Krieger des Universums
Sattel gerissen, strampelte mit den Füßen und klammerte sich an Cades Schultern. Aus den ersten Sprüngen wurde ein langgestreckter Galopp. Das Mädchen schwang endlich ein Bein über den Rücken des Tieres, dann hielt Cade sie vor sich fest. Sein Tier raste auf die Straße zu, in einem rasenden Zickzackgalopp über den schmalen Weg. Auf beiden Seiten des Pfades schlugen schwere, scharfe Dinger in den Boden und ließen Fontänen aus Dreck und Erde hochspritzen. Ein solcher Keil aus dem Himmel hatte um Haaresbreite D’amara verfehlt. Cade riß am Zügel. Das Tier warf sich herum, schlug einen Haken, glitt aus und kam wieder auf die Hufe.
»Weiter! Schneller!« flüsterte Cade.
Er schaute nach oben, während sie über eine Wiese sprengten. Nichts. Nicht einmal eine Wolke, kein schwarzer Geier … Nichts. Unter einigen Bäumen mit tief ausladenden Ästen sah Cade ein halbzerfallenes Haus. Er ritt darauf zu und hörte noch immer das Jaulen, mit dem die Geschosse durch die Luft fegten, hörte die dumpf krachenden Einschläge.
Rechts und links, vor ihm und hinter ihm explodierte die Erde, wirbelte zerfetztes Gras hoch, knickten mannshohe Halme. Eine Kette von Einschlägen begleitete sie bis zu der Baumgruppe. Einmal fühlte Cade, als er über einen halbverfallenen Holzzaun setzte und merkte, wie das Tier unter dem doppelten Gewicht sich beinahe die Knochen brach, den heißen Luftzug eines solchen Keils.
Dann waren sie unter den ersten Ästen.
Ein weiterer Einschlag zerfetzte Blätter und Holz über ihnen. Das Tier blieb keuchend stehen und zitterte am ganzen Leib. Cade holte Atem und ritt die wenigen Schritte bis dicht an den Stamm heran. Er wollte gerade absteigen und dem Mädchen helfen, als ihn der nächste Anfall zu Boden schmetterte.
Cade glitt aus, D’amara fiel schwer auf seinen Rücken. Sie landeten zwischen den Hufen des Tieres.
Der Zügel hatte sich unter der Achsel des Mannes verfangen, und das M’haer vermochte nicht mehr, sich loszureißen. D’amara stand auf, ergriff Cade beim Arm und stemmte die Absätze in den weichen Untergrund. Handbreit um Handbreit zog sie ihn aus dem Bereich der scharfen Hufe. Dann war er in Sicherheit und krümmte sich auf dem Boden.
»Verdammte Verbrecher!« flüsterte das Mädchen in ohnmächtigem Zorn.
Sie löste den Zügel und band das Tier fest. Dann setzte sie sich ins Gras, hob den Kopf des Mannes auf ihre Oberschenkel und hielt ihn fest, während Cade zuckte und sich zusammenkrümmte, bleich wurde und Laute des Schmerzes ausstieß.
Der Anfall dauerte diesmal länger, er war schwerer und nahm den Mann weitaus mehr mit als vorhergehende.
Schließlich entspannte sich Cade und lag ruhig da. Mühsam formte Kilham einige Worte. D’amara beugte sich vor, um ihn besser verstehen zu können.
»Jetzt weiß ich es genau …«, lallte er.
»Sei ruhig. Alles ist vorbei!« sagte sie eindringlich.
»Ich weiß es ganz genau. Jemand will mit aller Macht … verhindern«, er holte tief Atem und versuchte sich aufzurichten, »daß ich die Expedition beginne. Und das war die letzte Herausforderung, die ich brauchte.«
»Still!« flüsterte sie. »Nichts ist uns geschehen.«
»Jetzt erst recht. Ich werde reiten. Und ich komme zurück. Trotz Feuer vom Himmel, trotz fremder Spione, trotz dieses Bombardements!«
Er wuchtete sich hoch und kam schwankend auf die Beine. Sein Gesicht war weiß wie eine Wand und von schrecklichem Zorn erfüllt. Cade ballte die Fäuste und rief:
»Ich zeige es euch! Ich werde alles beweisen! Und wenn ich dabei zum Krüppel geschlagen werde!«
D’amara stand auf und wußte, daß sie zugleich verloren und gewonnen hatte. Denn jetzt würde Cade Kilham, der Schützling des Herrschers von Kortight, mit der Besessenheit eines starrköpfigen Weltenentdeckers alles tun, um möglichst schnell den Mann mit dem Buch und die Heere der Dämmerung zu finden.
»Ich nehme an«, sagte D’amara und kam langsam näher, »du wirst jetzt zu Poter Skuardi reiten und ihm deine Vorschläge unterbreiten?«
Cade nickte und wischte mit dem Ärmel über die Stirn.
»Ja. Aber zuerst bringe ich dich in den Schutz meiner Wohnung. Vielleicht ist es besser, du bleibst im Palast, denn dort sind die Mauern dicker!«
Er taumelte zu der Stelle hin, an der jenes seltsame Geschoß aufgeprallt war. Alles, was er fand, war eine Stelle im niedergetrampelten Gras, die naß und sehr kalt war. Oder täuschte er sich? War er im Begriff, wahnsinnig zu werden? Alles konnte nur ein
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