Krieger des Friedens: Roman - [Robert the Bruce 2] (German Edition)
verändert: Erst vor einem Jahrzehnt war das zerstörte Dach, das in einer Zeit, an die sich kein lebender Mensch mehr erinnern konnte, von einem Blitz getroffen worden war, von Erzbischof Cellach durch ein neues ersetzt worden. Die Schindeln wiesen noch keine Spuren von Alter und Wetter auf. Es freute Malachias, dass das Werk seines Freundes und Mentors weiterlebte, auch wenn Cellach inzwischen gestorben war. Der Gedanke an ihn bewog ihn, seine Aufmerksamkeit auf Niall mac Edan an der Spitze der wartenden Gruppe zu richten.
Seit fast zwei Jahrhunderten beherrschten Männer aus Nialls Clan die Kathedrale; pochten auf ihr Erbrecht, die Diözese samt ihren Reichtümern und den Tributen an Pferden und Kühen, die die Bewohner der Provinz zu entrichten hatten, zu kontrollieren. Nur wenige der Männer, die das Bischofsamt bekleidet hatten, hatten die heiligen Gelübde abgelegt oder waren in Rom geweiht worden. Bei den meisten handelte es sich um verheiratete Laienbrüder, deren Hände mehr an den Umgang mit Waffen als mit der Heiligen Schrift gewöhnt waren; gierige, lüsterne, gewalttätige Männer, deren Herrschaft über Irlands Bischofssitz in den Augen der Kirche ein Anathema darstellte.
Cellach hatte dieses Übel ausgemerzt. Als Sohn des Clans, aber auch als wahrer Diener Gottes und überzeugter Reformator hatte er Malachias zu seinem Nachfolger ernannt, aber nach Cellachs Tod hatten Niall und andere Mitglieder seiner Familie diesen Erlass außer Kraft gesetzt und Malachias nicht in die Stadt gelassen. Also war er gekommen, um sein Recht zu fordern, erst mit einer Armee, was mit Blutvergießen geendet hatte, und jetzt allein mit zehn Truhen voller Münzen. Der Preis war hoch, das, was er dafür bekam, jedoch unbezahlbar.
Malachias blieb vor Niall stehen, dabei fragte er sich, wie dieser ungeschlachte Klotz und ein frommer Mann wie Cellach demselben Mutterleib entsprungen sein konnten. Kain und Abel , ging es ihm durch den Kopf. »Ist es drinnen?«
»Sobald ich die zu entrichtende Gebühr gesehen habe, könnt Ihr ihn haben.« Nialls Gälisch klang abgehackt.
»Meine Brüder bewachen sie.«
Niall nickte zweien seiner Männer knapp zu. »Geht und überzeugt euch selbst.«
Die beiden drängten sich voller Argwohn an dem Erzbischof vorbei und steuerten auf den Karren zu.
Malachias wartete, während Nialls Männer die Truhen inspizierten. Es war noch gar nicht so lange her, dass die Menschen in Irland Handel mit Tieren und Waren betrieben hatten. Die plündernden Wikinger hatten das alles geändert, indem sie ihr vergiftetes Silber mitgebracht hatten. Wie oft schien heutzutage der Wert eines Mannes an diesen Dingen gemessen zu werden statt an der Stärke seines Glaubens.
Kaum waren sie fertig, stiegen die beiden Männer den Hang wieder hoch. Beide grinsten breit.
»Es ist alles da«, sagte einer zu Niall. »Zehn Truhen.«
Nialls Blick richtete sich wieder auf Malachias. Mit einer spöttischen Geste deutete er auf die Kathedrale. »Tretet ein, Eure Exzellenz.« Er würgte den Titel hervor, als würde er auf Knorpeln herumkauen.
Möge das Feuer der Hölle deine Seele reinigen , dachte Malachias, als er an Niall vorbei zwischen den Reihen bewaffneter Männer hindurch auf die Türen der Kathedrale zuging. Keiner von ihnen ließ seine Waffe sinken, doch Malachias schenkte den Speerspitzen und scharfen Klingen keinerlei Beachtung. Am Eingang blieb er stehen. Seine bloßen Füße schienen plötzlich zu zögern, ihn von dem taufeuchten Gras auf die dahinter liegenden Steinfliesen zu tragen. Er hatte das alles nicht gewollt. Nichts davon. In diesem Moment vermisste er die wilde Einsamkeit seines geliebten Klosters Ibracense mehr denn je. Aber Cellach hatte ihn mit diesem Posten betraut. Es war der letzte Wunsch seines sterbenden Mentors gewesen, dass er Erzbischof von Armagh wurde. Überdies hatte der Papst befohlen, dass er diese Diözese übernahm und die Männer aus dem Amt jagte, die fortfuhren, die Gesetze der Kirche zu missachten.
Malachias trat über die Schwelle und in das dämmrige Innere der Kathedrale. Ein leichter Geruch von Männerschweiß hing in der Luft. Er drehte sich nicht um, als die Schritte und die triumphierenden Stimmen hinter ihm verklangen. Niall und seine Bande stürzten sich auf ihre Beute. Vor ihm, am Ende des Kirchenschiffs, befand sich der Hochaltar. Und auf diesem von flackernden Kerzenflammen erleuchteten Altar lag ein langer, in ein weißes Tuch gewickelter Gegenstand.
Vor diesem sank
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