Krieger des Universums
Gewürzland.«
Der kleine Mann brachte die Gläser, verbeugte sich mehrmals, kassierte und versuchte zunächst, falsch herauszugeben, sah dann aber noch rechtzeitig den Ring an Cades Finger und verschwand unter einem nicht enden wollenden Strom von Wünschen und Beteuerungen. Das stark riechende Getränk war die einzige Möglichkeit, alle anderen Gerüche dieses Ortes auf das angenehmste zu übertönen. Cade hob das Glas an die Lippen.
Wieder hämmerte dort unter ihnen der Gong.
Auf einem Kubus aus schwarzem Stein stand die Statue des Götzen Kraim. Er war größer als zwei Menschen und befand sich in einer Stellung, über deren Bedeutung Cade lange hatte nachdenken müssen. Dann, eines Nachts während der Jagd, hatte er denselben Gesichtsausdruck und dieselbe Körperhaltung bei einem Träger beobachten können, der sich vor einem schweren, brechenden Ast geschützt hatte. Nur jemand, der ein Geschoß aus der Höhe erwartet, drehte seinen Körper in dieser charakteristischen Art. Mürrisch, als habe er einen herunterstürzenden Felsen oder Lavaschlacken erwartet, blickte Kraim nach oben. In der ausgestreckten Rechten trug er ein Bündel Fackeln, deren Schäfte parallel zueinander ausgerichtet waren. Jetzt loderten in den Schalen Flammen, von öl gespeist.
»Was schreien die Priester?« erkundigte sich D’amara und trank Moussa in kleinen, vorsichtigen Schlucken.
»Das, was Priester meistens schreien«, erklärte Cade trocken. »Der Untergang ist nahe, Besitz ist eine Belastung, Spenden werden entgegengenommen, und der Gott mit den vielen Fackeln ist gnädig.«
Die Menge bildete einen dichten Kreis um das Standbild. Kraim blickte grämlich halb in den Himmel, halb auf die Versammlung. Sein Gesicht trug den Ausdruck tiefster Resignation.
»Sagen sie etwas, wie nahe das verdammte Ende sein soll?« fragte das Mädchen und atmete tief den Geruch des Moussa ein.
»Natürlich nicht«, entgegnete Cade. Sein Blick wanderte langsam über die Menschen. Er hatte seine Augen halb geschlossen und beobachtete alles aus schmalen Schlitzen. »Man könnte sie dann festnageln.«
»Offensichtlich bist du nicht zu beeindrucken!« stellte sie fest.
»Nicht durch solche Reden!« meinte er ruhig.
Abseits der Menschenmasse,, die jetzt kleine Geldstücke in eine Urne warf, stand ein schlanker Mann. Er war anders gekleidet als die Menschen seiner Umgebung, aber das war es eigentlich nicht, was Cade aufgefallen war. Seine Haltung, sein Benehmen – als fühle er sich unendlich erhaben über diese drängende und ängstliche Masse. Er trug eine enge Hose, halbhohe Stiefel und eine unauffällige Jacke. Aber der Schnitt dieses Kleidungsstückes war absolut fremd.
»Was hast du?« fragte D’amara interessiert. Inzwischen spien die hochgereckten Fackeln schwarze Qualmwolken zum Himmel.
»Dort an der Mauer, neben dem abgestorbenen Baum? Er sieht sehr gut aus!«
Cade entblößte seine Zähne und knurrte:
»Ihn meine ich. Ob er gut aussieht, ist unwichtig. Aber er ist fremd in diesem Land.«
Sie lachte kurz auf und trank ihr Glas leer.
»Wie kannst du das sagen? Du kennst nicht jeden Menschen in Geirklasgers Land, Cade!«
»Sieh ihn genau an. Fast alles an ihm ist fremd.«
Cade stützte seine Arme auf den Rand der Terrasse und starrte hinunter. Er musterte den Fremden von oben bis unten und versuchte, sich auch die geringste Kleinigkeit einzuprägen. In den tausend Tagen hatte er einen solchen Mann, solche Kleidung, ein solches Verhalten nicht gesehen. Der Fremde machte den Eindruck eines Soldaten, eines Anführers. Jetzt griff er ganz langsam, ohne den Blick von den springenden und schreienden Götzendienern zu nehmen, in die Brusttasche seiner langen Lederjacke. Er zog ein kleines, braunes Tabakstäbchen heraus, langte in die Hosentasche und zündete das Stäbchen mit einem glitzernden Gerät an. Achtlos steckte er das Feuerzeug ein, lehnte sich wieder an den borkigen Stamm und rauchte gleichmütig vor sich hin. Niemand – außer D’amara und Cade – beachtete ihn. Deutliche Arroganz sprach aus jeder Bewegung des Mannes. Als ob er überzeugt war, es mit einem tobenden Haufen wie diesem aufgehetzten Volk jederzeit und mühelos aufnehmen zu können.
»Du hast recht. Fast alles ist fremdartig!« sagte D’amara.
Cade faßte einen reichlich kühnen Gedanken. Dieser Mann dort, stellte er sich vor, konnte einer aus der Masse der »Heere der Dämmerung« sein. Nichts war unmöglich.
Wieder hämmerten die Götzenpriester an den
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