Krieger des Feuers - Sanderson, B: Krieger des Feuers - The Well of Ascension, Mistborn 2
Lehm um sie herum aufspritzte, zog sie sich wieder in die Luft und auf den Pfeil zu. Dann drückte sie gegen ihn. Die Pfeilspitze flog nun nach hinten und zersplitterte dabei den eigenen Schaft – und bohrte sich mitten in die Stirn des Schützen.
Der Mann stürzte von seinem Pferd. Vin landete erneut auf dem Boden. Sie streckte die Hand aus und drückte gegen die Hufeisen der beiden Pferde hinter dem Anführer, und die Tiere stolperten. Der Stoß warf Vin rückwärts in die Luft, und die Pferde wieherten vor Schmerz auf, als sie zu Boden gingen.
Vin drückte weiter, flog eine Handbreit über der Erde die Straße entlang und holte Weher ein. Der stämmige Mann drehte sich entsetzt um und war offensichtlich höchst verblüfft, als er Vin in der Luft neben seinem galoppierenden Pferd hängen sah. Ihre Kleidung flatterte im Flugwind hinter ihr her. Sie winkte ihm zu und zog an der Rüstung eines weiteren Reiters.
Sofort erhob sie sich in die Luft. Ihr Körper protestierte wegen dieser unvermittelten Richtungsänderung, doch sie beachtete die Schmerzen nicht. Dem Mann, an dem sie zog, gelang es, im Sattel zu bleiben – bis Vin mit den Füßen voran gegen ihn prallte und ihn dadurch nach hinten warf.
Sie landete auf der schwarzen Erde; der Reiter stürzte mitsamt seinem Pferd neben ihr. Nicht weit von ihr entfernt zügelten die verbliebenen Reiter ihre Tiere und hielten nur wenige Fuß vor Vin an.
Kelsier hätte sie vermutlich angegriffen. Zugegeben, es waren viele, aber sie trugen Rüstungen, und ihre Pferde waren beschlagen. Aber Vin war nicht Kelsier. Sie hatte die Reiter so lange aufgehalten, dass Weher fliehen konnte. Das reichte.
Mit ausgestrecktem Arm drückte Vin gegen einen der Reiter und warf sich nach hinten in die Luft, damit die Soldaten ihre verwundeten Gefährten aufsammeln konnten. Doch stattdessen legten sie neue Pfeile mit Steinspitzen auf und spannten diese.
Vin stieß einen zischenden Laut aus, als die Gruppe auf sie zielte. Also gut, Freunde, dachte sie verärgert, macht euch auf etwas gefasst.
Sie drückte leicht gegen alle Angreifer gleichzeitig und verbrannte dann ihr Duralumin. Diesmal hatte sie den plötzlichen Ausbruch der Kraft vorhergesehen: das Ziehen in ihrer Brust, das gewaltige Brennen in ihrem Magen, den heulenden Wind. Was sie aber nicht vorhergesehen hatte, war die Auswirkung, die es auf ihre Anker hatte. Der Kraftblitz schleuderte Männer und Pferde gleichermaßen davon und warf sie wie Herbstblätter in den Wind.
Damit muss ich wohl sehr vorsichtig sein, dachte Vin, biss die Zähne zusammen und wirbelte in die Luft. Ihr Stahl und Weißblech waren erneut aufgezehrt, und so war sie gezwungen, ihre letzte Phiole zu benutzen. In Zukunft würde sie mehr davon mitnehmen müssen.
Als sie den Boden berührte, rannte sie sofort los. Das Weißblech half ihr dabei, trotz der ungeheuren Geschwindigkeit nicht zu stolpern. Sie wurde nur ein wenig langsamer, bis Weher sie auf seinem Pferd eingeholt hatte, dann wurde sie wieder schneller, und sie flogen förmlich Seite an Seite dahin. Vin rannte wie eine Kurzstreckenläuferin neben dem müde werdenden Pferd her; das Weißblech verlieh ihr Kraft und Ausdauer. Das Tier betrachtete sie und schien so etwas wie Verärgerung darüber zu empfinden, dass ein Mensch genauso schnell war wie es selbst.
Einige Augenblicke später hatten sie die Stadtmauer erreicht.
Weher zügelte das Pferd, als sich die Flügel des Eisentores öffneten. Vin hingegen warf eine Münze zu Boden, und ihr Schwung schleuderte sie die Mauer hoch. Als das Tor aufschwang, drückte sie gegen die Beschlagnägel, und unter diesem zweiten Schub segelte sie geradewegs nach oben. Knapp übersprang sie die Zinnen und flog zwischen zwei erschrockenen Soldaten dahin, bevor sie auf der anderen Seite niederging. Sie landete im Innenhof und stützte sich gerade mit einer Hand von den kühlen Steinen ab, als Weher durch das Tor kam.
Vin stand auf. Weher wischte sich die Stirn mit einem Taschentuch ab, während er sein Tier neben das Mädchen lenkte. Er trug das Haar nun länger und glatt zurückgekämmt. Die Spitzen berührten gerade seinen Kragen. Es war noch nicht grau, obwohl er schon älter als vierzig war. Er trug keinen Hut – vermutlich war er beim Ritt davongeflogen –, aber er steckte in einem seiner kostbaren Anzüge und einer seidenen Weste. Sie waren vom schnellen Ritt mit Asche bestäubt.
»Ah, Vin, meine Liebe«, sagte Weher. Er atmete fast genauso heftig wie sein
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