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Kriegsklingen (First Law - Band 1)

Kriegsklingen (First Law - Band 1)

Titel: Kriegsklingen (First Law - Band 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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Wand festzuhalten versuchte, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Einer der Praktikalen sprang vor und schlug den Mann auf den Rücken.
    »Ich gestehe!«, wimmerte der Kaufmann, als der Stock wieder in die Höhe fuhr, dann sauste er auf seinen Kopf hinab. Der Praktikal fing den zusammensackenden Körper unter den Achseln auf und zog ihn rückwärts zur Tür. Glokta eilte weiter, während Leutnant Jalenhorm mit aufgerissenen Augen an seiner Seite blieb. Sie kamen an eine breite Treppe, und Glokta beäugte die Stufen voller Hass.
Meine alten Feinde, überall warten sie auf mich.
Er quälte sich so gut es ging nach oben und bedeutete Praktikal Frost mit seiner freien Hand, an ihm vorbeizueilen und vorzugehen. Ein verblüffter Kaufmann, der etwas von seinen Rechten faselte, wurde an ihnen vorbei und nach draußen geschleppt, während seine Hacken gegen die Treppenstufen schlugen.
    Fast wäre Glokta ausgerutscht und vornüber gefallen, aber jemand bekam ihn noch rechtzeitig am Ellenbogen zu fassen und hielt ihn fest. Es war Jalenhorm, auf dessen breitem, ehrlichem Gesicht immer noch Verwirrung geschrieben stand.
Also haben die bulligen Männer doch noch ihren Nutzen.
Der junge Offizier half ihm die restlichen Stufen hoch. Glokta hatte nicht die Kraft, sich dagegen zu wehren.
Wieso sich auch darüber aufregen? Ein Mann sollte seine Grenzen kennen. Es ist nichts Edles daran, vornüber zu fallen. Das sollte ich wissen.
    Oben an der Treppe befand sich ein großer Vorraum, der aufwändig mit einem dicken Teppich und farbenfrohen Wandbehängen ausstaffiert war. Zwei Wächter standen mit gezogenen Degen vor einer großen Tür, gekleidet in die Livree der Tuchhändlergilde. Frost trat ihnen entgegen, die Hände zu weißen Fäusten geballt. Jalenhorm zog seine eigene Klinge, als er oben an der Treppe angekommen war, und pflanzte sich neben dem Albino auf. Glokta musste unwillkürlich lächeln. Der zungenlose Folterer und die Blume der Ritterlichkeit.
Eine ungewöhnliche Allianz.
    »Ich habe einen Haftbefehl, vom König persönlich unterschrieben.« Glokta hielt das Papier in die Höhe, sodass die Wachen es sehen konnten. »Die Tuchhändler sind erledigt. Sie haben nichts zu gewinnen, wenn Sie sich uns in den Weg stellen. Stecken Sie die Degen weg! Sie haben mein Wort, es wird Ihnen nichts geschehen.«
    Die zwei Wachen sahen einander unsicher an. »Weg mit den Degen!«, rief Jalenhorm, der etwas näher rückte.
    »In Ordnung!« Einer der Männer bückte sich und gab seiner Waffe auf den Dielenbrettern einen Schubs. Frost bremste sie mit dem Fuß ab.
    »Und Sie auch!«, brüllte Glokta den anderen an. »Sofort!« Der Wächter gehorchte, warf seinen Degen zu Boden und hob die Hände hoch. Einen Augenblick später traf ihn Frosts Faust an der Spitze seines Kinns; der Schlag schleuderte ihn gegen die Wand und ließ ihn bewusstlos zusammenbrechen.
    »Aber …«, rief der erste Wächter. Frost packte ihn an seinem Hemd und warf ihn die Treppe hinunter. Er kugelte die Stufen hinunter, überschlug sich mehrmals und blieb dann unten regungslos liegen.
Ich weiß, wie sich das anfühlt.
    Jalenhorm stand bewegungslos und blinzelnd da, den Degen immer noch erhoben. »Ich dachte, Sie hätten gesagt …«
    »Verschwenden Sie nicht zu viele Gedanken daran. Frost, suchen Sie eine andere Möglichkeit, hier hereinzukommen.«
    »Fffff.« Der Albino trottete den Flur hinunter. Glokta ließ ihm einen Augenblick Zeit, dann drängte er nach vorn und drückte die Türklinke herunter. Zu seiner großen Überraschung war nicht abgeschlossen. Die Tür schwang auf.
    Der Raum war der reine Überfluss, groß wie eine Scheune. Die Schnitzereien an der hohen Decke waren mit Blattgold überzogen, die Rücken der Bücher auf den Regalen mit kostbaren Edelsteinen verziert, das wuchtige Mobiliar auf Hochglanz poliert. Alles war übergroß, überladen, überteuert.
Aber wer braucht schon Geschmack, solange er genug Geld hat?
Es gab mehrere große Fenster nach der neusten Mode, mit flächigen Glasscheiben ohne allzu viel Blei dazwischen, die einen überwältigenden Blick über die Stadt, die Bucht und die dort ankernden Schiffe boten. Magister Kault saß lächelnd an seinem riesigen vergoldeten Tisch vor dem mittleren Fenster, gekleidet in sein großartiges Amtsgewand, und wurde dabei zum Teil von einem riesengroßen Schrank überragt, dessen Türen das Wappen der ehrwürdigen Tuchhändlergilde zierte.
    Dann hat er uns noch nicht durch die Finger schlüpfen können.

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