Krieger des Feuers - Sanderson, B: Krieger des Feuers - The Well of Ascension, Mistborn 2
die Dinge hervor, die der Stoff geschützt hatte: mehrere Phiolen mit Metall und einen kleinen Beutel voller Perlen. Atium.
Dort kniete er lange. Er hob die Hand und betastete seinen Brustkorb oberhalb der Rippen. Er suchte die Stelle, wo sein Herz schlug.
Dort befand sich eine große Erhebung. Sie war schon immer da gewesen. Er dachte nicht oft an sie; immer wieder verwirrte sich sein Verstand, wenn er es tat. Aber dies war der wahre Grund, warum er niemals einen Nebelmantel trug.
Es gefiel ihm nicht, wenn sich ein Mantel an der kleinen Spitze rieb, die zwischen den Schulterblättern aus seinem Rücken ragte. Der Kopf drückte gegen sein Brustbein und war unter der Kleidung nicht zu sehen.
»Es ist Zeit zu gehen«, sagte Gott.
Zane stand auf und legte den Nebelmantel zurück in die Höhlung. Er wandte sich vom Lager seines Vaters ab und ließ alles hinter sich, was er je gekannt hatte. Nun suchte er nach der Frau, die ihn retten würde.
Alendi glaubt dasselbe wie sie.
Kapitel 47
E inem Teil von Vin war es sogar egal, wie viele Menschen sie bisher getötet hatte. Doch diese Gleichgültigkeit erschreckte sie.
Kurz nach ihrem Besuch im Palast saß sie auf ihrem Balkon; die Stadt Luthadel verlor sich vor ihr in der Finsternis. Sie saß inmitten des Nebels, aber es war ihr inzwischen bewusst, dass sie in seinen Wirbelungen keinen Trost finden würde. Nichts war mehr einfach.
Das Nebelgespenst beobachtete sie – wie immer. Es war so weit weg, dass Vin es nicht deutlich sehen konnte, doch sie spürte es. Und noch deutlicher als das Nebelgespenst spürte sie etwas anderes. Jenes mächtige Pochen, das lauter und lauter wurde. Früher war es ihr sehr fern erschienen, jetzt hingegen nicht mehr.
Die Quelle der Erhebung.
Das musste es sein. Sie spürte, wie die Macht der Quelle zurückkehrte, wie sie zurück in die Welt floss, fordernd war, benutzt werden wollte. Vin stellte fest, dass sie nach Norden starrte, in Richtung Terris, und etwas am Horizont zu sehen erwartete. Ein Ausbruch von Licht, einen flackernden Feuerschein, einen Sturm. Irgendetwas. Doch da war nur der Nebel.
Es hatte den Anschein, dass ihr in letzter Zeit nichts mehr gelang. Liebe, Schutz, Pflicht.
Ich bin überbeansprucht, dachte sie.
Es gab so vieles, das ihre Aufmerksamkeit beanspruchte, und sie versuchte es allen recht zu machen. Doch das Ergebnis war,
dass sie gar nichts erreicht hatte. Ihre Nachforschungen über den Dunkelgrund und den größten Helden aller Zeiten hatte sie schon seit Tagen nicht mehr angerührt; sie lagen in Stapeln auf dem Boden ihres Zimmers. Sie wusste fast nichts über das Nebelgespenst – nur dass es sie beobachtete und der Autor des Tagebuches es als gefährlich angesehen hatte. Sie hatte sich nicht weiter um den Spion in ihrer Mannschaft gekümmert; sie wusste nicht, ob Zanes Behauptungen über Demoux der Wahrheit entsprachen.
Und Cett lebte noch. Sie konnte nicht einmal ein richtiges Massaker veranstalten, ohne auf halbem Wege stecken zu bleiben. Das war Kelsiers Schuld. Er hatte sie dazu ausgebildet, seinen Platz einzunehmen, aber wer konnte das schon?
Warum müssen wir immer das Messer eines anderen sein?, flüsterte Zanes Stimme in ihrem Kopf.
Manchmal hatten seine Worte einen Sinn ergeben, aber sie besaßen einen Schönheitsfehler. Elant. Vin war nicht sein Messer – nicht wirklich. Er wollte nicht, dass sie Attentate verübte und tötete. Doch seine Ideale hatten ihn den Thron gekostet, und nun war seine Stadt von Feinden umzingelt. Wenn sie Elant wirklich liebte – und wenn sie das Volk von Luthadel wirklich liebte –, hätte sie dann nicht mehr unternommen?
Das Pulsieren schlug gegen sie wie die Schläge einer Trommel von der Größe der Sonne. Vin verbrannte nun fast andauernd Bronze, lauschte auf den Rhythmus und ließ sich von ihm forttragen …
»Herrin?«, fragte OreSeur hinter ihr. »Woran denkt Ihr gerade?«
» An das Ende«, sagte Vin leise und starrte hinaus in die Nacht.
Schweigen.
»Das Ende wovon, Herrin?«
»Ich weiß es nicht.«
OreSeur tappte hinüber zum Balkon, ging hinaus in den Nebel und setzte sich neben sie. Sie kannte ihn inzwischen so gut, dass sie die Sorgen in seinem Hundeblick bemerkte.
Sie seufzte und schüttelte den Kopf. »Ich muss Entscheidungen
treffen. Und wie ich mich auch entscheide, immer bedeutet es ein Ende.«
OreSeur saß eine Weile mit geneigtem Kopf da. »Herrin«, sagte er schließlich, »das scheint mir sehr pathetisch zu sein.«
Vin zuckte die
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