Krieger des Lichts - Palmer, P: Krieger des Lichts
als sie noch jung war.
Große Menschenmengen waren auf jeden Fall besser.
Als sie den großen Supermarkt entdeckte, lächelte sie. Sie parkte den Hummer, schlenderte in den Laden und öffnete sich, um endlich unbeobachtet und vorsichtig Nahrung zu sich zu nehmen. In der Elektronikabteilung hielten sich die meisten Leute auf, deshalb ging Olivia dorthin und wanderte an Reihen von Regalen mit DVD s und Videospielen vorbei, wobei sie von jedem Menschen, an dem sie vorbeiging, eine dünne Schicht Lebenskraft abschöpfte. Die Menge der entwendeten Energie war allerdings so gering, dass sie sie nicht vermissen würden, wo ihr doch so viele Menschen zur Verfügung standen, von denen sie zehren konnte. Die entnommene Menge würden sie schnell wieder ersetzen können.
Eine kleine Gruppe von Menschen im Gang mit den iPods strahlte viel Energie ab. Es handelte sich um zwei Männer mittleren Alters mit vorstehenden Bäuchen und zwei junge Mädchen, die von dem Interesse der beiden Männer nicht sonderlich begeistert schienen.
»Sie ist ein niedliches, kleines Ding, nicht wahr?«, meinte der eine mit der Baseballkappe und sah das Mädchen mit den dunkleren Haaren lüstern an.
Die beiden Mädchen warfen einen kurzen Blick auf die beiden Typen, ließen sich aber nicht weiter stören, während sie sich mit der Auslage in den Regalen beschäftigten. Das flegelhafte Benehmen der beiden Männer schien ihnen zwar unangenehm zu sein, aber sie machten sich anscheinend keine echten Sorgen.
Olivia fragte sich, ob sie das vielleicht hätten tun sollen. Sie nahm weiter Nahrung in kleinen Mengen zu sich und hielt sich bereit, um eventuell einzugreifen.
Doch dann entdeckte der zweite Rüpel sie, und seine Augen leuchteten auf.
»Ich habe eine Vorliebe für Rotschöpfe«, sagte er und rückte seine Hose unter dem vorstehenden Bauch zurecht.
Olivia sagte nichts, sondern hielt einfach nur seinen Blick fest, während sie eins ihrer Messer, das sie in einer Scheide unter der Jacke trug, zog, es einmal in der Hand drehte und es dann wieder verschwinden ließ.
Die Augen des Mannes wurden ganz groß, und er wurde bleich, während er einen Schritt zurückwich.
»Lass uns gehen, Earl.«
»Was? Warum?«
Aber der andere packte nur seinen Arm und zerrte ihn aus dem Gang.
»Blödmänner«, murmelte eines der Mädchen, als sie weg waren.
Olivia musste ihm zustimmen. Während sie weiterging, hörte sie noch die Stimmen der Mädchen, die sich aufgeregt über iPods, Geburtstage und Promis unterhielten.
Sie merkte, dass sie lächelte, denn die Freude der beiden war ansteckend, doch dann verblasste ihr Lächeln wieder. Die Menschen wussten so wenig über das Bescheid, was wirklich in ihrer Welt vor sich ging.
Sie betete zur Göttin, dass die Krieger des Lichts und andere Unsterbliche dafür sorgen konnten, dass es so blieb. Wenn es Satanan und seinen Dämonenhorden jemals gelang freizukommen, wäre das Leben, das die Menschen kannten, vorbei. Die mächtigeren Dämonen, die in der Lage waren zu denken, würden wie schon einmal vor fünftausend Jahren die Menschen zu Tausenden – vor allem Kinder – zusammentreiben und sie foltern und quälen, um von ihrem Schmerz und ihrer Angst zu zehren. Schon bald würden in der Welt nur noch Panik und Entsetzen herrschen.
Olivia ging weiter und nahm noch ein paar Minuten lang Nahrung zu sich, bis sie sich satt und stark fühlte und auf die Tür zusteuerte. Als sie nach draußen in die Sonne trat, fragte sie sich, wie lange es wohl dauern würde, bis sie wieder Hunger bekam. Sie war fast vierundzwanzig Stunden ohne Nahrung ausgekommen. Würde sie das nächste Mal länger durchhalten? Es war fast sicher, dass sie Jag morgen wieder irgendwann würde entkommen müssen. Wenn es so weit war, würde sie sich einen anderen Vorwand ausdenken müssen.
Sie ging zum Hummer, bestrebt, wieder in Harpers Ferry zu sein, ehe Jag merkte, dass sie weggewesen war. Weiter vorn sah sie die beiden Rüpel, die gerade eine andere Frau auf dem Parkplatz anmachten.
Der eine rückte seine Baseballkappe zurecht, während der andere seine Hose hochzog. Dann erstarrten plötzlich beide, und ihre Arme hingen schlaff herunter.
Olivias Augen wurden ganz schmal, und in ihrem Kopf läutete eine Warnglocke. Als sie an den dreien vorbeiging, musterte sie die attraktive Frau mit den braunen Haaren, dann wandte sie den Blick schnell ab, und ihr Herz fing an zu rasen. Die grünen Augen der Frau hatten einen kupferfarbenen Ring gehabt.
Die Augen
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