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Krieger des Friedens: Roman - [Robert the Bruce 2] (German Edition)

Krieger des Friedens: Roman - [Robert the Bruce 2] (German Edition)

Titel: Krieger des Friedens: Roman - [Robert the Bruce 2] (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robyn Young
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anzuheben. Als sich die Truhe nicht öffnen ließ, zog er die Brauen zusammen.
    Ein gespenstisches Stöhnen zerriss plötzlich die Stille und wehte zu ihnen herüber, schwoll an und ebbte wieder ab.
    Einer der Männer bekreuzigte sich. »Herr, verschone uns!« Sein erschrockener Ausruf hallte in dem Gewölbe wider.
    Murtoughs Narbe kräuselte sich, als er die Stirn runzelte. » Die Matutin, Bruder. Die Chorherren singen die Matutin. «
    Der junge Mann stieß vernehmlich den Atem aus, aber die Furcht wich nicht aus seinen Augen.
    Murtough erhob sich und spähte in das Dämmerlicht, bis sein Blick auf zwei große silberne Kerzenleuchter fiel. Er ging zu ihnen hinüber, hob einen hoch und prüfte sein Gewicht.
    »Sie werden uns hören«, warnte einer seiner Gefährten und packte Murtough am Arm, als dieser mit dem Kerzenleuchter ausholen wollte. Sein Blick wanderte zur Decke, wo der ferne Gesang seinen Fortgang nahm.
    » Dort «, murmelte Donnell. Die Flamme flackerte in dem leichten Luftzug seines Atems. Er deutete auf einen mit einem Tuch bedeckten Korb.
    Murtough begriff, was er meinte, und trat darauf zu. Staubwölkchen stoben auf, als er das Tuch um den Fuß des Leuchters wickelte. Er ging zu der Truhe zurück und schmetterte ihn mit voller Kraft gegen das Schloss. Der gedämpfte Aufprall hallte wider wie ein Trommelschlag, die Truhe erzitterte, im Holz blieb eine Delle zurück, aber das Schloss sprang nicht auf. Murtough wappnete sich und versuchte es erneut, dabei lauschte er auf jede etwaige Veränderung in dem Gesang im Altarraum der Kathedrale. Nach drei Schlägen zersprang das Schloss endlich. Murtough hob den Deckel, wobei Holzsplitter zu Boden rieselten, und starrte fassungslos auf die in der Truhe ruhenden Breviere und Bibeln.
    Als die anderen sahen, was sie enthielt, begannen sie, hastig leise miteinander zu tuscheln.
    » Wir können nicht jede Truhe hier durchsuchen. «
    » Wir sind schon viel zu lange hier unten. «
    »Ich werde diesen Raum nicht ohne ihn verlassen«, erwiderte Murtough grimmig. »Wir wissen aus sicherer Quelle, dass sie kommen werden, um ihn zu holen. Ich lasse nicht zu, dass er ihnen in die Hände fällt.«
    »Aber wenn wir entdeckt werden …«
    Den Blick auf etwas gerichtet, das vor ihm schimmerte, schritt Donnell durch die Kammer. Es war ihm schon vorher aufgefallen, aber er hatte es für die Widerspiegelung seiner Kerzenflamme in den Beschlägen der vielen Fässer oder Truhen gehalten. Jetzt, da sich seine Augen an das Dämmerlicht gewöhnt hatten, erkannte er, dass die Flamme in seiner gewölbten Hand zu schwach war, um einen so weiten Schein zu werfen. Was auch immer es war – es stand in seiner eigenen Lichtquelle.
    Als er näher kam, konnte er einen an einen Altar erinnernden Sockel ausmachen, der mit einem Brokattuch bedeckt war, und ein leiser Weihrauchduft stieg ihm in die Nase. Hier war der Gesang der Chorherren lauter, die Psalmen des Frühgottesdienstes drangen an sein Ohr. Auf dem Sockel lag ein juwelenbesetzter Stab.
    » Dem Himmel sei Dank. «
    Donnell blickte auf und sah eine Öffnung in der Decke der Krypta, die durch den Fels bis zum Boden des Altarraums verlief. Hinter den Stäben eines eisernen Gitters zeichneten sich die in Kerzenschein getauchten Säulen des Chorgangs ab. Der Stab Jesu lag verborgen im Herzen der Kathedrale, sichtbar nur für die Chorherren, die über ihm ihren Gottesdienst abhielten.
    Laut den Chroniken der Abtei waren einhundertvierundsechzig Jahre verstrichen, seit der heilige Malachias Niall mac Edan den Stab abgerungen hatte. Seither hatte er hier geruht, während sich ringsum die Kathedrale, die Stadt und Irland selbst massiv verändert hatten. Wäre er empfindungsfähig gewesen, hätte dieser Stab den fernen Donnerhall des Krieges wahrnehmen können, als die Engländer gekommen waren, erst als Abenteurer, dann unter dem Befehl ihrer Könige. Er hatte die Feuer der Zerstörung gerochen und die Schritte der durch das Land marschierenden Eroberer gehört, die die Ostküste von Wexford bis Dublin und Antrim einnahmen; hätte die Hammerschläge gespürt, mit denen die Erde aufgebrochen und Steine für neue Städte und Burgen geschlagen wurden, die über den Gebieten aufragten, die sie jetzt beherrschten. Würde Malachias, ihr Heiliger, das, was aus dem Land außerhalb dieser Mauern geworden war, überhaupt wiedererkennen? Donnell wandte sich ab. Seine Augen glänzten im Kerzenschein, als seine Brüder sich aus der Dunkelheit lösten, in der

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