metalle herunter, und das Zinn brachte etwas Licht in seine Umgebung. Vier Männer lagen sterbend oder tot um sein Zelt herum. Es waren natürlich Soldaten – Straffs
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