Krieger des Feuers - Sanderson, B: Krieger des Feuers - The Well of Ascension, Mistborn 2
streckten sich, und Hamm wandte sich an Vin. »Gute Versammlung, was?«
Vin zuckte nur die Achseln.
Hamm kicherte. »Wir müssen wirklich noch an deiner zwiespältigen Haltung zur Bürgerpflicht arbeiten, Mädchen.«
»Ich habe schon eine Regierung gestürzt«, erwiderte Vin. »Ich bin der Meinung, dass ich damit meinen ›Bürgerpflichten‹ erst einmal nachgekommen bin.«
Hamm lächelte, und gleichzeitig behielt er die Menge wachsam im Auge – genau wie Vin. Nun, da sich alle bewegten, war der perfekte Zeitpunkt für einen Anschlag auf Elants Leben gekommen. Besonders eine Person erregte ihre Aufmerksamkeit, und sie runzelte die Stirn.
»Ich bin gleich wieder da«, sagte sie zu Hamm und erhob sich.
»Ihr habt das Richtige getan, Graf Penrod«, sagte Elant, der neben dem älteren Adligen stand und sich während der Pause leise mit ihm unterhielt. »Wir brauchen mehr Zeit. Ihr wisst, was mein Vater mit dieser Stadt anstellen wird, wenn er sie in die Hände bekommt.«
Graf Penrod schüttelte den Kopf. »Ich habe das nicht für Euch getan. Ich habe es getan, weil ich dafür sorgen wollte, dass dieser Narr von Philen die Stadt nicht übergibt, bevor der Adel hinsichtlich seiner Stellung von Eurem Vater bestimmte Versprechen erwirkt hat.«
»Aber es muss doch noch einen anderen Weg geben!«, rief Elant und hob den Finger. »Der Überlebende hätte die Stadt niemals kampflos aufgegeben.«
Penrod blickte finster drein, und Elant verstummte und verfluchte sich. Der alte Graf war ein Traditionalist. Die Erwähnung des Überlebenden machte auf ihn bestimmt keinen guten Eindruck. Viele Adlige fühlten sich durch den großen Einfluss bedroht, den Kelsier auf die Skaa ausgeübt hatte.
»Denkt nur einmal darüber nach«, bat Elant und warf einen Blick zur Seite, als Vin ein paar Schritte auf ihn zukam. Sie winkte ihn zu sich heran, und er entschuldigte sich bei dem Grafen, ging quer über das Podium und trat neben Vin. »Was ist los?«, fragte er leise.
»Eine Frau im hinteren Bereich«, sagte Vin genauso leise und mit misstrauischem Blick. »Die Große in der blauen Bluse.«
Die betreffende Frau war kaum zu übersehen in ihrer hellblauen Bluse und dem leuchtend roten Rock. Sie war mittleren Alters, von schmalem Körperbau und hatte ihr hüftlanges Haar zu einem Zopf geflochten. Geduldig wartete sie, während die Leute im Raum umhergingen.
»Was ist mit ihr?«, fragte Elant.
»Sie ist aus Terris«, sagte Vin nur.
»Bist du sicher?«
Vin nickte. »Diese Farben … und so viel Schmuck. Sie ist ganz bestimmt eine Terriserin.«
»Und?«
»Und ich bin ihr noch nie begegnet«, meinte Vin. »Und sie beobachtet dich.«
»Die Leute beobachten mich andauernd, Vin«, entgegnete Elant. »Ich bin schließlich ihr König. Und warum solltest du ihr schon einmal begegnet sein?«
»Alle anderen Leute aus Terris kommen zu mir, sobald sie die Stadt betreten haben«, erklärte Vin. »Ich habe den Obersten Herrscher getötet; deswegen sehen sie mich als Befreierin ihres Heimatlandes an. Aber ich erkenne sie nicht wieder. Sie ist nicht zu mir gekommen, um sich bei mir zu bedanken.«
Elant rollte mit den Augen, ergriff Vin bei den Schultern und drehte sie von der Frau weg. »Vin, ich glaube, es ist meine Pflicht als Ehrenmann, dir etwas zu erzählen.«
Vin zog die Stirn kraus. »Was?«
»Du bist wunderbar.«
»Und was soll das jetzt?«, fragte Vin verwirrt.
»Gar nichts«, meinte Elant mit einem Lächeln. »Ich versuche nur, dich abzulenken.«
Langsam entspannte sich Vin und erwiderte sein Lächeln.
»Ich weiß nicht, ob es dir schon einmal jemand gesagt hat, Vin«, fuhr Elant fort, »aber manchmal leidest du ganz schön unter Verfolgungswahn.«
Sie hob eine Braue. »Ach ja?«
»Ich weiß, dass es schwer zu glauben ist, aber es stimmt. Denkst du wirklich, eine Terriserin könnte versuchen, mich umzubringen? «
»Möglicherweise nicht«, gab Vin zu. »Aber die alten Gewohnheiten …«
Elant grinste. Dann richtete er den Blick wieder auf die Ratsherren, von denen die meisten in kleinen Gruppen leise miteinander redeten. Sie blieben unter sich. Adlige sprachen mit Adligen, Kaufleute mit Kaufleuten, Skaa-Arbeiter mit anderen Skaa-Arbeitern.
Sie alle schienen so uneinheitlich und halsstarrig zu sein. Die
einfachsten Anträge zogen bisweilen Streitgespräche nach sich, die Stunden dauern konnten.
Sie müssen mir mehr Zeit geben!, dachte er. Doch während er es dachte, erkannte er das eigentliche Problem. Mehr Zeit für
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