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Kriegsklingen (First Law - Band 1)

Kriegsklingen (First Law - Band 1)

Titel: Kriegsklingen (First Law - Band 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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recht verkrampft nach vorn, um seinen Degen aufzuheben. »Ich muss dann auch gehen«, knurrte er, als er sich wieder aufrichtete, wobei er so gut wie möglich zu verbergen suchte, wie zerschlagen er sich fühlte.
    »Wichtige Geschäfte?«
    »Marschall Burr hat mich zu sich bestellt.«
    »Dann gibt es also Krieg?«
    »Vielleicht. Ich weiß es nicht.« West sah an Jezal herunter. Aus irgendeinem Grund mied der junge Mann seinen Blick. »Und Sie? Was haben Sie heute noch vor?«
    Jezal fummelte mit seinen Degen herum. »Ach … ich habe weiter nichts geplant … jedenfalls nicht so richtig.« Er sah verlegen auf, aber nur kurz. Für einen so guten Kartenspieler war er beim Lügen entsetzlich schlecht.
    In West keimte ein nagendes Gefühl der Besorgnis auf. »In den Plänen, die Sie nicht haben, spielt aber Ardee keine Rolle, oder?«
    »Ähm …«
    Das nagende Gefühl verwandelte sich in ein kaltes Pulsieren. »Nun?«
    »Vielleicht«, gab Jezal kurz zurück, »nun gut … ja.«
    West trat direkt an den Hauptmann heran. »Jezal«, hörte er sich langsam und durch die zusammengebissenen Zähne hindurch sagen, »ich hoffe, Sie haben nicht die Absicht, meine Schwester zu vögeln.«
    »Jetzt passen Sie mal auf …«
    Aus dem Pulsieren wurde überschäumende Wut. Wests Hände packten Jezal an den Schultern. »Nein, jetzt passen Sie mal auf!«, fauchte er. »Ich werde nicht zulassen, dass jemand mit ihr spielt, haben Sie das begriffen? Man hat ihr schon einmal wehgetan, und ich werde nicht zulassen, dass das wieder geschieht! Weder durch Sie noch durch sonst irgendjemanden! Das werde ich verhindern! Sie ist keine von denen, mit denen Sie Ihren Spaß haben können, haben Sie mich verstanden?«
    »Schon gut«, gab Jezal zurück, der plötzlich bleich geworden war. »Schon gut! Ich habe keine Absichten, was sie betrifft! Wir sind nur Freunde, das ist alles. Ich mag sie! Sie kennt hier niemanden und … Sie können mir vertrauen … Da ist nichts Böses dabei! Au! Lassen Sie mich los!«
    West merkte, dass er mit all seiner Kraft Jezals Arme zusammengepresst hatte. Wie war das passiert? Er hatte nur ruhig über diese Sache reden wollen, und jetzt war er viel zu weit gegangen. Schon einmal weh getan … verdammt! Das hätte er niemals sagen dürfen! Ganz plötzlich ließ er los, ging einen Schritt zurück und schluckte seinen Zorn hinunter. »Ich will nicht, dass Sie sich weiter mit ihr treffen, verstanden?«
    »Jetzt hören Sie aber mal auf, West. Wer sind Sie denn, dass Sie …«
    Wests Zorn flammte wieder auf. »Jezal«, knurrte er, »ich bin Ihr Freund, deswegen bitte ich Sie darum.« Er trat wieder einen Schritt nach vorn und kam noch näher als zuvor an Jezal heran. »Und ich bin ihr Bruder, daher warne ich Sie. Halten Sie sich von ihr fern! Daraus kann nichts Gutes erwachsen!«
    Jezal sank gegen die Wand hinter sich. »Schon gut, schon gut! Sie ist Ihre Schwester!«
    West wandte sich ab, um durch den Torweg hinauszugehen. Er rieb sich den Nacken, und sein Kopf dröhnte.
     
    Lord Marschall Burr saß da und sah aus dem Fenster, als West in sein Zimmer trat. Er war ein massiger, grimmig dreinblickender Mann mit dichtem braunem Bart und schlichter Uniform. West fragte sich, wie schlecht die Nachrichten sein mochten, die auf ihn warteten. Nach der Miene des Marschalls zu urteilen, waren sie äußerst schlecht.
    »Major West«, sagte er und sah mit zusammengezogenen Brauen auf. »Danke, dass Sie gekommen sind.«
    »Natürlich, Herr Marschall.« West bemerkte drei grob gezimmerte Kisten, die auf einem Tisch an der Wand standen. Burr folgte seinem Blick.
    »Geschenke«, sagte er bitter, »von unserem Freund aus dem Norden, Bethod.«
    »Geschenke?«
    »Für den König, wie es scheint.« Der Marschall verzog das Gesicht und saugte an seinen Zähnen. »Warum werfen Sie nicht einmal einen Blick auf das, was er uns geschickt hat, Herr Major?«
    West ging zum Tisch herüber, nahm eine der Kisten und öffnete vorsichtig ihren Deckel. Ein unangenehmer Geruch stieg auf, wie stark verdorbenes Fleisch, aber außer etwas braunem Schmutz befand sich nichts darin. Er öffnete die nächste Kiste. Der Geruch war noch schlimmer. Noch mehr brauner Dreck, der an den Innenseiten klebte, und Haare, ein paar gelbliche Strähnen. West schluckte und sah in das finstere Gesicht des Marschalls. »Ist das alles, Herr Marschall?«
    Burr schnaubte. »Schön wär’s. Nein, den Rest mussten wir begraben.«
    »Begraben?«
    Der Marschall nahm ein Schriftstück von

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