Krieger des Lichts - Palmer, P: Krieger des Lichts
gehabt. Er war da gewesen, direkt über dem Weiher, zu dem er sich offensichtlich hingezogen gefühlt hatte. Aber der Zauber, der ihn eigentlich hätte bannen sollen, hatte nicht gewirkt.
Seine Hände umklammerten das Lenkrad fester, als er sich noch einmal den Moment in Erinnerung rief, in dem er die Kreatur das erste Mal gesehen hatte, als er das erste Mal nach fünftausend Jahren wieder einen Dämon gesehen hatte. Zwar mochte Kougar nicht mehr fähig sein, Emotionen zu empfinden, doch sein Geist war durchaus in der Lage, die entsetzliche Tragweite des Augenblicks zu erfassen. Nicht einmal in seinen schlimmsten Albträumen hätte er sich ausgemalt, jemals den Tag zu erleben, an dem die Dämonen wieder Angst und Schrecken in der Welt verbreiteten.
Der Dämon der letzten Nacht hatte sich wie geplant von der Falle anlocken lassen. Aber er war nur mehrere Sekunden lang darübergeschwebt, um dann wieder wegzufliegen, statt in den Weiher hineingezogen zu werden. Der Zauber hatte nicht gewirkt.
Die beiden Krieger des Lichts hatten die Verfolgung aufgenommen; Kougar auf dem Boden und Hawke in der Luft, doch die Kreatur war ihnen entwischt, und schließlich hatten sie die Fährte ganz verloren. Dämonen konnten fliegen und waren deshalb außerordentlich schwer zu jagen.
»Hast du eine Ahnung, warum die Falle nicht funktioniert hat?«, fragte Hawke.
»Wir brauchen Ilina-Blut. Und Ilina-Magie. Ich hatte gehofft, dass wir ohne auskämen, aber offensichtlich geht das nicht.«
»Die beiden Dinge, die wir möglicherweise nicht bekommen können«, meinte Hawke in einem Tonfall, dem zu entnehmen war, dass ihn das Thema faszinierte. Er hob den Kopf und schaute aus dem Fenster. »Ich habe mich intensiv mit den Ilinas beschäftigt, obwohl nur wenig über sie geschrieben wurde. Sie waren den schönen Künsten und der Musik zugetan, dem Tanz und der Musik. Ein friedliebendes Volk, das plötzlich aggressiv wurde. Wie die Sirenen der Mythologie begannen sie, Männer, Menschen und Unsterbliche mit ihrer Schönheit und ihrem Gesang ins Kristallreich zu locken, wo sie die Gefangenen bis ans Ende ihres kurzen Lebens folterten und versklavten. So erzählt es die Legende.«
Hawke drehte sich zu ihm um. »Du kennst die Wahrheit.«
»Keiner weiß, was aus ihren Opfern wurde, nachdem sie im Kristallreich verschwunden waren. Es gibt nur Spekulationen.«
»Weil keiner zurückkehrte, um zu berichten.«
»Weil keiner überlebte. Denn kein Geschöpf mit einem Körper, ob nun sterblich oder unsterblich, kann dort lange existieren. Doch alles andere, was du gesagt hast, ist so, wie ich es in Erinnerung habe.«
Hawke nickte. »Die meisten nehmen an, dass sie vom bösen Geist infiziert wurden; dass Königin Ariana ihr Volk vernichtete, weil sie erkannte, was aus ihnen geworden war.«
Kougar sagte nichts dazu. Er kannte die Antwort selber nicht. Er wusste nur, dass sich die Schönheiten, die sie einst alle bewundert hatten, in bösartige Biester verwandelt hatten, die unbeschreibliche Gräueltaten begingen, ehe sie ihren Untergang vortäuschten und verschwanden. Er war wie alle anderen darauf hereingefallen. Erst vor ein paar Jahren hatte er die Wahrheit erfahren – dass sie nie untergegangen waren.
Hawke gab einen Laut von sich, in dem seine ganze Enttäuschung mitschwang. »Dann scheiden Fallen also aus.«
Es war keine Frage, und Kougar antwortete auch nicht. Denn noch wollte er die Versuche mit den Fallen nicht aufgeben. Sie stellten ihre mit Abstand größte Chance dar, die Dämonen zu fangen, ohne dass Krieger des Lichts dabei verletzt oder getötet wurden. Er musste nur für die richtigen Zutaten sorgen.
Sobald die Nacht hereinbrach, würde er auf die Jagd gehen.
Auf Ilinas.
Jag stieg aus dem Hummer, streifte seine Kleidung ab und warf sie hinten in den Wagen. Es war schon eine Stunde lang finstere Nacht. Die Drader müssten jetzt jederzeit herauskommen, und mit etwas Glück auch der Dämon.
Olivia saß mit vor der Brust verschränkten Armen vorn im Auto. Hatte sie wirklich erwartet, dass er sie mitnehmen würde? Er wusste, wie es als Therianer ohne gestaltwandlerische Fähigkeiten war, Drader zu jagen. Er hatte es selber Hunderte von Malen getan. Es war verdammt gefährlich. Das war an Orten gewesen, wo nie mehr als zehn bis zwölf Drader auf einmal auftauchten. Nur der Himmel wusste, was sie hier erwartete.
»Wenn ich dir Niall zugeteilt hätte, würdest du ihm dann erlaubt haben, mit auf die Jagd zu gehen?«
»Kann er seine
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