Krieger des Feuers - Sanderson, B: Krieger des Feuers - The Well of Ascension, Mistborn 2
eine Versammlung des inneren Kreises abhalten. Dann könnte sie die anderen über OreSeurs neue Gestalt in Kenntnis setzen. Sie musste vorsichtig sein, denn die Dienerschaft im Palast sollte glauben, sie habe OreSeur entlassen.
Weher fuhr mit seiner Erzählung fort, und Vin sah ihn lächelnd an. Weher war nicht nur ein geborener Redner, sondern er konnte auch hervorragend mit seiner allomantischen Gabe umgehen. Sie spürte kaum, wie er ihre Gefühle berührte. Früher hatte sie sein Eindringen in ihr Innerstes als widerwärtig empfunden, doch allmählich war ihr bewusst geworden, dass die Berührung der Gefühle anderer Menschen einfach zu Wehers Persönlichkeit gehörte. So wie eine schöne Frau durch ihre Gestalt und ihr Gesicht die Aufmerksamkeit auf sich lenkte, zog Weher sie durch den beinahe unbewussten Einsatz seiner Gabe an.
Natürlich machte ihn das nicht zu einem geringeren Halunken. Eine Hauptbeschäftigung Wehers bestand darin, andere Menschen dazu zu bringen, das zu tun, was er wollte. Doch Vin verübelte es ihm schon längst nicht mehr, dass er dazu Allomantie einsetzte.
Als sich die erste Kutsche näherte, seufzte Weher erleichtert auf. Während das Gefährt vor ihnen hielt, warf er einen Blick auf Vin und nickte in OreSeurs Richtung. »Was ist das?«
»Ein Hund«, antwortete Vin.
»Ah, geradeheraus wie immer«, meinte Weher. »Und wie kommt es, dass du jetzt einen Hund hast?«
»Ich habe ihn ihr geschenkt«, mischte sich Elant ein. »Sie wollte einen haben, also habe ich ihr diesen gekauft.«
»Und du hast ihr einen Wolfshund ausgesucht?«, fragte Hamm belustigt.
»Du hast doch schon mit ihr gekämpft, Hamm«, meinte Elant lachend. »Was hättest du ihr denn gekauft? Einen Pudel?«
Hamm kicherte. »Nein, ich glaube nicht. Es stimmt, er passt zu ihr.«
»Auch wenn er fast so groß wie sie selbst ist«, fügte Keuler hinzu und schenkte Vin einen fragenden Blick.
Vin legte OreSeur eine Hand auf den Kopf. Keuler hatte nicht ganz Unrecht. Das Tier, das sie sich ausgesucht hatte, war besonders groß, selbst für einen Wolfshund. Sein Schultermaß betrug über drei Fuß – und Vin wusste aus eigener Erfahrung, wie schwer dieser Körper war.
»Für einen Wolfshund ist er bemerkenswert gut erzogen«, sagte Hamm und nickte anerkennend. »Du hast eine gute Wahl getroffen, El.«
»Wie dem auch sei«, meinte Weher, »können wir jetzt bitte zum Palast zurückkehren? Armeen und Wolfshunde sind ja schön und gut, aber ich glaube, ein Abendessen wäre jetzt noch besser.«
»Warum haben wir ihnen nichts über OreSeur gesagt?«, fragte Elant, als ihre Kutsche zurück zur Festung Wager rumpelte. Die drei hatten einen eigenen Wagen genommen; die anderen vier folgten in der zweiten Kutsche.
Vin zuckte die Schultern. OreSeur saß Elant und Vin gegenüber und folgte still dem Gespräch. »Ich werde es ihnen irgendwann sagen«, meinte Vin. »Ein belebter Platz schien mir nicht der richtige Ort für diese Enthüllung zu sein.«
Elant lächelte. »Geheimnisse für sich behalten zu wollen ist eine Angewohnheit, die man nur schwer ablegen kann, nicht wahr?«
Vin wurde rot. »Ich will kein Geheimnis aus ihm machen. Ich bin bloß …« Sie verstummte und senkte den Blick.
»Du musst dich deswegen nicht schlecht fühlen, Vin«, sagte Elant. »Du hast lange allein gelebt und konntest niemandem
vertrauen. Keiner erwartet von dir, dass du dich über Nacht änderst. «
»Vielleicht nicht über Nacht«, erwiderte sie, »aber es ist bereits zwei Jahre her.«
Elant legte ihr eine Hand aufs Knie. »Es wird schon. Die anderen reden darüber, wie sehr du dich verändert hast.«
Vin nickte. Ein anderer Mann würde befürchten, dass ich auch vor ihm Geheimnisse habe. Elant hingegen versucht nur, mir die Schuldgefühle zu nehmen. Einen so guten Mann verdiente sie gar nicht.
»Kandra«, meinte Elant, »Vin sagt, dass es dir nicht schwerfällt, mit ihr mitzuhalten.«
»Ja, Euer Majestät«, bestätigte OreSeur. »Diese Knochen sind zwar widerlich, aber gut geeignet für rasche Bewegungen und Spurensuche.«
»Und wenn sie verletzt wird?«, fragte Elant. »Kannst du sie dann in Sicherheit bringen?«
»Nicht rasch, Euer Majestät. Ich werde jedoch in der Lage sein, Hilfe zu holen. Diese Knochen sind mit vielen Einschränkungen verbunden, aber ich werde mein Bestes geben, um den Vertrag zu erfüllen.«
Elant musste Vins erhobene Braue bemerkt haben, denn er kicherte. »Er wird das tun, was er sagt, Vin.«
»Der Vertrag
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