Krieger des Universums
Mädchen brauchte, dann zogen sie sich wieder zurück in Cades Wohnräume. Jetzt lagen das Gewimmel und die Quelle neuer, aufgeregter Gerüchte tief unter ihnen. Den Fremden hatten sie nicht mehr gesehen.
*
Cade fühlte sich im Augenblick satt und zufrieden.
Er saß in seinem fellüberzogenen Sessel, hatte die Beine hochgelegt und blickte in die Glut und die Flammen des Kaminfeuers. Das Wasser in dem schweren, berußten Kessel summte leise. Das Feuer, durch ein gefülltes Glas Rotwein gefiltert, beleuchtete das Gesicht des Mannes und machte es zu einer zuckenden Maske in Rot. Die Schenke war leer, weit nach Mitternacht. Neben Cade, dicht neben seinem rechten Arm, saß D’amara, ihnen gegenüber quoll die Körperfülle des Freundes aus einem abgewetzten Sessel. Eine ruhige Stunde, vielleicht die letzte in diesen Tagen.
»Das alles sind Dinge, für die man Zeit braucht. Viel Zeit, um sie zu durchdenken!« sagte Rende mit seiner dunklen, rauchigen Stimme.
»In zwei Tagen will Poter mein Wort!« sagte Cade schneidend. »Das ist viel zuwenig Zeit.«
»Jedenfalls sollte etwas geschehen!« warf D’amara ein. Ihre Finger suchten die Hand Cades.
Kilham haßte es, zur zentralen Figur eines Dramas gemacht zu werden. Er haßte ferner, einen Auftrag anzunehmen, dessen gesamte Weite er nicht überblicken konnte. Und dennoch: Brach er auf, wurde er zum auslösenden Element. Er fühlte es, ohne zu wissen warum.
»Das einzige, das getan werden kann«, entwickelte Cade den Gedanken weiter, »ist die Expedition nach Süden. Eine lange, sorgfältig geplante Reise. Viele Männer, eine gute Ausrüstung. Entlang der vielen Wälder, zweimal über den Fluß, durch die Steppe zu den Ruinen und von dort aus in die Berge, zu den Bergstämmen und all den Wundern.«
»Dann unternimm das einzige, was unternommen werden kann, mein Freund!« sagte Rende heiter und deutete fragend auf den Weinkrug. Cade schüttelte den Kopf.
»Das sagst du gelassen und laut«, knurrte Cade. »Die Last liegt auf meinen Schultern. Du hast dein Auskommen und deinen ehrenwerten Beruf; aber dieses Mädchen hier kann ich nicht mitnehmen. Das kompliziert alles, denn wir sind zweifellos im Begriff, uns zu verlieben.«
Rende lachte dunkel.
»Zweifellos! D’amara kann bei mir bleiben – hier ist sie sicher wie im Kerker des Herrschers.«
»Eben dort möchte ich sie ungern wissen«, konterte Cade lakonisch.
»Wir haben noch viel Zeit bis zu dem Tag, an dem du reitest!« versprach D’amara und lächelte versonnen.
In den letzten Wochen und Tagen, dachte Kilham, waren seine Überlegungen ein ständiges Auf und Ab gewesen. Er begann sich heute, leidlich ausgeruht und zufrieden, einzubilden, er stünde auf der Schwelle der Erkenntnis. Zwar auf keiner hohen Schwelle, aber immerhin war er bis dahin vorgedrungen. Ein riesiges Stück Weg für einen Ausgesetzten, den man der Erinnerungen beraubt hatte. Löste er des Herrschers Probleme, waren seine bedeutungslos klein geworden. Unsicherheit und Niedergeschlagenheit über diesen unendlichen Wirrwarr hatten sich abgewechselt mit Hochgefühlen und mit Zufriedenheit. Und dazu kam die Unruhe, die er fühlte, seit er zum erstenmal dieses Mädchen gesehen hatte. Er wußte nicht, an welcher Stelle er beginnen sollte, den Knoten zu lösen. Jenen Knoten, der Geirklasgers Land hieß und riesengroß war.
»Reiten!« sagte er. »Ich mag nicht mehr reiten. Können wir heute bei dir bleiben, Rende?«
»Ja. Ich lasse die Kammer über der Schenke aufräumen. Hungrig?«
Cade schüttelte den Kopf und trank einen Schluck Wein.
»Müde!« sagte er.
Er schloß die Augen und merkte nicht, daß ihn D’amara von der Seite anblickte.
»Rende, bitte! Sorge für die Kammer!« bat sie leise. Cade schreckte hoch und war vollkommen wach. Er fürchtete sich vor dem nächsten Anfall. Er konnte in wenigen Augenblicken kommen oder in drei Wochen.
Rende stapfte hinaus und gab halblaut Anordnungen an seine drei Sklaven, die er barsch in die Betten jagte, sobald sie das Zimmer aufgeräumt hatten. Schließlich, nachdem der Junge ein Tablett mit Wein, Brot, Butter und Braten und einen Leuchter hingestellt hatte, waren sie allein. Aus dem offenen Fenster blickten sie hinüber zur Stadt.
»Ich freue mich, daß wir uns getroffen haben!« sagte Cade leise. Er meinte es ernst.
Das Mädchen lehnte sich mit dem Rücken gegen seine Brust, und er legte die Arme um sie. D’amara war einen halben Kopf kleiner als er.
»Wir verdanken es Rende. So
Weitere Kostenlose Bücher