Krieger des Lichts: Ungezähmter Kuss (German Edition)
Göttin, wie hatte er dieses Lächeln vermisst.
Sie streckte ihre Hand aus und lockte ihn mit einem leisen Schnalzen. Er konnte gerade noch verhindern, sich vor lauter Freude auf dem Rücken zu wälzen.
Er stand auf und ging langsam auf sie zu, wobei er sich mahnte, schön weiter mit dem Schwanz zu wedeln und die Zunge in dieser dämlichen Art aus dem Maul hängen zu lassen. Denn dadurch wirkten Hunde immer so, als würden sie lächeln. Sein Blick fixierte Natalie, er ließ sie nicht aus den Augen.
Sie sah ihm ohne Furcht und mit einer Mischung aus Freude und Neugier entgegen. »Du bist unglaublich schön, weißt du das?«
Ha. Das würde sie nicht sagen, wenn sie sein vernarbtes Gesicht sähe. Im Grunde hatte sie sein Gesicht ja schon gesehen. Sie hatte ihn zwar nicht als schön bezeichnet, aber sie war auch nicht schreiend davongerannt. Das war immerhin etwas. Etwas Besonderes.
Er kam immer näher und das Herz schlug ihm bis zum Hals. Aus der Nähe war sie sogar noch schöner. Ihre Haut war makellos und glatt und auf den hübschen Lippen lag ein Lächeln, das ihn bis in seine Träume begleitet hatte. Aber in ihren Augen schimmerten immer noch Tränen, die unteren Wimpern waren feucht und verklebt und er wünschte sich von ganzem Herzen, er könnte ihr Xavier zurückgeben. Wenn die Krieger des Lichts doch nur eine Möglichkeit fänden, dem Jungen die Erinnerung zu nehmen, sodass man ihn wieder nach Hause schicken konnte.
Natalie streckte die Hand langsam nach Wulfe aus. In dem Moment, als ihre Hand in sein Fell glitt, schwappte eine Welle purer Freude durch seinen Körper.
Wie gern hätte er sich verwandelt und ihr erzählt, dass es Xavier gut ging. Aber er würde sie zu Tode erschrecken, wenn er das versuchte. Nackt und voller Narben. Ganz abgesehen von der Verwandlung, auf die Menschen in der Regel nicht so gut reagierten. Er würde ihr alles erzählen und müsste ihr dann doch wieder die Erinnerung nehmen.
Nein, es gab nichts, was er tun konnte. Es half ihr kein bisschen, dass er hier war. Und für sich selber hatte er nur erreicht, dass er mit eigenen Augen hilflos mitansehen musste, wie unglücklich sie war.
Zu allem Überfluss musste er sich auch noch eingestehen, wie sehr er es sich wünschte, dass sie in irgendeiner Weise ein Bestandteil seines Lebens sein könnte.
Eine Stunde vor Sonnenaufgang, sobald sich die nachtaktiven Drader zurückgezogen hatten, machten sich die Krieger des Lichts mit Kara und Faith auf den Weg durch den Wald, der ans Haus des Lichts grenzte, zur Klippe hoch über dem wild tosenden Potomac. Faith klammerte sich an Hawkes Hand, als sie auf den großen Fels der Göttin hinunterstiegen. Es hatte fast die ganze Nacht genieselt und sie war bereits völlig durchnässt. Ihr war kalt, aber die Schauer, die in regelmäßigen Abständen durch ihren Körper liefen, waren wohl eher auf ihre Nervenanspannung zurückzuführen. Sie hatte Angst, was passieren würde, wenn durch die Verwandlung das Böse in ihr zum Leben erwachte. Würde sie sich auf die anderen Krieger stürzen und versuchen, sie umzubringen? Würde sie versuchen zu flüchten? Würde sie nach der Verwandlung plötzlich ohne Kleidung splitterfasernackt vor den anderen stehen?
Kougar hatte versprochen, an alles zu denken und durch einen Bann dafür zu sorgen, dass sie keine Möglichkeit hatte zu fliehen. Hawke wiederum hatte ihr versichert, dass die Nacktheit etwas wäre, an das sie sich gewöhnen würde, sollte es ihr passieren … was sie allerdings nicht sonderlich beruhigte.
Kara, die ein fließendes rotes Gewand unter einer Regenjacke mit Kapuze trug, ging mit Lyon voraus. Faith hatte eine Jeans, einen Pulli und darunter einen schwarzen Sport- BH an, den Olivia ihr geliehen hatte. Offensichtlich musste sie sich im Verlauf des Rituals, bei dem sie mit ihrem Tier verbunden wurde, einen Schnitt am Oberkörper zufügen. Hoch oben. Jedwedes Shirt würde das nicht überstehen und sie war nicht bereit, sich mit nacktem Oberkörper zu präsentieren, wie die Männer es taten. Sie war noch nicht bereit, vielleicht aber auch nie. Wenn sie tatsächlich bei der Verwandlung jedes Mal ihre Kleidung verlieren würde, müsste sie sich wohl daran gewöhnen, in der Gegenwart der anderen auch mal nackt zu sein, und aufhören darüber nachzudenken. Irgendwann. Vielleicht.
Heilige Göttin, sie hoffte, dass ihr das erspart blieb.
Okay, das war wohl nicht die Hauptsache, über die sie sich Gedanken machen sollte.
Als hätte er ihre
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