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Kriegsklingen (First Law - Band 1)

Kriegsklingen (First Law - Band 1)

Titel: Kriegsklingen (First Law - Band 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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Dann war er verschwunden. Das Seil straffte sich mit einem Ruck.
    »Ffffffff!«, zischte Frost und starrte auf das zerborstene Fenster.
    »Er ist gesprungen!«, keuchte Jalenhorm mit offenem Mund.
    »Offensichtlich.« Glokta humpelte zum Tisch hinüber und nahm Frost den Stofffetzen aus der Hand. Bei näherer Betrachtung erschien das Material gar nicht mehr so prachtvoll: Trotz der leuchtenden Farben war es schlecht gewebt.
    »Wer hätte das gedacht?«, murmelte Glokta vor sich hin. »Schlechte Qualität.« Er hinkte zum Fenster und sah zwischen den Scherben nach draußen. Der Magister der ehrenwerten Tuchhändlergilde schwang langsam hin und her, zwanzig Fuß unter ihnen, und sein zerrissener, goldbestickter Umhang umspielte ihn in der leichten Brise.
Billige Kleider und teure Fenster. Wäre das Tuch etwas stärker gewesen, hätten wir ihn gehabt. Hätte das Fenster mehr Bleiverglasung gehabt, hätten wir ihn auch gehabt. Oft hängt das Leben von solchen Umständen ab.
Unten auf der Straße versammelte sich schon eine entsetzte Menschenmenge, die auf den am Seil baumelnden Körper deutete, durcheinander redete und nach oben starrte. Eine Frau schrie.
Angst oder Aufregung? Beides klingt gleich.
    »Leutnant, wären Sie so nett, die Menge dort unten aufzulösen? Dann können wir unseren Freund hier abschneiden und ihn mit uns nehmen.« Jalenhorm sah ihn verständnislos an. »Tod oder lebendig, dem Haftbefehl des Königs muss entsprochen werden.«
    »Ja, natürlich.« Der bullige Offizier wischte sich den Schweiß von der Stirn und ging auf etwas unsicheren Füßen zur Tür.
    Glokta drehte sich wieder zum Fenster um und sah auf die baumelnde Leiche hinunter. Magister Kaults letzte Worte hallten in seinem Gedächtnis wider.
    Sehen Sie sich im Geschlossenen Rat um. Im Haus der Befragungen. In der Universität. Bei den Banken, Glokta!

DREI ZEICHEN
    West landete schwungvoll auf dem Hintern, die Fechteisen schnellten ihm aus den Händen und schlitterten über das Pflaster.
    »Das war ein Treffer!«, schrie Marschall Varuz. »Ein ganz klarer Treffer! Gut gekämpft, Jezal, gut gekämpft!«
    West hatte allmählich keine Lust mehr zu verlieren. Er war stärker als Jezal, überragte seinen Freund ein wenig und hatte eine größere Reichweite, aber der aufmüpfige kleine Drecksack war schnell. Verdammt schnell, und er wurde immer schneller. Inzwischen kannte er alle Tricks, die West beherrschte, jedenfalls mehr oder weniger, und wenn er weiterhin derart schnell besser wurde, würde er ihn bald jedes Mal schlagen. Das wusste Jezal auch. Er hatte ein selbstgefälliges Lächeln auf dem Gesicht, das einen wütend machen konnte, als er West die Hand hinstreckte und ihm aufhalf.
    »So langsam geht es in die richtige Richtung!« Vor Begeisterung schlug sich Varuz mit dem Stock aufs Bein. »Vielleicht steht jetzt allmählich wirklich ein Sieger vor uns, was, Herr Major?«
    »Höchstwahrscheinlich, Herr Marschall«, sagte West und rieb sich den Ellenbogen, den er sich bei dem Sturz geprellt hatte und der nun dumpf pochte. Dabei warf er einen Seitenblick auf Jezal, der sich im warmen Lob des Marschalls sonnte.
    »Aber wir dürfen nicht selbstzufrieden werden!«
    »Nein, Herr Marschall!«, erwiderte Jezal mit Nachdruck.
    »Nein, das dürfen wir nicht«, wiederholte Varuz. »Major West ist natürlich ein sehr guter Fechter, und Sie können sich geehrt fühlen, ihn als Partner zu haben, aber«, und hier grinste er West an, »Fechten ist ein Sport für junge Männer, nicht wahr?«
    »Natürlich, Herr Marschall«, brummte West. »Ein Sport für junge Männer.«
    »Bremer dan Gorst wird da ein ganz anderer Gegner sein, vermute ich, wie auch die anderen beim Turnier dieses Jahr. Da wird dann weniger die Erfahrung eines Veteranen als vielmehr die Spannkraft der Jugend eine Rolle spielen, was, West?« West fühlte sich mit seinen dreißig Jahren immer noch voller Spannkraft, aber es hatte keinen Zweck, darüber zu streiten. Er wusste, dass er nie der begabteste Fechter der Welt gewesen war. »Wir haben im letzten Monat großartige Fortschritte erzielt, wirklich großartige Fortschritte. Sie haben in der Tat Aussichten auf einen Sieg, wenn Sie weiter so bei der Sache bleiben. Große Aussichten! Gut gemacht! Ich sehe Sie beide dann morgen wieder.« Damit stolzierte der alte Marschall vom sonnigen Innenhof.
    West ging zu der Wand hinüber, vor der das Eisen lag, das er verloren hatte. Ihm tat immer noch alles weh von dem Sturz, und er beugte sich

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